Weltfrauentag Wie ein Frauen-Netzwerk in Düsseldorf jungen Müttern Starthilfe ins Leben gibt

Düsseldorf · Heute ist Weltfrauentag: Ein gutes Beispiel geben die Soroptimistinnen vom Hofgarten-Club, die seit Jahren das Projekt „Muki“ unterstützen – und zwar nicht nur finanziell.

Gruppenbild bei „Muki“ auf dem Sofa – mit Betreuerinnen, Soroptimistinnen, Müttern sowie den Kindern Annabelle und Dinyo.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Dass gleich acht „Sorores“ zusammen bei „Muki“ an der Metzer Straße vorbeischauen, ist die Ausnahme, geschuldet einem Termin mit der WZ. Einzeln freilich kommen die Clubschwestern von Soroptimist International (SI) Düsseldorf-Hofgarten regelmäßig zum „Mutter-Kind-Wohnen“ des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer (SKFM) in Derendorf. Denn die Damen, die sich auch „Hofgärtnerinnen“ nennen, engagieren sich seit mehr als sechs Jahren für das Projekt – finanziell, aber auch praktisch und persönlich: „Als wir das Projekt kennenlernten, waren wir gleich Feuer und Flamme“, sagt Ingrid Hornstein, die Koordinatorin des Soroptimist-Teams, „weil es uns das ermöglichte, was uns besonders am Herzen liegt: wirklich nachhaltige Charity-Arbeit.“

Es geht einfach um Hilfe für ein geregeltes Leben mit dem Kind

Worum geht es bei „Muki“? Um eine stationäre Einrichtung für acht Mütter, die hier in Appartements mit ihren Kindern bis zu drei Jahren wohnen, um dann mit dem Kind in ein selbstbestimmtes Leben starten zu können. Meist sind es ganz junge, auch minderjährige Mütter, die alleine nicht zurecht kommen mit der Betreuung und Erziehung ihres Kindes. Bei ihnen hat das Jugendamt den Hilfebedarf festgestellt: „Die Mädchen und jungen Frauen kommen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen“, sagt  Nicole Uhlig, die Leiterin der SKFM-Einrichtung, „oft geht es einfach darum, zu einem geregelten Leben mit dem Kind zu finden.“

Die Mütter werden von sechs Betreuerinnen unterstützt, die rund um die Uhr präsent sind, praktisch ist zudem, dass unten im Haus eine Kita ist. Dennoch werden an der Metzer Straße keine „Rundum-Sorglos-Pakete verteilt“, wie Birgit Schmitz, die Leiterin des Fachbereiches erzieherische Hilfen beim SKFM, betont: „Es geht darum, dass die Mütter lernen, sich und ihr Kind selbständig gut zu versorgen.“

Vernünftig einkaufen, gesund kochen, das Kind versorgen, das Appartement in Schuss halten, das sind die Basics. Doch daneben müssen die jungen Mütter in vielen Fällen ihren Schulabschluss hinkriegen. So wie Tabea, die vor acht Monaten mit der Geburt ihrer Tochter einzog und die sagt: „Ich habe es einfach nicht geschafft, eine Struktur in meinen Tag zu kriegen.“ Den Realschulabschluss hat sie schon geschafft, jetzt geht sie aufs Gymnasium und will das Abitur machen. Oder Romina, die mit ihrer Tochter Annabelle bald zwei Jahre bei Muki lebt, die kochen gelernt hat und sich in der Schule enorm gesteigert hat: „Mein Zeugnisschnitt hat sich zuletzt von 4,0 auf 2,3 verbessert“, sagt sie stolz. Oder Yasmin, die als Flüchtling mit schweren gesundheitlichen Schäden kam, die dann ganz schnell und sehr gut Deutsch lernte, eine Ausbildung als medizinische Fachkraft absolvierte und bei der Lossprechung ihren kleinen Sohn mit auf die Bühne nahm.

Geholfen haben in allen Fällen auch die Soroptimistinnen, denen Bildung besonders wichtig ist. Finanziell mit insgesamt knapp 20 000 Euro, wodurch Laptops für jedes Appartement und Lernprogramme angeschafft werden konnten. Aber eben auch ganz handfest vor Ort: Juliane Voll-Hartung zum Beispiel gab einer jungen Mutter zwei Jahre lang bis zu drei Mal die Woche Deutsch-Unterricht, sodass die das B1-Zertifikat für einen Aufenthaltsstatus bestand. Frauke Viehbahn coachte Mädchen für Bewerbungsverfahren, Martina Häger verhalf einer jungen Frau zu einer Ausbildungsstelle als Arzthelferin, andere „Sorores“ gaben Näh- oder Kochkurse. Letzteres offenbar mit Erfolg, wie Ingrid Hornstein zu berichten weiß: „Zwei Mal im Jahr laden uns die Mütter hier zum sehr leckeren Abendessen ein.“

Im Laufe der Jahre sind viele sehr persönliche, herzliche Beziehungen zwischen den Müttern und ihren ehrenamtlichen „Schwestern“ entstanden. Dabei soll es bleiben, sagt Clubpräsidentin Frederike Möller: „Wir haben im Club gerade beschlossen, Muki auch weiterhin zu unterstützen.“

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