Schule Stadt will Handwaschbecken in den Klassenzimmern abschaffen

Die Umstellung von Kreide- auf Digitaltafeln hat weitere Folgen. Nicht alle Eltern sind damit einverstanden.

 Die geplante Abschaffung von Waschbecken in Klassenzimmern stößt nicht überall auf Gegenliebe.

Die geplante Abschaffung von Waschbecken in Klassenzimmern stößt nicht überall auf Gegenliebe.

Foto: ja/Ines Arnold

Dieser Tage sprechen alle vom Händewaschen, um die Ausbreitung von Viren zu verhindern. Auch in den Schulen ist dieser Hinweis längst angekommen. Und ruft nicht zuletzt auch deshalb Eltern auf den Plan, die eine Modernisierungsmaßnahme der Stadt scharf kritisieren. Denn mit der Umstellung von Kreidetafeln auf Whiteboards soll sich an Düsseldorfer Schulen noch eine weitere Tradition aus den Klassenzimmern verabschieden: das Handwaschbecken.

Die neuen modernen Tafeln benötigen deutlich weniger Wasser als die alten, begründet die Stadt den Schritt. Aber auch Gesundheitsfaktoren spielen eine Rolle: Denn die Waschbecken seien ohnehin nicht als Trinkwasserquelle geeignet.

Eltern ist es wichtig, dass Kinder sich oft die Hände waschen

Michael Mayer kann das nicht nachvollziehen. Seine Tochter besucht das Georg-Büchner-Gymnasium, das im Sommer nach dem Auszug der Realschüler in die neue Toni-Turek-Schule umfassend saniert werden soll. „Dann soll es auch keine Waschbecken mehr in den Klassenzimmern geben“, fasst er seine Erkenntnis aus der Schulkonferenz zusammen, der auch er als Vater angehört. „Ich verstehe nur nicht, warum die Kinder ab Klasse 5 nun plötzlich keine Waschbecken mehr nötig haben sollen. Allein aus hygienischen Gründen sind sie doch zwingend erforderlich“, sagt er. „In Zeiten, in denen ständig vor neuen Erregern gewarnt wird, ist es doch wichtig, dass die Kinder sich regelmäßig und lieber einmal mehr als einmal zu wenig die Hände waschen können ohne durch das halbe Schulgebäude laufen zu müssen.“

Dem zweifachen Vater fallen aber noch mehr Gründe ein, die für den Erhalt der Waschbecken in Klassenräumen sprechen: Wenn die Tintenpatrone kleckert, die Nase blutet oder die Kinder gemeinsam den Geburtstagskuchen verdrücken, sollten sie nicht in den Toilettenraum gehen müssen, um sich sauber zu machen. Ein weiteres Thema, das Michael Mayer Sorge bereitet, ist die Bereitstellung von Trinkwasser: „Die Kinder füllen ihre Flaschen an dem Waschbecken im Klassenzimmer auf, sollen sie das künftig nur noch auf der Toilette machen? Mir graust es bei dem Gedanken“, sagt er.

Florian Dirszus, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamtes, sieht das Problem eher darin, dass Kinder das Wasser aus dem Hahn im Klassenzimmer trinken. „Dafür sind die Waschbecken nicht vorgesehen. Es gibt seit langem die Anweisung, dass sie nicht als Trinkwasserquelle genutzt werden sollen“, sagt er. Weil zu selten Wasser durch die Leitung gespült werde, könnte es zu Verunreinigungen durch Altablagerungen kommen.

Bei der Umstellung von Kreidetafeln auf digitale Tafeln wird laut Dirszus den Schulen nicht einfach ein Waschbecken gestrichen, es werde Ersatz geschaffen. Bei der umfassenden Sanierung des Georg-Büchner-Gymnasiums würden beispielsweise die Klassenräume insgesamt neu angeordnet und bei der Planung darauf geachtet, dass ausreichend Wasserhähne in „erreichbarer Nähe“ zur Verfügung stehen.

„Es ist nicht mehr so wie früher, dass es eine große Toilettenanlage und vielleicht noch eine zweite auf dem Pausenhof gibt. Mittlerweile dezentralisiert man die Sanitäranlagen“, sagt er. „Kein Schüler muss minutenlang über die Gänge laufen, bis er zu einer Wasserstelle kommt“, versichert er und gibt ein Beispiel: Am Cecilien-Gymnasium sind Sanitärräume auf jeder der drei Etagen geschaffen worden.

Trinkwasserspender werden in den Schulen aufgestellt

So haben die Schüler nur maximal rund 20 Meter vom Klassenraum bis zum nächsten Waschbecken zurückzulegen. Dass auch wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle spielen, zeigt ebenfalls das Beispiel Ceci: „Die Waschbecken dort in den Klassenräumen zu erhalten, hätte 350 000 Euro mehr gekostet“, sagt Dirszus. „Aber man muss jede Schule einzeln betrachten und überlegen, was sinnvoll ist.“ Werden in einer Schule erst einmal nur die Tafeln ausgetauscht, könnte mit dem Abbau der Waschbecken auch erst einmal gewartet werden, bis die nächste Sanierung ansteht.

Bis zu 20 Schulen werden gerade umgerüstet oder haben schon keine Waschbecken mehr in den Klassenzimmern. Laut Dirszus werden nun auch sukzessive Trinkwasserspender mit Filteranlagen in den Schulen aufgestellt.