Stadt Düsseldorf schafft Wohnungen für Azubis
Die ersten zwölf Einheiten werden gerade bezogen. Das soll aber nur der Anfang der übergreifenden Initiative sein. Bewerber landen zunächst auf einer Warteliste.
Düsseldorf. Es sind nicht mehr als 18 Quadratmeter, aber für Robert Tarlinski sind sie eine große Erleichterung. Denn für den 19-Jährigen bedeutet sein neues kleines Zimmer, dass er eine bezahlbare Wohnung in Düsseldorf gefunden hat. Und somit bleibt ihm ab sofort die Pendelei mit dem Auto aus Velbert erspart, wenn am Mittwoch seine Ausbildung zum Technischen Produktdesigner bei Walther Flender beginnt.
Tarlinski ist einer von zwölf Auszubildenden, die jetzt über der Jugendfreizeiteinrichtung Kinderspielhaus an der Dorotheenstraße 39 unterkommen. Vier weitere Wohnungen werden in Kürze fertig. Zum ersten Mal macht damit die Stadt Auszubildenden ein solches Angebot. Der Hintergrund ist klar: „Wohnraum ist knapp und teuer in Düsseldorf. Das können sich Azubis oft nicht leisten“, sagt Stadtdirektor Burkhard Hintzsche.
Die Initiative für Auszubildende geht zurück auf Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, die Unternehmerschaft und den Gewerkschaftsbund. Die Vertreter der Organisationen wiesen am Mittwoch etwa auf den Standortvorteil hin, der mit dem Azubi-Wohnen für Düsseldorf entstehe. „Das gibt es in NRW nicht noch einmal“, sagt Michael Grütering von der Unternehmerschaft. Er betont zudem, dass durch die vielen unbesetzten Ausbildungsplätze in Düsseldorf Arbeitsplätze bedroht seien, so nun aber mehr Azubis gewonnen werden könnten. Zum Hintergrund: Etwa die Hälfte aller Azubis in Düsseldorf kommen aus dem Umland. 1600 Stellen sind zurzeit unbesetzt.
Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, weist in diesem Zusammenhang auf „eine himmelschreiende Ungerechtigkeit“ hin, wenn er die Situation mit etwa 1000 Studentenwohnungen in Düsseldorf vergleiche. Auch Sigrid Wolf (DGB) fordert hier ein Umdenken.
Drei Jahre nach einem offenen Brief der genannten Interessenverbände (unterzeichnet auch schon von Sozialdezernent Burkhard Hintzsche) an den Oberbürgermeister gibt es jetzt also erste Ergebnisse. „Und die sind nur ein Anfang“, sagt Hintzsche. Er gehe davon aus, dass es in den nächsten vier Jahren rund 200 Wohnungen für Azubis in Düsseldorf geben werde. Als einen nächsten Standort nennt er etwa die Ludwig-Beck-Straße, wo die Stadt in einem ehemaligen Altenheim des Roten Kreuzes Flächen für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge angemietet hatte. Die waren zuletzt auch an der Dorotheenstraße untergekommen. Da ihre Zahl in Düsseldorf allerdings zurückgeht, wird der entstehenden Raum nun anders genutzt.
Um in Zukunft auch an anderer Stelle bezahlbare Mieten anbieten zu können, bedürfe es aber auch an Zuschüssen von der Wirtschaft. Grütering antwortet: „Ich bin überzeugt, dass das kommen wird.“ Jugendamtsleiter Johannes Horn spricht von einem „Wir-Gefühl fürs Azubi-Wohnen“, dass entwickelt werden müsse. Auch „Werkswohnungen“ im weitesten Sinne könnten da laut Hintzsche weiterhelfen.
Im Kinderspielhaus sind nun 140 000 Euro investiert worden, um die Räume zehn Wochen lang kernzusanieren und umzubauen. Gemeinschaftsküchen und -Wohnzimmer mit Fernseher und Graffiti-Bildern an der Wand sind für jeweils eine Etage eingerichtet worden. Drei Waschmaschinen und drei Trockner stehen in einem Raum für alle Bewohner zur Verfügung, Nasszellen teilen sich immer zwei.
Die Mietverträge enden jeweils zwei Monate nach der Ausbildungszeit. 200 Euro plus 50 Euro Nebenkosten müssen die Azubis pro Monat zahlen — und das mitten in Flingerns Szeneviertel. Für die ersten Einheiten an der Dorotheenstraße hatte es laut Hintzsche mehr als 100 Bewerbungen gegeben, nun wird eine Warteliste geführt. Wer an Azubi-Wohnungen interessiert ist, muss sich wie Robert Tarlinski bewerben — und bestimmte Kriterien erfüllen. Bewerber müssen etwa zwischen 18 und 24 Jahre alt sein und dürfen sich nicht bereits in einem Ausbildungsverhältnis befinden. Es werden zudem nicht mehrere Azubis eines Arbeitgebers berücksichtigt. Zentrale Anlaufstelle ist das Jugendinformationszentrum am Bertha-von-Suttner-Platz. Telefon: 8922033.
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