Sind die Sinfonien von Bruckner und Mozart echt?
Der englische Jung-Dirigent Alpesh Chauhan gastiert heute mit den Düsys in der Tonhalle.
Authentizität von musikalischen Meisterwerken ist auch Dank unseres aus dem späten 19. Jahrhundert erwachsenen Kunstmusikverständnisses ein Fetisch. Die Verehrung für die großen Meister, ihr mit mancherlei Mythos aufgeladenes Bild, die Idee von dem Komponisten als einem Künstler, der ewige und vollendete Werke in die Welt setzt, ist im Vergleich zu der langen Geschichte des Musizierens recht neu.
Bis heute führt es immer wieder zu Erschütterungen der in sich so gefestigten Kunstmusikwelt, wenn plötzlich Zweifel an der Autorenschaft einer bestimmten Musik auftauchen. Bei anderen Werken indes ist die Skepsis schon gute Tradition und führt oft zu heftigen Streitigkeiten bei Gelehrten und zu Verunsicherung bei dem Publikum. Könnte es sein, dass die himmlische Musik, die man so sehr liebt, doch nicht von dem großen Meister stammt, dass alles ein Schwindel ist?
Andererseits gibt es auch Werke mit oft gleich mehreren Versionen und Umarbeitungen aus der Feder des Komponisten selbst. Da fragt man sich, welche Version nun die „Echte“ sei. Die früheste, da vielleicht aus ursprünglicher Inspiration entsprossene, oder doch die letzte, da von Meisters Hand revidiert?
Zwei prominente Beispiele, die immer wieder für derartige Fragen sorgen, sind bei den kommenden Sternzeichen-Konzerten der Düsseldorfer Symphoniker zu erleben. Mozart und Bruckner. Ersterer mit der Sinfonia concertante Es-Dur K 297b für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester — bei der sich die Gelehrten nicht ganz einig sind, ob das, was heute an Noten vorliegt, wirklich in der Form und in Gänze aus Mozarts Feder stammt. Und Bruckners Symphonie Nr. 4 Es-Dur „Romantische“, die auch wohl wegen des Beinamens zu seinen populäreren Werken zählt.
Doch ist die Fassung von 1878/80, die auch heute Abend in der Tonhalle unter dem jungen Gastdirigenten Alpesh Chauhan erklingen wird, eine Umarbeitung, die Bruckner, selbst von Zweifeln geplagt, anfertigte. Der große Zweifler Bruckner hat aber Musik geschaffen, die doch eigentlich über jeden Zweifel erhaben ist. Musik, die einen langen Atem braucht, dann aber besser wirkt als so manches Heilkraut.
Ergänzt wird das Programm durch Beethovens Ouverture zu „Die Geschöpfe des Prometheus“ op. 43, übrigens auch ein großer Umarbeiter.