Stoßgebete an der längsten Theke
Auch außerhalb der Arena schauen, hoffen und fluchen Fans gemeinsam.
Düsseldorf. Mit angespannten Gesichtern blicken die wenigen Leute im Trikot auf die Leinwände und Fernseher, während andere noch fröhlich beim Essen quatschen. Es läuft die Vorberichterstattung des Spiels von Fortuna gegen den 1. FC Nürnberg. „Und ausgerechnet jetzt ist uns im Henkel-Saal ein Kabel durchgeschmort. Dort wird heute nicht übertragen“, sagt Stefan Burghardt, stellvertretender Geschäftsleiter vom Quartier Bohème.
Doch auch vor den vier Leinwänden und drei Fernsehern im Restaurant ist nicht viel los. Burghardt: „Normalerweise haben wir hier bis zu 500 Leute. Und jetzt, wenn es um so viel für die Fortuna geht, fehlt doch das Wir-Gefühl hier in Düsseldorf.“
„Ich denke, die sind einfach alle im Stadion. Obwohl ich auch etwas erstaunt bin, dass so wenige Leute hier sind“, sagt Uschi. Die 57-Jährige sitzt mit ihrer Tochter Stephanie vor der Leinwand und wartet auf den Anpfiff. „Fortuna muss und wird gewinnen“, ist sich Stephanie sicher. Dann geht es los und auch die letzten der wenigen Fans blicken von ihren Tellern auf.
Und gut fängt es an, die Stimmung im Quartier Bohème steigt, bis in der 22. Minute durch das Eigentor von Hanno Balitsch die Fortuna in Führung geht. Da lässt es sich auch mit den wenigen Fans gut feiern. „Wir machen uns hier einen tollen Tag“, sagt Uschi.
Dann heißt es Halbzeit im Stadion und Ortswechsel in der Altstadt. Die Tische vor den Bildschirmen auf der Bolkerstraße sind voll besetzt, hin und wieder wird ein Fan-Gesang angestimmt. Gute Laune haben die rot-weißen Anhänger durch die Führung ihrer Mannschaft. „Wir stehen zu 100 Prozent zu unserer Fortuna. Eigentlich haben wir schon zwei Tage durchgefeiert, aber falls heute der Klassenerhalt sicher sein sollte, dann geht es noch weiter“, sagt Sebastian Büschge. Seit seiner Kindheit ist der 33-Jährige ein F95-Fan. Das letzte Heimspiel der Saison schaut er gemeinsam mit seinem Bruder Oliver. „Falls es heute nicht mit dem Klassenerhalt klappen sollte, dann eben allerspätestens in der Relegation. Fortuna hat es bisher immer in der letzten Minute geschafft“, macht sich Oliver Mut.
Dann geht es weiter auf dem Fußball-Feld in der Arena. Und schnell kippt die Stimmung auf der Bolkerstraße: In der 58. Minute erzielt Mak den Ausgleich für Nürnberg und nur wenige Minuten später führt der Klub sogar durch das Tor von Plattenhardt in der 64. Minute. Da heißt es dann wieder zittern. Ein Raunen geht durch die Menge, sobald der Ball in den gegnerischen Strafraum gelangt, bei jedem Torschuss wird mitgefiebert und bis zum Schluss feuern die Fans ihre Mannschaft trotz der schwachen Leistung an.
Doch reichen soll es nicht. Am Ende gewinnt Nürnberg gegen die Fortuna. „Wir werden es trotzdem schaffen, auch wenn es jetzt weh tut“, sagt Christian Bannier. Und auch Britta Busch ist sicher: „Heute wird zwar nicht gefeiert, aber das werden wir nächste Woche nachholen. Wir bleiben in der 1. Liga!“ Und zum alles entscheidendem Spiel am kommenden Samstag in Hannover läuft dann bestimmt auch wieder die Technik im Henkel-Saal.