Strahlentherapie: „Geschossen“ wird nur, wenn derTumor genau im Visier liegt
Marienhospital und Uni-Klinik stellen neueste Geräte in der Strahlentherapie vor.
Düsseldorf. Wenn es um die Bestrahlung von Tumoren geht, gilt noch immer der Satz des legendären kanadischen Radiologen Harold E. Johns: „Wenn du ihn nicht siehst, kannst du ihn nicht treffen. Wenn du ihn nicht treffen kannst, kannst du ihn nicht heilen.“ Heute fügen Onkologen hinzu: Es geht darum, das Tumorgewebe ganz genau zu sehen und es dann punktgenau zu bestrahlen. Das gelingt mit den neuesten Linearbeschleunigern, die eine Bestrahlung in dreifacher Lichtgeschwindigkeit laufend mit dreidimensionalen Bildern eines Computertomographen kombinieren.
Am Dienstag stellte das Marienhospital die Neuheiten in der neuen Strahlenklinik an der Prinz-Georg-Straße vor, die kommenden Montag eröffnet wird. Am Mittwoch legt die Uni-Klinik nach, und präsentiert im Uni-Tumorzentrum ein Exemplar, das vor allem bei tiefliegenden Körper- und Hirntumoren höchste Präzision erreichen soll.
Die Sicherheit der Patienten spielt bei der Behandlung mit Photonen- oder Elektronenstrahlen eine große Rolle. „Natürlich haben viele Menschen Angst vor Kollateralschäden und fürchten, dass auch gesunde Organe getroffen werden“, sagt Professor Karl-Axel Hartmann, der Chef der Klinik für Strahlentherapie am Marienhospital.
Mit den drei neuen Linearbeschleunigern, sie kosten pro Stück zwischen 1,5 und 1,9 Millionen Euro, wird diese Gefahr minimiert. Hartmann: „Gesundes Gewebe wird geschont, die Tumor-DNA zerstört und Nebenwirkungen werden verringert.“ Ein Gerät sowohl im Marienhospital als auch in der Uni-Klinik bezieht sogar kleinste Atem- und Körperbewegungen (etwa beim Lungenkarzinom) ein und „schießt“ nur, wenn der Tumor auch genau im Schussfeld liegt.
Ein weiterer Vorteil für den Patienten liegt in der viel kürzeren Behandlungszeit: „Bislang musste man 20 bis 25 Minuten ganz ruhig auf einer harten Unterlage liegen, das war gerade für ältere Patienten oft eine Tortur. Mit den neuen Geräten ist in zehn Minuten alles vorbei.“ Da oft 30 bis 35 Sitzungen nötig sind, ist das ein wichtiger Faktor.
Die Zahl der Krebserkrankungen nimmt in Deutschland stetig zu, weil die Menschen im Schnitt immer älter werden. Derzeit erkranken laut der Deutschen Krebshilfe jährlich etwa 490 000 Menschen neu an Krebs, Experten sagen für das Jahr 2050 eine Zunahme um 30 Prozent voraus.
Im Marienhospital werden die Strahlen hauptsächlich zur Abtötung von Krebszellen aller Art benutzt, ab und an indes kommen sie — natürlich in sehr viel kleineren Reizdosen — auch bei Entzündungen wie dem Fersensporn oder „Tennisarm“ zum Einsatz.