Spektakuläre Flucht aus Gericht: Fünf mutmaßliche Helfer angeklagt
Düsseldorf (dpa). Vier Jahre nach der spektakulären Flucht eines Drogen-Großhändlers aus dem Düsseldorfer Landgericht stehen fünf mutmaßliche Fluchthelfer nun selbst vor Gericht.
Beim Prozessauftakt vor dem Düsseldorfer Amtsgericht verweigerten vier der fünf Angeklagten am Mittwoch die Aussage. Lediglich ein 26-jähriger Hildener ergriff das Wort und bestritt jegliche Mittäterschaft: Er sei zum Zeitpunkt der Flucht an seinem Arbeitsplatz gewesen.
Bei den 24 bis 30 Jahre alten Angeklagten handelt es sich um zwei Freunde und drei Brüder des Geflüchteten, der bis heute nicht wieder aufgetaucht ist. Er war zwischenzeitlich in Abwesenheit zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Der flüchtige Marokkaner soll Drogentransporte mit Haschisch im zweistelligen Kilo-Bereich von Marokko nach Deutschland organisiert haben. Bei der Durchsuchung seiner Solinger Wohnung waren auch große Mengen Kokain und schwere Waffen, darunter eine Pumpgun, entdeckt worden.
Ein Rechtsanwalt und eine Schöffin schilderten als Zeugen, was sich damals in Sekundenschnelle abgespielt hatte. Keiner der beiden Zeugen konnte die Helfer aber im Gerichtssaal wiedererkennen. Auf ein geheimes Zeichen hin, einen Griff an die Mütze, war der korpulente Hüne von der Anklagebank aufgesprungen und durch einen Zuschauerausgang in den Innenhof des Gerichts gestürmt.
Dort wartete ein Fluchtwagen mit laufendem Motor. Helfer hielten die Türen auf und verhinderten dadurch, dass sie sich durch den Alarm des Vorsitzenden Richters automatisch verriegeln konnten. Die Wachtmeister, die die Verfolgung aufgenommen hatten, waren von den Helfern durch das Zuschlagen der Türen und durch rohe Gewalt ausgeschaltet worden.
Sie wurden umgeworfen oder sogar niedergeschlagen. Auch ein Richter hatte sich noch an der Verfolgung beteiligt, was ihm später einen Befangenheitsantrag eines Verteidigers eintrug. Den Angeklagten wird Gefangenenbefreiung und Körperverletzung vorgeworfen.