Kriminalität Seniorin und Polizei stellen Betrügern in Düsseldorf eine Falle
Düsseldorf · Trickbetrüger haben eine neue Betrugsmasche: die Kombination aus „Enkel-Trick“ und „Falscher Polizist“. Mit Hilfe einer engagierten Seniorin konnte die Polizei nun eine Mittäterin festnehmen.
Es ist der erste Fall seiner Art in der Landeshauptstadt: am Dienstagnachmittag wurde die Seniorin Silvia S. (Name geändert) von einem vermeintlichen Verwandten angerufen. Der Mann befinde sich in einer Notlage, brauche Geld von der 77-jährigen — der so genannte „Enkel-Trick“ wie er in den vergangenen Jahren an zahlreichen Senioren probiert wurde. Zudem wurde Silvia S. von einem angeblichen Polizeibeamten kontaktiert, der sich ebenfalls als ein Betrüger entpuppen sollte — der „Falsche Polizisten“-Trick. Die Kombination aus den beiden Betrugsmaschen ist neuartig. Dank der aufmerksamen Seniorin glückte dieser erste Versuch nicht. Eine 51-jährige Frau polnischer Herkunft sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Laut Polizei operieren Betrüger, die den Enkeltrick anwenden, oft über polnische Callcenter. Der „Falsche Polizist“ läuft meist über Callcenter in der Türkei.
Silvia S. ist ein vorsichtiger Mensch. Fremden traue sie zunächst nie. Das bewahrte die gebürtige Schweizerin wohl vor einem immensen finanziellen Schaden. S. wohnt seit rund 50 Jahren in Düsseldorf. Neben ihrer Familie hat sie Geschäftsräume auf der Königsallee, in denen sich die Seniorin zum Zeitpunkt des Betrugsversuchs aufhielt.
Der angebliche Verwandte wollte sie mit Kuchen besuchen kommen, so die Betroffene. Aber sie traute der Sache nicht, fragte nach dem Namen des Mannes, ob er verheiratet sei, ob er Kinder habe und wie diese heißen? Der Mann zeigte sich schnell genervt von der „Fragerei“ und legte auf.
Etwa zehn Minuten später kam ein Anruf eines Herrn Braun, angeblich Polizeibeamter. Inzwischen hatte S. ihren Sohn am Handy, der ihr riet, sofort die echte Polizei zu alarmieren — ein absolut richtige Schritt, wie die Polizei selbst betont. Der vermeintliche Polizeibeamte erklärte S., dass sie so eben von einem Betrüger kontaktiert worden sei, Braun habe dies mitgehört. S. solle bitte mit ihm kooperieren, um die Betrüger zu fassen. Nach ihrer Zustimmung wurde sie zu einer Frau Leienberg weitergeleitet, die vermeintliche Chefin der Kriminaldienststelle. In „akzentfreier Polizistensprache“ erklärte sie der Seniorin, dass sie zur Bank gehen solle, um noch mehr Geld abzuholen. Dem Betrüger solle dann eine Falle gestellt werden, so der Plan der vermeintlichen Polizei-Chefin. Alle Anrufe erreichten Silvia S. bisher mit unterdrückter Rufnummer.
„Polizeibeamtin“ Leienberg riet ihr, auf die Wünsche der Betrüger einzugehen, sollten diese noch einmal anrufen. Inzwischen war eine Zivilstreife der „echten“ Polizei eingetroffen. „Ich war sehr ängstlich“, gibt die Seniorin zu. So verlangte sie erst den Dienstausweis der Beamten — auch dies sei ein richtiger Schritt. Auf Papierzetteln gaben die Beamten der Seniorin vor, was sie am Telefon sagen sollte — die Betrüger sollten in eine Falle gelockt werden.
Der „Enkel“ rief, wie erwartet, einige Minuten später an. Er sei in Mönchengladbach, habe gerade ein Auto gekauft und er brauche Geld. Mit S. wurde ein Übergabe-Termin vereinbart, an dem eine gewisse Frau Linz, Kassiererin des Autohauses, erscheinen solle. „Sobald die Kassiererin das Geld bekäme, würde er das Auto bekommen“, gab S. das Gesagte wieder.
Aber die Falle schnappte nicht zu — zumindest nicht wie geplant. Die Dame mittleren Alters mit langen schwarzen Haaren wartete auf der anderen Straßenseite darauf, dass S. mit dem Geldumschlag nach unten kommt. S. fuhr mit dem Aufzug, eine Polizistin in Zivil ging durch das Treppenhaus runter — zum Schutz der älteren Dame. Der Fehlschlag war einem Missgeschick geschuldet: die Zivilpolizistin öffnete der Seniorin zunächst eine Glastür noch innerhalb des Gebäudes. Dies muss die Dame wohl gesehen haben, worauf sie mit ihrem Handy am Ohr sofort umdrehte und sich eilig zum nächsten Taxi begab. Aufmerksame Zivilpolizisten, die die Dame schon zuvor draußen beobachteten, eilten hinterher. Sie konnten die Frau in einem Taxi stellen und daraufhin festnehmen.
Hierbei handele sich sicherlich um eine schwere Art des Betruges, so Kriminalhauptkommissar Markus Gerhards. Schwerer Betrug wird mit mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet. Die Polin habe nach eigener Aussage lediglich den Auftrag gehabt, gegen Bezahlung hier Dokumente und Geld abzuholen.