Düsseldorf Spitzenplatz für die Düsseldorfer Wirtschaft
Neue Zahlen zeigen: Die Stadt erreicht bundesweit Spitzenwerte bei der Produktivität. Experten sehen dennoch Defizite.
Düsseldorf. Düsseldorf strotzt vor wirtschaftlicher Kraft. Das zeigen neueste Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (Bip) im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Die Landeshauptstadt liegt laut statistischer Bundes- und Landesämter in NRW an der Spitze und im Gesamt-Vergleich deutscher Großstädte auf Platz drei und damit vor Metropolen wie Hamburg, München und Köln. Nur Stuttgart ist knapp besser, Frankfurt liegt auf Platz eins (siehe Bild 3). Zudem ist das Bruttoinlandsprodukt in der Stadt, Maß für die wirtschaftliche Leistung, im vierten Jahr infolge gestiegen und liegt somit fast wieder auf dem Niveau des Rekordjahres 2008.
Die hiesige Industrie- und Handelskammer bestätigt mit Blick auf ihr aktuelles Konjunkturgutachten die „sehr gute Wirtschaftslage“, wie Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen sagt. Als Grund nennt er vor allem den großen Branchenmix, der sich über die Jahre hinweg zum Markenzeichen entwickelt habe. Berghausen betont dabei die enorme Bedeutung der Industrie. Sie würde in der öffentlichen Wahrnehmung oft zu kurz kommen, da die Stadt in erster Linie als Dienstleistungsstandort gesehen würde.
Auch für Justus Haucap, Director des Institute for Competition Economics (DICE) an der Heinrich-Heine-Universität, liegt der Grund für die wirtschaftliche Stärke der Stadt in der Vielfalt. „So wirken sich Krisen einzelner Branchen nicht auf die gesamte Wirtschaftskraft der Stadt aus.“ Düsseldorf sei eben nicht wie Wolfsburg von einem Sektor, gar Unternehmen abhängig. Vielmehr sei die Stadt im Verhältnis zur Einwohnerzahl Firmensitz sehr vieler Konzerne. Die Stadt profitiere gleichermaßen von Banken, Versicherungen, Energiewirtschaft, Telekommunikation, Konsumgüter-Produzenten wie Henkel, Einzelhandel wie auf der Kö, öffentlichen Institutionen von Landesregierung über Gerichte bis Universität sowie Flughafen und Messe.
Von dieser Ausgangslage profitieren nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Bewohner der Stadt, wie Berghausen sagt. „Das Einkommen und die Arbeitsplatzvielfalt sind hoch, das ist vor allem für junge Leute attraktiv.“ Zudem komme das hohe Gewerbesteueraufkommen letztlich allen in der Stadt zu gute, da das für hohe Standards sorge. Und wenn aktuell über höhere Eintrittspreise in Schwimmbädern debattiert wird, sei das immer noch „Jammern auf hohem Niveau“.
Die Herausforderung sei nun, dieses Niveau auch in Zukunft zu halten. Wichtig sei vor allem: genug Raum für Wohnen und Arbeiten in der Stadt sowie eine gute Bildungsinfrastruktur. Hier sieht Haucap vor allem bei Kitas einen Mangel. „Bei Kita-Plätzen für Kinder unter drei Jahren besteht noch ein deutliches Defizit.“ Für junge Arbeitnehmer sei das ein wichtiger Punkt bei der Wahl des Wohnortes.
Haucap empfiehlt Stadt und Land zudem, das Thema Digitalisierung offensiver anzugehen. Auf kommunaler Ebene etwa bei der Verwaltung: „Zu oft muss man tatsächlich noch zum Amt gehen.“ Initiativen wie die „Digitale Stadt Düsseldorf“ seien zwar lobenswert, aber die Verzahnung zur Universität immer noch zu schlecht.
Für die Universität selbst wünscht sich der Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mehr Lehrstühle für Wirtschaftsinformatik. „Die Zeichen stehen allerdings auf Sparen. Man sieht aber andernorts, wie solche Lehrstühle regelmäßig als Inkubator für die Digitale Wirtschaft wirken, durch Ausgründungen und Drittmittelprojekte.“