Schwerkranke schamlos geschröpft

Belgischer Professor muss für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis.

Düsseldorf. Harte Worte fand Amtsrichter Hans-Werner Telle-Hetfeld am Freitag in der Begründung seines Urteils gegen einen belgischen Mediziner (63) und der Geschäftsführerin (45) einer Arztpraxis an der Kaiserswerther Straße, die für schwer kranke Menschen die letzte Hoffnung war. Der Professor habe seinen ärztlichen Eid verletzt, anderen Menschen nicht zu schaden. Stattdessen seien gezielt zahlungskräftige Patienten angelockt worden, um sie dann anschließend zu schröpfen.

Der Hauptbeteiligte, ein renommierter Arzt, der sich auch als Buchautor einen Namen germacht hat, saß erst gar nicht auf der Anklagebank. Der 65-Jährige ist angeblich nicht verhandlungsfähig. Er habe laut Anklage ein System entwickelt, das über Jahre hinweg funktionierte, sogar Prominente wie Ex-Bundespräsident Johannes Rau oder Fußballer Olaf Bodden ließen sich in der Praxis behandeln.

Angeboten wurden den Schwerkranken so genannte „gentechnischen Funktionstests“, die angeblich von einem belgischen Speziallabor gemacht wurden. Doch die wurden niemals durchgeführt, denn das Labor war nur eine Briefkastenfirma. Trotzdem mussten die Patienten viele tausend Euro dafür zahlen. In einem Fall hatte eine Familie für die Tochter 70 000 Euro ausgegeben.

„Es ging nicht vom Gen zum Menschen, sondern vom Patienten zum Geld“, so Telle-Hetfeld. Finanzkräftige Kunden seien gezielt ausgesiebt worden. Für insgesamt 23 Fälle wurden die beiden Angeklagten verurteilt. Der Professor, der als eine Art Strohmann die Praxis leitete, muss für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Die 45-Jährige, die inzwischen als Kosmetikerin arbeitet, erhielt eine Strafe von 18 Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Sie muss außerdem 800 Arbeitsstunden leisten.