Schuldezernent Hintzsche: "Manche Klagen halte ich für überzogen"
Burkhard Hintzsche über protestierende Eltern, marode WCs und die Beliebtheit der Düsseldorfer Schulen im Umland.
Düsseldorf. Herr Hintzsche, in den letzten Wochen diskutierten Eltern und Politiker heftig über einen Sanierungsstau an Schulen und Verzögerungen beim Ausbau, etwa für den Ganztag. Wieso hat man vom Schuldezernenten nichts gehört?
Hintzsche: Es gab unterschiedliche Kritikpunkte, auf die ich im September reagiert und auf die Herausforderungen verwiesen habe, vor denen die Schullandschaft steht — und zwar alle Beteiligten: Land, Stadt, Schulen, Eltern und Schüler. Die Zahl der Hauptschüler geht trotz erheblicher Unterstützung der Stadt für die Hauptschulen zurück. Eine Sekundarschule soll noch 2012 auf den Weg gebracht werden. Das Thema Inklusion ist vom Land noch nicht geregelt, gleichwohl erwarten alle von der Stadt inhaltliche und bauliche Antworten.
Und der Ganztag?
Hintzsche: Ganztagsangebote richtet die Stadt nur nach Beschlüssen in den Schulkonferenzen ein. Insoweit wundert es schon, dass die Eltern ein freiwilliges Angebot wie die offene Ganztagsgrundschule kritisieren, bei der die Stadt zusätzlich über 100 Lehrerstellen für Düsseldorf sichert. Wir haben die Schulpflegschaften ermuntert, sich zusammenzuschließen und sind offen für die Mitwirkung einer demokratisch gewählten Elternvertretung etwa in der Bildungskonferenz oder dem Qualitätszirkel Inklusion.
Sind die Klagen an etlichen Schulen denn berechtigt?
Hintzsche: Ich halte manche für überzogen. Insgesamt ist das Niveau des Bildungsstandortes Düsseldorf sehr hoch. Dafür spricht allein schon die Nachfrage. Das Umland hat z.T. freie Kapazitäten in den Schulen und gleichwohl kommen aktuell rund 1500 Schüler aus dem Umland hierher, alleine 750 besuchen ein städtisches Gymnasium, wo ja bekanntlich die Situation am engsten ist. Wenn das nicht für die Attraktivität unserer Schulen spricht, was dann?
Trotzdem gibt es mancherorts erhebliche Mängel, es fehlen Mensen, die Toiletten sind marode etc.
Hintzsche: Ich will keine Probleme marginalisieren. Aber mit Begriffen wie „marode“ sollte man vorsichtig umgehen, wie bei den Toiletten gab es auch Klagen über das Nutzerverhalten. Die Stadt kann nicht an 161 öffentlichen Schulstandorten gleichzeitig unterwegs sein. Die Philosophie des Masterplans Schulen war doch nie, möglichst alles und sofort zu erledigen, sondern es gab Jahr für Jahr ein großes Budget und Prioritäten der Abarbeitung. Im Übrigen: Es gibt in NRW keine größere Stadt, die nicht auf Übergangslösungen angewiesen ist.
Anderes Thema: Braucht die Stadt wirklich weitere Gymnasien?
Hintzsche: Die Entwicklung der Schülerzahlen zeigt eindeutig in diese Richtung. Die Tatsache, dass auch wegen des Wegfalls der verbindlichen Schulformempfehlung immer mehr Eltern ihr Kind aufs Gymnasium schicken wollen, verstärkt diesen Trend. Die Übergangsquote aufs Gymnasium liegt jetzt bei über 50 Prozent. Die Erweiterungsmöglichkeiten werden im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur Zeit geprüft.
Zwei neue Standorte sind im Gespräch, in Unterrath und Pempelfort. Dabei scheint der Bedarf zum Beispiel im Süden größer.
Hintzsche: An der Borbecker Straße haben wir ein Schulgebäude, das von mehreren Neubaugebieten aus gut erreichbar ist und das frei wird, weil eine Hauptschule ausläuft. Das zu nutzen ist wirtschaftlich sinnvoll. Deshalb und weil wir einen leistungsfähigen ÖPNV haben, setzen wir auf eine optimierte Bestandsnutzung.
Dort soll im Sommer der Betrieb beginnen, ist das zu schaffen?
Hintzsche: Wir arbeiten gemeinsam mit der Schulaufsicht intensiv daran. Allerdings muss man auch sehen, dass mit dem doppelten Abiturjahrgang sehr viele Schüler im Sommer die Gymnasien verlassen.
Die Schulleiter haben sich über Kürzungen beim Programm „E-School“ für Computerausstattung beschwert. Zu Recht?
Hintzsche: Es fließen genauso viele Mittel wie im Vorjahr. Wir müssen aber z.B. dafür sorgen, dass die Internetanschlüsse auf den neuesten Stand kommen. Schulen können sonst ihre Ausstattung nicht nutzen, weil sie nicht ins Internet kommen.
Beschwerden gab es auch, weil plötzlich Busse für Schulausflüge nicht mehr fuhren.
Hintzsche: Weil zwei Busunternehmen wegfielen, hatten wir vorübergehend einen Engpass. Wir sollten aber sehen, dass wir für Schülersonderverkehre mit 2,8 Millionen Euro viel Geld ausgeben. Einzelne Schulen nutzen regelmäßig den ÖPNV, andere greifen trotz guter Anbindung auf Sonderfahrten zurück. Wir haben inzwischen mit den Schulleitern über das Thema gesprochen und wollen gemeinsam ein System erarbeiten, das eine gerechte Verteilung der Fahrten möglich macht.