Corona-Krise Düsseldorfer Geschäfte in Zeiten von Corona: Kein Kontakt – kein Umsatz

Düsseldorf · Die meisten Läden müssen wegen des Coronavirus geschlossen bleiben. Viele Einzelhändler trifft das Kontaktverbot hart.

Die Inhaberin des Ladens „Blumen Theater“ Melanie Thater hat Sträuße gebunden und sie verschenkt, weil ihr die Kunden wegblieben.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Wenn alle zuhause bleiben, steht die Wirtschaft quasi still. Das merken Einzelhändler besonders schmerzhaft. Ihre Kunden dürfen nicht mehr in den Laden kommen. Das Schreibwarengeschäft „Bernshaus“ am Benrather Markt hat dennoch geöffnet. „Wir haben eine Apothekenschaltung, die Tür ist zehn Zentimeter geöffnet“, sagt Inhaber Siegfried Hellmann. Privatleute können anrufen und die Ware abholen, gewerbliche Kunden haben die Möglichkeit, Bestellungen über das Online-Portal aufzugeben. „Ich bin überrascht, wie viele Menschen im Home Office arbeiten“, so Hellmann. Geordert würden meist Druckerpatronen, Papier und Prospekthüllen. Das Problem im Einzelhandel sei, dass Waren im Vorjahr bestellt werden. Die Zahlungen laufen weiter. „5000 Euro sind eine nette Geste“, sagt Hellmann über die staatlichen Hilfen.

„Einen Batzen Rechnungen“ für die Sommerware hat Sandra Wachtendonk neben den Gehältern für ihre Mitarbeiter zu begleichen. Sie betreibt Nordstraße 101 die Boutique „FeenZimmer“. Ob die staatlichen Hilfen greifen, hänge auch davon ab, wie schnell die anlaufen, findet sie. Wachtendonk hat keinen klassischen Online-Handel, weil kleine Boutiquen vor allem vom persönlichen Kontakt leben. „Wir verkaufen auch ein Lebensgefühl. Das ist online nicht zu vermitteln“, sagt Sandra Wachtendonk. Viele Kunden seien in den vergangenen zehn Jahren zu Freunden geworden. Die Boutique-Besitzerin ist jeden Tag von 10 bis 13 Uhr in ihrem Laden für Kunden erreichbar. „Ich kann die Ware durch die Scheibe zeigen und nach Hause liefern“, sagt Wachtendonk. Sie hat seit dem vergangenen Mittwoch keinen Umsatz mehr gemacht.

Viele Geschäfte verweisen auf ihren Onlineshop

Die meisten Läden auf der Ackerstraße in Flingern, die sich auf Wohnaccessoires und selbstgemachte Kinderkleidung spezialisiert haben, sind geschlossen und auch telefonisch nicht erreichbar. Bestellungen kann man auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, einzelne Läden verweisen auf ihren Online-Shop.

„Das ist natürlich keine schöne Situation“, sagt Stefan Pütz, Inhaber der beiden Buchhandlungen „Buch in Bilk“ auf der Aachener Straße und auf der Bilker Allee. „Ich habe den Vorteil, dass ich viele Stammkunden habe“, sagt Pütz, der täglich bis 15 Uhr im Laden ist. Seine Kunden bestellen Bücher aktuell per Mail oder Telefon, er wirft die Bücher in den Briefkasten oder übergibt sie persönlich. „Die Kunden decken sich mit Büchern ein“, sagt der Buchhändler, der die Erfahrung macht, dass sie sich auf seine Empfehlungen verlassen. Er rechnet aber damit, dass Amazon nach dem Lock-Out noch stärker sein wird. Kurz vor dem Erlass zu den Ladenschließungen verzeichnete Pütz Umsätze wie vor Weihnachten. Jetzt liegt er bei 15 bis 20 Prozent seines Umsatzes. Dennoch glaubt Stefan Pütz, dass er besser dran ist als große Buchhandlungen, die allein von der Laufkundschaft leben. „Ich habe keinen riesigen Fixkostenapparat und meine Ware verdirbt nicht.“

Im Gegensatz zu den Blumen im „Blumen Theater“ von Melanie Thater in Gerresheim. Die Floristin hat ihren Laden geschlossen. Sie nimmt telefonisch noch Bestellungen für Grabgestecke und Urnenkränze entgegen. „Ich habe seit Ende der vergangenen Woche kaum noch Kunden“, sagt Thater. In dieser Woche hat sie keine Ware mehr nachgekauft. Sie bleibt wie die Blumenproduzenten in Holland auf ihrer Ware sitzen. Die übriggebliebenen Blumen hat sie aber nicht vernichtet, sondern am Samstag unter dem Motto „Blumen gegen Corona“ verschenkt. Sie weiß, dass die Menschen am ehesten auf Dinge verzichten, die nicht existenziell sind. Dazu gehören auch Blumen. Auch die Blumenbestellungen für Beerdigungen fallen kleiner aus, weil nur wenige Menschen zu einer Trauerfeier zusammenkommen dürfen. „Finanziell ist das eine Katastrophe“, sagt Melanie Thater, die zwei 450-Euro-Kräfte beschäftigt. „Man darf aber den Kopf nicht in den Sand stecken.“ Die Zeit könne man für etwas anderes nutzen. Schwer wiegt für Thater aber das Kontaktverbot: „Mir fehlen die Menschen.“