Stadt platzt aus allen Nähten

Die Kunden strömten vor allem in große Einkaufsstraßen. Der Umsatz liegt bei vielen dennoch unter Vorjahresniveau.

Bei strahlendem Sonnenschein strömten am Samstagnachmittags viele Besucher zum Weihnachtseinkauf in die Innenstadt. An zentralen Stellen wie Schadowstraße, Flinger Straße und Königsallee war teils kaum ein Durchkommen für Autofahrer und Fußgänger. Auch an so mancher Kasse bildeten sich lange Schlangen. Wer wollte, fand aber auch ruhige Ecken am dritten Adventssamstag.

Foto: Sergej Lepke

Die Händler hatten sich auf den umsatzstärksten Tag des Jahres eingestellt. „Noch nicht alle Geschäfte haben das Niveau des Vorjahres erreicht. Insgesamt gibt man sich mit Blick auf die kommenden Tage optimistisch“, berichtet Rainer Gallus, Geschäftsführer des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen Rheinland. Der Vergleich sei aber schwierig, da in diesem Jahr quasi ein Wochenende wegfalle, da Heiligabend auf einem Sonntag liegt.

Vor allem die großen Einkaufsstraßen hätten am Samstag profitiert. Dennoch spüre man noch den Knick durch das schlechte Wetter am zweiten Adventswochenende. Hans Meijers von der IG Kö ist nun aber zufrieden: „Das Wetter spielte mit, die Atmosphäre war toll, die Stadt war voll — beste Voraussetzungen für die Geschäfte.“

Besonders eng wurde es in kleinen Läden wie für Schmuck und Accessoires, dort ging es teils nur im Gänsemarsch von Regal zu Regal. Auch die Mayersche Buchhandlung platzte aus allen Nähten. In den Kaufhäusern hingegen verteilten sich die Menschen zwischen den Gängen und Abteilungen, vielfach konnte man in Ruhe nach einem Geschenk suchen.

Schlangen bildeten sich an Kassen in gefragten Bereichen wie der Spielzeugabteilung. Doch die Kunden nahmen es gelassen: „Die Mitarbeiter sind routiniert. Fünf Minuten warten, das geht doch schnell“, findet Heike Haas. Draußen auf der Straße, da sei Hektik, da müsse sie mit ihrer Enkelin aufpassen.

Hans Meijers, IG Kö

Voller Körper- und Stimmeinsatz war bei den Verkehrskadetten gefragt, um die Massen an Fußgängern und Autofahrern zu bändigen. Teils bis zu viert kümmerten sie sich um nur eine Fußgängerampel. Sie schoben sich abwechselnd zwischen die nicht abreißenden Ströme aus Menschen aus der einen und Autos aus der anderen Richtung, um die Kreuzungen frei zu halten. Laut „Zurückbleiben bitte“ rufen, Hände selbstbewusst in die Höhe recken, trödelnde Fußgänger von der Straße auf den Gehweg schieben, sich vor ungeduldig hupende Autofahrer stellen - „auf Dauer ist das schon anstrengend“, erzählt eine junge Frau, die hier ihren Dienst tut. Schließlich gelte es doch auch, brenzlige Situationen zu vermeiden, beispielsweise Leute vor bereits anfahrenden Autos zurückzuzerren. Dennoch reichen wenige Sekunden Pause bisweilen sogar für ein Foto mit Touristen. „Viele kennen keine Verkehrskadetten — klar dürfen die uns ablichten.“

Doch auch, wer mit der Bahn statt mit dem Auto kam, hatte es nicht leicht. Die Züge Richtung Krefeld und Neuss waren überfüllt, der Takt offenbar nicht ausreichend. Das erinnere schon an Tokioter Verhältnisse, wie eine Passantin schmunzelnd bemerkt.

Um in solchem Gedränge nicht auch noch jede Menge Geschenke stundenlang mitschleppen zu müssen, konnten die Kunden ihre Einkäufe im Gepäckbus der Rheinbahn am ehemaligen Carschhaus abgeben. Tüten in allen Größen und Farben stapelten sich schon mittags auf den hinteren Sitzen. „Wir sind mittendrin in der Einkaufszone — da läuft es schon gut, wir sind aber auch nicht überfüllt“, sagt Mitarbeiter Ralf Ritterskamp. 100 bis 200 Kunden kommen an so einem Tag, schätzt er.

Claudia Witkowski ist eine davon — nachdem sie den Service zum ersten Mal ausprobiert hat, vergibt sie sofort eine Eins mit Stern. „Einfach großartig: Ich konnte ohne Ballast in aller Ruhe weiter einkaufen gehen.“ Auch die Stelle sei perfekt. „So zentral zwischen Altstadt und Schadowstraße — besser geht es kaum. Nach der Hälfte der Tour kann man die Taschen abgeben und weiterziehen“, sagt sie. Daher hält sie einen zweiten Standort auch für überflüssig.

Ein Ehepaar, das mit sieben Tüten bepackt aus dem Bus kommt, schätzt besonders, dass die U-Bahn gleich ums Eck ist. „Wir haben zehn Kilo schwere Hanteln gekauft, zwischengelagert und jetzt wieder abgeholt. Wir sind heilfroh, dass wir sie nicht durch die halbe Stadt schleppen müssen. Für uns war das ein perfekter Einkaufssamstag.“