So verlief die Demo gegen das Ed-Sheeran-Konzert in Düsseldorf
Baumschützer wollen den Auftritt auf dem Messeparkplatz verhindern. Ihren Protest drücken sie mit einer Kunstaktion aus.
Düsseldorf. Die Polizei war da, hatte aber nichts zu tun. Die etwa 60 Anwohner und Baumschützer, die sich auf dem Messeparkplatz 1 in Stockum versammelt hatten, waren nicht auf Krawall gebürstet. Im Gegenteil. Es war ein sanfter Protest in Moll, mit dem sie verhindern wollen, dass am 22. Juli Ed Sheeran vor mehr als 80 000 Fans auf dem neuen Open-Air-Gelände seine Songs „Perfect“ oder „Photograph“ singt. Während die Anwohner sich vor allem gegen Lärm und Verkehr wehren, will die Düsseldorfer Baumschutzgruppe verhindern, dass 104 Kastanien, Eschen oder Kirschbäume gefällt werden, um aus dem Parkplatz ein Konzertgelände zu machen.
„Wir wollen den Bäumen eine Stimme geben. Das ist eine Kunstaktion“, erklärte Andrea Vogelgesang, die Sprecherin der Düsseldorfer Baumschutzgruppe. Die hatte 100 Protest-Schilder bemalt, die von den Demonstranten als Gruppenarbeit an die Bäume gebunden wurden, welche in den nächsten Wochen verschwinden sollen: „Wir haben bei Ela 40 000 Bäume in der Stadt verloren. Es ist unmöglich, dass jetzt einfach wieder alter Baumbestand vernichtet werden soll.“ Die Umwelt-Aktivistin vermag nicht einzusehen, warum der Brite nicht in der benachbarten Esprit-Arena auftreten kann: „Die steht dann leer.“
Wenn es nach Siegfried Küsel, den Vorsitzenden des Heimat- und Bürgervereins Lohausen/Stockum gehen würde, könnte Ed Sheeran auch ganz zu Hause bleiben. Er wirft der Stadt Wortbruch vor. „Der Parkplatz hier hätte eigentlich gar nicht gebaut werden dürfen, als die Messe 1988 hier in den Norden gezogen ist“, schimpft er. „Damals gab es einen Kompromiss zwischen Messe, Stadt und den Bürgern, dass 900 Bäume gepflanzt werden.“ Es gehe nicht an, dass nun ein Teil davon fallen muss, weil dort ein Konzert stattfinden solle.
Auch ganz normale Nachbarn aus Lohausen und Stockum schlossen sich der Protestaktion an. Der Düsseldorfer Norden sei durch den Flughafen, die Messe und die Arena schon enorm belastet, sagte Erika Kandzia: „Wir müssen wirklich langsam aktiv werden. Aber ich fürchte, dass es diesmal schon zu spät ist.“
Nur ein paar hundert Meter von dem Messeparkplatz entfernt wohnt Karl-Heinz Pahl, Jahrgang 1935. Er ärgert sich darüber, dass dort eine Entscheidung im Schnelldurchgang und ohne Beteiligung der Bürger fallen soll. Der Rentner ist überzeugt, dass es nicht bei dem einen Konzert bleibt: „Da hat die Stadt aber dann einmal den Fuß in der Tür.“
Formal ist das Konzert noch nicht genehmigt. Die städtische Eventtochter D.Live hat einen Bauantrag bei der Stadt gestellt. Eingereicht werden muss dafür eine Vielzahl von Unterlagen, unter anderem eine luftrechtliche Zustimmung, ein Verkehrs- und Brandschutzkonzept, ein Sicherheitskonzept, eine Beschreibung von Lichtimmissionen sowie ein Verkehrsgutachten. Nach der Prüfung entscheiden die zuständigen politische Gremien in einer Sondersitzung. Die Zeit wird allerdings knapp.