NRW Geteilte Reaktionen bei Vonovia-Mietern

Düsseldorf · Das Wohnungsunternehmen möchte fusionieren. Das löst Ängste bei den Mietern aus, die Mieterhöhungen befürchten.

In Urdenbach lässt Vonovia gerade einen Spielplatz neu bauen.

Foto: RP/Dominik Schneider

Die beiden größten, börsennotierten Wohnungsunternehmen Deutschlands, die Vonovia und die Deutsche Wohnen, haben bekannt gegeben, fusionieren zu wollen. Das löst bei den Mietern Unruhe aus, die befürchten, dass solche Veränderungen Mieterhöhungen nach sich ziehen könnten. „Vonovia ist jetzt schon ein großer Miethai und sollte nicht noch mehr Macht bekommen“, sagt beispielsweise eine Vonovia-Mieterin aus Rath.

Sie hat bei Neuvermietungen im Haus starke Mieterhöhungen beobachtet und befürchtet, dass auch ihre Miete nach und nach angepasst werden soll. „Irgendwie muss die Übernahme ja finanziert werden“, sagt ein Bewohner der Unterrather Siedlung der Vonovia. Die Vonovia erklärt hierzu, dass die Mieter von dem Zusammenschluss profitieren würden: „Die von Vonovia und Deutsche Wohnen in den vergangenen Jahren immer wieder unter Beweis gestellte gesellschaftliche Verantwortung wird durch den Zusammenschluss weiter ausgebaut.“

In Düsseldorf bewirtschaftet das Unternehmen 3631 Wohneinheiten und ist damit nicht so stark vertreten wie in anderen Städten in NRW. Die Wohnungen verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet. Fragt man Mieter nach dem Grund, in eine Vonovia-Wohnung zu ziehen, wird zumeist eine preiswerte Miete genannt. Die Durchschnittsmiete von Vonovia Wohnungen in Düsseldorf liegt zurzeit bei 8,65 Euro. Wer preiswert wohnen möchte, muss teilweise Mängel hinnehmen. Die Häuser in der Unterrather Siedlung am Mintarder Weg aus den 1960er Jahren sind in den Augen von Bezirksbürgermeisterin Birgit Schentek (CDU) beispielsweise „zum Teil in einen katastrophalen Zustand“. Modernisierungsmaßnahmen der Vonovia haben aber oft ihre Tücken. Als 2017 beispielsweise am Mintarder Weg aus Brandschutzgründen für mehrere Monate provisorische Treppengerüste an den Mehrfamilienhäusern aufgebaut wurden, wurden die Mieter erst einen Tag vorher über die Arbeiten informiert.

Verzweifelt sind mehrere Bewohner der 200 Vonovia-Wohnungen in Rath rund um die Bochumer-, Neuenhof-, Dortmunder Straße und dem Rather Kreuzweg. Eigentlich hatten sie sich auf die umfassende Modernisierung ihres Quartiers gefreut, doch inzwischen ziehen sich die Arbeiten seit vier Jahren hin, und die Mieter leben seitdem mit Problemen wie Lärm, Dreck und Einschränkungen wie fehlende Balkons.

Deutscher Mieterbund kritisiert fehlende Ansprechpartner

Als Problem wird dabei die schwierige Kommunikation mit Vonovia gesehen. Ursprünglich gehörte das Quartier in Rath der Gagfah, die 2015 von Vonovia übernommen wurde. „Früher gab es einen Hausmeister, der sich sofort um alles gekümmert hat. Jetzt gibt es zwar einen Objektbetreuer, der ist aber nicht immer vor Ort. Um die Einhaltung der Nachtruhe im Innenhof etwa kümmert sich jetzt niemand mehr“, sagt eine Mieterin. Einen Ansprechpartner bei der Vonovia zu finden, sei sehr schwer. Diese Kritik teilt der Deutsche Mieterbund NRW. „Schon jetzt hat die Vonovia die Nähe zu den Mietern verloren und zu wenig Personal vor Ort, das die Bestände kennt“, sagt Mieterbund-Vorsitzender Hans-Jochem Witzke.

Das bestätigt auch ein Bewohner der Vonovia-Siedlung in Hassels. Er hat Ärger mit einem großen Baum, dessen Blätter massiv auf seinen Balkon fallen. „Ich habe mich bereits mehrfach an den Vermieter gewandt und um Rückschnitt gebeten, aber bisher keine Antwort bekommen“, so der Hasseler. Seine Nachbarn hingegen sind zufrieden mit ihrem Vermieter. „Ich wohne hier seit elf Jahren und hatte noch nie Grund, mich zu beschweren“, sagt ein junger Mann. Zwischen den Häusern gibt es eine Grünanlage mit einem Sandkasten für Kinder. „Das wird alles sauber gehalten und regelmäßig gemäht“, so ein Mieter.

 In Urdenbach zeichnen die Mieter ein positives Bild vom Leben in der Vonovia-Siedlung entlang der Robert-Hansen-Straße. Die Häuser mit den Klinkerfassaden bilden hier tatsächlich eine etwas verwinkelte, in sich geschlossene Nachbarschaft, in der es neben viel Grün mehrere Spielgelegenheiten gibt. Ein neuer Spielplatz mit Schaukeln und Rutsche wird gerade angelegt. Die Kinder der Bewohner fahren hier auf Fahrrädern durch die Siedlung.

Nicht alle Bewohner der Vonovia-Siedlungen wissen von der Anstehenden Fusion ihres Vermieters. „Angst habe ich davor aber nicht“, sagt ein Mann aus Urdenbach. Im Gegenteil, er hofft, dass eine noch größere Vermietungsgesellschaft mehr Kapital in ihre Siedlungen stecken könnte. Seine Nachbarin fügt hinzu: „Hier wohnt es sich wirklich gut, ruhig, grün und direkt am Schlosspark.“ Wie die Fusion sich auf sie auswirkt, wollen die Mieter gelassen abwarten.