Sie flüstert Opern und tanzt Tango
Die Souffleuse Stefanie Bertram liebt klassische Musik und den argentinischen Tanz. Ihr CD-Regal liefert den Beweis.
Düsseldorf. Das CD-Regal am Fenster wirkt gut sortiert: Oper, Kammermusik und Symphonisches sind sauber voneinander getrennt. Die klassischen Farben der Plattenfirmen (zum Beispiel Gelb für die Deutsche Grammophon, Rot für EMI Classics) sind gut zu erkennen. Doch in einem Bereich wird es im Regal bunt und poppig. „Mein absolutes Hobby ist der argentinische Tango“, sagt Stefanie Bertram, Souffleuse im Opernhaus, Klassik-Fan und Musikerin. In ihrer Freizeit spiele sie Geige in Kammerensembles. Auch bei den argentinischen Tänzen ist sie nicht nur passive Musikkonsumentin: „Ich tanze selber Tango.“
Über dem Regal mit etwa 400 Tonträgern hängt ein Bild, das eine Kaffeehaus-Szene darstellt. „El Zurich“ heiße das Gemälde, das sie in einer Galerie in Barcelona erstanden habe, erzählt Stefanie Bertram mit leicht stolzem Lächeln. Sie trägt ein helles, leichtes Kleid und macht im Gespräch einen natürlich unkomplizierten, aber auch von den Schönheiten der Musik beseelten Eindruck. Wenn sie unterdessen über ihren beruflichen Werdegang berichtet, staunt man nicht schlecht über die Menge an Stationen und unterschiedlichen Arbeitsbereiche. Den Beruf der Souffleuse habe sie zwar nicht von Anfang an als Ziel vor Augen gehabt, die Theaterlaufbahn aber schon recht früh eingeschlagen. Bei Götz Friedrich in Hamburg studierte sie Musiktheater-Regie, wo sie eigenständig Cole Porters „Kiss me Kate“ inszenierte.
„Als Regisseurin konnte ich nie leben, darum habe ich auch viel Regieassistenz und Kinder- und Jugendarbeit am Theater gemacht.“ Am Schauspielhaus Detmold war sie Theaterpädagogin. Jedoch: „Ich bekam am Sprechtheater mit der Zeit eine riesige Sehnsucht nach der Oper und wollte ganz nah dran sein an der Musik.“ Durch dieses Verlangen nach der Nähe der Klänge sei sie überhaupt erst darauf gekommen, Souffleuse werden zu wollen. „Jetzt bin ich im Opernhaus ganz nah am Orchester und direkt vor mir sind die Sänger — das ist ein absoluter Traumjob.“
Opern, die sie souffliere, würden für sie immer schnell zum neuen Leib- und Magenstück avancieren, sagt Stefanie Bertram. Kürzlich sei sie bei Alexander Zemlinskys Oper „Der Zwerg“ im Soufflierkasten gewesen und habe sogleich Feuer gefangen. „Jetzt suche ich CDs mit Musik von Zemlinsky.“ Neben Klassik und Tango würden ihr aber noch einige andere Stilrichtungen gefallen. „Ich bin frankophil und habe als neuste Erwerbung das Album ‚Recto Verso’ von Zaz.“ In der Schule habe sie schon ihre Liebe zum französischen Chanson entdeckt, zu Jaques Brel und Edith Piaf. Sie habe im CD-Schrank aber auch eine Italien-Abteilung und noch ein Fach für Portugiesisches. „Weil ich den Fado so mag.“ Es dürfe musikalisch aber auch mal zünftig zugehen. So gehören zu ihren Lieblingen auch „La Brass Banda“ mit ihrem Urbayerisch.