Schicksal: Zerquetschte Hände gerettet
Ein Unfall hätte Ghafar Zadran beinahe seine Hände gekostet. Nur die schnelle Hilfe der Chirurgen bewahrte ihn vor der Amputation.
Düsseldorf. Mit Tausend Tonnen Druck saust der Stempel der Maschine nieder. Das Metall, das in der Form liegt, verbiegt sich wie Knetmasse. Die Kraft, die solch eine Stanzmaschine entwickelt, ist enorm. Nicht auszudenken, wenn man mit den Händen dazwischen geriete.
Ghafar Khan Zadran weiß, wie sich das anfühlt. Genau solch ein Unfall ist dem 34-jährigen Afghanen vor knapp einem Monat passiert, die WZ berichtete. Das er seine Hände noch hat, ist kein Wunder, sondern das Ergebnis intensiver Bemühungen der Hand- und Gefäßchirurgen der Uniklinik.
24. Januar 2007, 1.50 Uhr: Ghafar Zadran steht vor der Stanzmaschine in der Werkshalle einer Aufzugsfirma an der Erkrather Straße. Der Bürgerkriegsflüchtling arbeitet dort erst seit drei Wochen. Eigentlich ist er bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt. "An dieser Maschine war ich ganz neu", erinnert er sich. Er lächelt und blickt auf seine bandagierten Arme.
Eigentlich ist er mit seiner Arbeit fast fertig. "Nur noch fünf Stück" habe er stanzen müssen, dann wäre der Job erledigt gewesen. Doch dann fällt eines der Metallwerkstücke in die Maschine. Zadran greift hinein, will die Stange herausziehen. Aber er kommt nicht richtig heran. "Ich wollte den Stempel hochfahren." Dabei verwechselt er die Fußpedale, mit denen die Stanze bedient wird. Die Maschine zerschmettert dem 34-jährigen beide Arme.
"Es war eine komplizierte Operation", erinnert sich Oberarzt Dr. Michael Schädel-Höpfner. Der Handchirurg setzte mit seinem Team die ersten Schnitte. "Wir haben die Brüche mit einem externen Fixateur erst einmal stabilisiert." Danach machte sich Gefäßchirurgin Dr. Barbara Weis-Müller mit ihrer Mannschaft ans Werk.
"Jede Hand wird von zwei Arterien versorgt. Bei Herr Zadran waren die allesamt langstreckig zerstört, regelrecht zerrissen", erklärt die Oberärztin. Sie musste dem Unfallopfer Beinvenen entnehmen, um ihm daraus neue Arterien zu formen. Die Blutversorgung ist extrem wichtig, nach zwölf Stunden wären die Hände nicht mehr zu retten gewesen.
Doch die Gefäßchirurgen leisten ganze Arbeit. "Mit der Durchblutung bin ich sehr zufrieden", sagt Dr. Weis-Müller und streicht ihrem Patienten über die Finger. Die Operation dauert von zwei Uhr nachts bis am anderen Abend um 21 Uhr. "Die Aufgabe hält einen wach und konzentriert. Danach ist man allerdings erledigt", erklärt Schädel-Höpfner.
Diagnose Ghafar Zadran erlitt einen offenen Unterarmbruch links und einen doppelten Handwurzelbruch rechts. Die Handarterien wurden zerstört, die Haut zerquetscht. An drei Fingern sind die Strecksehnen durchtrennt.
Behandlung Erst mussten die Knochen fixiert werden, dann die Arterien neu gebildet. In fünf Folgeoperationen wurden die Sehnen und Bänder genäht, Haut transplantiert und die Wunden genäht.
Reha Ghafar Zadran wird drei Wochen in die Reha gehen. Danach könnte er seine Hände fast ohne Einschränkungen wieder benutzen.