Denkmal Erinnerung an blühendes jüdisches Leben und Naziterror

Düsseldorf · Mahnmal an der Grafenberger Allee wurde am Mittwoch enthüllt.

Oberrabbiner Raphael Evers, Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde, OB Thomas Geisel und Bezirksbürgermeister Uwe Wagner.

Foto: Stadt Düsseldorf / Uwe Schaffmeister

Stolpersteine erinnern vielerorts an das Schicksal jüdischer Mitbürger. An der Grafenberger Allee 78-80 wurde am Mittwoch nun ein größeres, so genanntes Erinnerungszeichen enthüllt. „Es macht aufmerksam auf das vielfältige blühende jüdische Leben in Düsseldorf in den 1920er Jahren und auf den Terror, dem die Juden später in der Nazizeit ausgesetzt waren“, sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel bei der kleinen Feierstunde auf dem Bürgersteig. Denn das neue Mahnmal steht im öffentlichen Raum.

Eben vor dem Haus, das der Düsseldorf-Loge der jüdischen Organisation „B’nei Brith“ einmal gehörte, die arme Juden unterstützte. Die Räume dienten als Kindergarten. Ab 1939 war das Gebäude Zentrum des jüdischen Lebens in Düsseldorf, hier fand der Unterricht der Jüdischen Volksschule statt und es diente als Altersheim. An diese Geschichte des Hauses erinnerte bislang nichts.Das fanden die heutigen Achtklässler des Albert-Einstein-Gymnasiums bei einem Projekt mit ihrem Lehrer Jonathan Grünfeld heraus. Und auch Ben Klar (Linke) wollte, dass man sich an die Historie des Hauses erinnern sollte. Die Bezirksvertretung 2 (Flingern/Düsseltal) stimmte dem Projekt „Erinnerungszeichen“ zu und förderte das Denkmal mit 11 500 Euro. Bezirksbürgermeister Uwe Wagner appellierte bei der Enthüllung „gemeinsam für Respekt und ein friedliches Miteinander einzutreten.“

Das Konzept des Erinnerungszeichens wurde unter Federführung der Mahn- und Gedenkstätte erarbeitet. Entworfen hat es die Grafikerin Suna Niemetz. Zu sehen ist eine Stahlkonstruktion, auf deren linken Seite ein kurzer Text an die Geschichte des Haues erinnert. Rechts sind zwei lebensgroße Figuren zu sehen. Stellvertretend für das Schicksal der Kinder und der Älteren erinnert eine an Kurt Lubascher, der dort als Kind zunächst lebte und später im Haus zur Schule ging. Kurt wurde mit seiner Mutter deportiert und ermordet, als er 15 Jahre jung war. Die zweite Figur erinnert an Ida Sostheim. Die damals 82-Jährige lebte dort im Altersheim, wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und starb in dem Ghetto.

Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, wertete das neue Mahnmals als Zeichen für eine offenes Düsseldorf. Eine nach der Einweihung geplante Feier im Leo-Baeck-Saal der Jüdischen Gemeinde wurde aufgrund der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus abgesagt.