Rückblick aufs Schützenjahr Die Schützenchefs erklären: „Wir können nur kleine Events bieten“

Mit dem Unterrather Schützenfest endet für das Sommerbrauchtum an diesem Wochenende die Saison. Ein Rückblick auf die Schützen-Saison und ein Blick in die Zukunft.

Eine Parade mit Kutschen und Reitern wie hier in Rath ist ein optischer Höhepunkt im Sommerbrauchtum.

Foto: Andrea Schmitz

Wenn Schützenchef Frank Spielmann am Samstag um 16.40 Uhr auf dem Festplatz an der Kartäuserstraße 70 die größte Kirmes im Düsseldorfer Norden eröffnet, dann ist es zugleich das letzte Schützen- und Volksfest der Saison, denn die Unterrather Bruderschaft bildet das Schlusslicht im Sommerbrauchtum. Bevor wir uns diesem Fest widmen, halten wir Rückblick. Was ist anders, besser, neuer geworden?

Zunächst einmal darf aufgeatmet werden. Die Heerdter und die Oberkasseler werden nicht gemeinsam feiern, wie sie das eine Zeitlang überlegten. Oberst Michael Boeckelmann: „Wir sind nicht klargekommen. Wir wollten uns jedenfalls nicht aufgeben, denn in drei Jahren feiern wir das 150-Jährige als großes Familienfest. Unser Ziel ist nur noch ein gemeinsames Titularfest.“

Die Überlegung war aufgetreten, weil die Heerdter im nächsten Jahr schon vom 8. bis 11. Mai feiern. Die Terminänderung erklärt der zweite Chef Lothar Gläser: „Im Mai liegen wir ganz vorn im Schützenkalender. Karneval ist lange genug vorbei, so dass der Zuspruch aus den Stadtteilen groß ist. Am Ende der Saison wie bei uns im August nimmt das Interesse der Gäste am Schützenwesen ab. Der Getränke-Umsatz ging auf dem Simon-Gatzweiler-Platz um 10 bis 20 Prozent zurück.“ Man werde auch den Königsschuss vom Samstag auf den Montag verlegen, um den Samstag attraktiver zu gestalten.“

Die Anzahl der Schausteller auf den Festwiesen nimmt stetig ab

Bei allen Schützenvereinen ist die Situation auf den Kirmesplätzen ähnlich: Es gibt immer mehr Lücken zwischen den Buden und Fahrgeschäften, weil es immer weniger Schausteller gibt, die für ganze vier Tage ihre Fahrgeschäfte auf- und abbauen.

Tim Wiatrowski vom Vorstand in Bilk klagt auch darüber, dass manche Schausteller Verträge abschließen und trotzdem nicht kommen. Deshalb werden in der Regel die Zelte anders gestellt. In Niederkassel etwa stand es diesmal nicht mehr in der Stirnseite zum Rhein, sondern an der Flanke. Das Zelt selbst war unter der Theodor-Heuss-Brücke proppenvoll, aber der Autoskooter kam sich recht einsam vor, weil sich die Gäste lieber unterhielten, aßen und tranken.

„Essen und Trinken geht immer“, sagt Schützenchef Dirk Schurse, der Neue aus Derendorf. Er freut sich, dass er das Fest „so gut hinbekommen“ hat, was angesichts der wachsenden Ansprüche der Gäste nicht leicht ist. Den „großen Kick“, dass alles immer größer, höher und schneller sein müsse, könne eine Stadtteilkirmes nicht bieten. Wie alle Schützenchefs erklärt er, man könne nur den „kleinen Kick“ bieten, wobei es in Derendorf immerhin 22 Buden gibt. Alle Schausteller würden wiederkommen, weil man urz vor der großen Kirmes am Rhein feiere. Dann könnten manche Schausteller gleich dableiben.

Pflege des Nachwuchses ist für die Vereine überlebensnotwendig

Das Sommerbrauchtum steht und fällt mit dem Nachwuchs. Hier überbieten sich die Vereine aus Bilk, Rath, Unterrath und Derendorf. Die Bilker, die mit stolzen 850 Mitgliedern die Vereine in den Stadtteilen anführen, betreiben eine intensive Jugendarbeit. Sie machen Ausflüge und unterweisen die Schüler im Schießsport. Inzwischen sind die kleinen wie die großen Kameraden so eifrig dabei, dass sie bei Landesmeisterschafen und deutschen Meisterschaften mitmischen und viele Titel einfahren. 60 bis 70 Bilker Schützen von 14 bis 80 Jahren treten beim Trainingsschießen an. Die Teilnahme an den Meisterschaften führt dazu, dass viele Ehrenamtliche gefragt sind, um die Jugend an die Spielstätten zu fahren.

Nun zum Unterrather Schützenfest auf dem großen Festplatz am Ende der Kartäuserstraße: Dort erwartet die Gäste vom Samstag bis Dienstag die größte Kirmes und mit 600 Mitgliedern der größte Schützenverein im Düsseldorfer Norden. Auftakt zur Kirmes ist Samstag 16.40 Uhr. Das Festzelt wurde umgestaltet, es hat jetzt zwei Bühnen, eine für die Majestäten und eine für die Musikbands. Dort wird ab 20 Uhr DJ Udo auftreten.

Am Sonntag entfällt das Platzkonzert an der Piwipp. Die Festivitäten starten um 15 Uhr mit dem großen Festzug unter Oberst Detlev Hackmann hoch zu Ross. Die Parade ist 16.15 Uhr an der Unterrather Straße 94. Ab 20.30 Uhr sorgen die Jungschützen für einen lustigen Abend.

 Am Montag ist ab 15.15 Uhr Hermann Schmitz, der ehemalige Hoppeditz, in seinem Element, wenn die Senioren aus Unterrath und Lichtenbroich bewirtet und unterhalten werden. Der Königsschuss fällt um 18.30 Uhr.

Am Dienstag gehen die Schüler von der der Beedstraße und der Kartause-Hain-Schule auf die Bühne und singen Lieder auf Platt, die die Rektorin Tanja Boots einstudiert hat. Um 12 Uhr wird sogar ein Schülerkönigspaar gekrönt. Das Volksfest endet am späten Abend mit Live-Musik.