Düsseldorf. Flingern Süd gilt im Stadtbezirk 2 eher als Sorgenkind: Die Arbeitslosigkeit ist hoch, dagegen steht Düsseltal für gute Wohnlagen und Flingern Nord für eine boomende Szene mit Galerien, Läden und Gastronomie.
Betrachtet man aber gewerbliche Großprojekte, dann liegt der südliche Stadtteil zurzeit vorn: Das Einkaufszentrum an der Werdener Straße eröffnet bald. Und an Erkrather Straße und Fichtenstraße soll 2010 Baustart für zwei große Gewerbeparks sein.
Lange musste man an der Grenze zu Oberbilk mit der Ruine von Teppich-Frick leben, dann mit einer Baustelle. Laut Investor im Februar wird dort das neue Einkaufszentrum öffnen, das zwar kein optisches Schmuckstück ist, aber die Versorgungslage im Stadtteil verbessert. Immerhin wurde der Altbau, in dem früher die Firma Müller residierte, in den Neubau integriert. Bezirksvorsteherin Annelies Böcker sagt: "Wir wünschen uns, dass die Geschichte des Hauses bei der Eröffnung gewürdigt wird."
Das Angebot wird nicht alle Bereiche abdecken, weil der Einzelhandel dort keine Konkurrenz zu Kölner- und Birkenstraße sein soll. Aber ein Saturn, ein Baumarkt und ein Discounter werden viele Menschen anziehen. Dazu kommen Läden wie Apotheke, Bäcker und Friseur, zudem eine Bowlingbahn und ein Schnellrestaurant.
Wenn im neuen Einkaufszentrum der Alltag eingekehrt, könnte es nicht lange dauern, bis ein paar Meter weiter an der Erkrather Straße wieder Bagger anrücken. Das frühere Gelände der Henkel-Tochter Thompson liegt seit einigen Jahren brach, nun hat sich mit Thomas Walten ein Investor gefunden, der das Areal gekauft hat und schnell entwickeln will.
Walten gehört zu einer kleinen Gruppe von Geldgebern, die schon an anderen Standorten Erfahrungen gesammelt haben. Zwar redet er noch nicht über seine Pläne. Ein Blick auf das, was er vor kurzer Zeit im Reisholzer Hafen geschaffen hat, gibt aber Einblick in seine Unternehmerphilosophie.
Auch dort hat Walten historische Industriesubstanz gekauft - und entwickelt nun Gewerbeflächen, die einen Gegenentwurf zu modernen Büroparks mit viel Glas und Stahl darstellen. Sein Credo: "Wir lieben den Bestand!" Sorgen, ein altes Stück Flingeraner Geschichte werde entsorgt, scheinen unbegründet.
Auch sehr eilig hat es die Segro GmbH, die in wenigen Monaten schräg gegenüber vom Zakk einen Gewerbepark auf elf Hektar errichten will. Dort wird bis auf eine schützenswerte Halle alles abgerissen. Laut Samer Mulla, bei Segro für Neubauprojekte zuständig, werden große Hallen für Mittelständler gebaut - Druckereien, Kfz-Gutachter oder Maschinenbauer könnten dort Entwicklungsabteilungen oder Vertriebsniederlassungen ansiedeln.
Bis zu 1200 Arbeitsplätze könnten laut Mulla bis Anfang 2011 entstehen. Diese Tatsache bereitet aber dem Bezirksvertreter Jens Petring (Grüne) Sorgen: "Die Fichtenstraße wird durch das Einkaufszentrum schon belastet, kann sie auch noch diesen zusätzlichen Verkehr bewältigen?" Tatsächlich steht an der Ecke zur Werdener Straße ein Umbau der Kreuzung an, von der Zukunft des Segro-Geländes war aber nie die Rede, wenn die Pläne vorgestellt wurden.
Petring bringt zudem ein anderes Projekt in Erinnerung, das die Stadt zumindest für 2010 begraben hat: den Umbau der Birkenstraße. "Die Bezirksvertretung hat sich in einem Brief an den Oberbürgermeister für das Projekt eingesetzt." Dies sei kein alltäglicher Vorgang. Ob es etwas bringt, bleibt indes ungewiss.
Eine ganz andere Größenordnung hat das Projekt Hohenzollerngelände südlich der Metro. Immobilien-Investor Klaus-Dieter Hölz versucht seit mehr als zehn Jahren das Gelände zur Entwicklungsreife zu bringen - nun scheint der Durchbruch gelungen, nach erfolgreichen Grundstücksverhandlungen mit der Bahn. Damit wäre auch die Verkehrsanbindung des Geländes über die Hans-Günther-Sohl-Straße an den Hellweg gesichert.
Allerdings hat sich das Projekt inzwischen grundlegend geändert, auf Bitten der Stadt wird der Wohnanteil deutlich erhöht. Planungsamtsleiter Richard Erben begründet das mit dem wachsenden Bedarf an Wohnraum. Laut Hölz könnten nun an dieser Stelle rund 1200 Wohnungen entstehen. Zurzeit laufe ein Werkstattverfahren. Teil der Planung sei zudem ein Park, den die Stadt auf dem Gelände anlegen wolle.