Stadt-Teilchen Der Trend 2018 heißt Teilen und Tauschen. Und dazu gehört auch der gepflegte Austausch.

Stadt-Teilchen Der Trend 2018 heißt Teilen und Tauschen. Und dazu gehört auch der gepflegte Austausch.

Foto: Melanie Zanin

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Ein Hit unter den zu Silvester ausgetauschten Neujahrsgrüßen in den sozialen Netzwerken war — mal abgesehen von einem sehr beliebten, die Böschung runterrutschenden Elefanten — eine Uhr: Fürs abgelaufene 2017 zeigte sie Stunde um Stunde Unbill wie Chaos, Korruption, Wehwehchen, Stress und Düsternis, gleich nach dem Umstellen auf 2018 war das ausgetauscht gegen Erleuchtung, Hoffnung, Liebe, Schönheit, Erfolg und Wachstum. Suche/tausche Negatives gegen Positives. Superprogramm, das ich sogleich im Netz geteilt habe.

Überhaupt, Tauschen und Teilen, der Trend 2018. Da zahl’ ich sogar gern drauf mit der wertvollsten Währung in meinem persönlichen Portfolio: Zeit. Weil: Zeit ist Geld. Düsseltaler heißt das beispielsweise bei „Gib und nimm“, einem ehrenamtlichen Düsseldorfer Projekt, einer Tauschbörse, die im vergangenen Jahr den Umweltpreis bekam. Was da nicht alles den Besitzer wechselt: hausgemachte Heilsalben, Kabel für E-Gitarren, Computerkurse oder Catering für Feierlichkeiten. . .

Ähnliches hat auch Köln. Dort heißen die Taler Talente. In Essen wird mit Kohlen geblecht für Dinge und Dienstleistungen. Vergessen wir nicht eine Währung, die nie an Wert verliert, sondern sich sogar automatisch verdoppelt, wenn man sie spendet: ein dankbares Lächeln. Aber nur in echt, Smileys haben keinen Wert.

Teilen und Tauschen hilft auch gegen Gier und Geiz und Kaufsucht. Vielleicht nicht gleich gegen Powershopping auf der Kö, eher in Nachbarschaften einzelner Stadt-Teilchen beim Austausch von Dingen und Dienstleistungen: Der eine passt auf die Kinder auf, dafür die andere auf die Katze. Einer leiht seine Bohrmaschine, ein anderer hat noch leere Umzugskartons, ein Dritter möchte einfach mit jemandem am Rhein spazieren gehen.

Das muss nicht immer straff organisiert sein, sondern gelingt durch Netzwerke wie nebenan.de oder einen Aushang im Supermarkt. Ich hab’ mir vorgenommen, in diesem Jahr endlich den Klamottentausch zu veranstalten, den wir im alten nicht geschafft haben. Jede bringt ungeliebte Anziehsachen mit, auch Fehlkäufe, Kuchen und Herzhaftes. Dazu gibt’s Kaffee, Prosecco plus den schier unerschöpflichen Mehrwert unter Mädels: Sich austauschen. Kann sehr bereichernd sein.

Ach, man könnte ja noch so viel mehr tauschen und teilen im neuen Jahr in Düsseldorf. Dann müsste man sich nicht länger den Frust teilen über unvorhersehbare Abbuchungen von unserem Zeitkonto: Bei Bus und Bahn, bei der Sicherheitskontrolle und am Kofferband im Flughafen, beim Anstehen in Ämtern, in der Notaufnahme von Krankenhäusern.

Es gibt doch jetzt diese digitalen Dienstleister. Wie etwa die Sprachbox Alexa. Vielleicht könnte man hier und da welche einsetzen, wo Batterien von Menschen schwächeln. Digitale Heinzelmännchen als Stadtteilchen-Beschleuniger. Ich hab’s mal ausprobiert mit dem Textbefehl: suche/tausche. Alexa als ein Dienstleister wie die Awista, der wir nur einen Befehl geben müssen. Wie ein Befehl an Beamte alter Schule: Bitte jetzt so machen. Egal, um welche Belange des Lebens es geht. Das Ergebnis wäre märchenhaft, das Leben gleich viel einfacher. Probleme werden heute nicht gelöst, sondern abgegeben.

Digitale Heinzelmännchen versprechen saubere Problemlösungen: Awistalexa kriegt immer alles sofort mit, wo und wann der Eimer voll und der Bürger sauer ist und reagiert automatisch. Wir gucken nicht länger in die Röhre, sondern sprechen mit ihr. Wenn sie’s dann richtig drauf hat, programmieren wir sie schrittweise für anspruchsvollere Aufgaben. „Alexa, such mir eine Wohnung in Düsseldorf.“ Zu schwierig? Dann bleibt immer noch, siehe oben: Teilen oder tauschen.