NRW Straßenbahnnetz soll wachsen

Düsseldorf · Die Alternativen zum Auto sollen in Düsseldorf gestärkt werden. Zwei neue Tangenten könnten quer durch die Stadt verlaufen.

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Das Straßenbahnnetz soll wachsen – die Politik berät derzeit über 17 konkrete Ideen für neue Strecken. Die Fraktionen sollen sich darüber jetzt eine Meinung bilden, zugleich analysieren Fachleute von Stadt und Rheinbahn, ob die Routen attraktiv für den Gewinn neuer Fahrgäste sind. Im kommenden Jahr sollen die verbliebenen Ideen festgeschrieben werden – und möglicherweise in den nächsten Jahren umgesetzt.

Der Prozess wurde eingeleitet, weil der Nahverkehr politisch enorm an Bedeutung gewonnen hat. Während viele Kommunen über Jahrzehnte ihre Straßenbahnnetze verkleinert haben, sollen die Alternativen zum Auto nun wieder gestärkt werden. Düsseldorf hofft auf ein Drittel mehr Fahrgäste schon bis 2030.

Außenstadtteile sollen
besser angebunden werden

Die längsten neuen Strecken in der Ideenliste betreffen sogenannte Tangentialverbindungen. Dabei handelt es sich um Routen zwischen Außenstadtteilen, die anders als die meisten bestehenden Linien nicht durch die Innenstadt führen. Eine Nordtangente könnte vom Gewerbegebiet Seestern in Lörick über die Theodor-Heuss-Brücke führen und weiter bis zum Staufenplatz in Grafenberg oder sogar bis zur Bergischen Kaserne und dann nach Mettmann.

Ähnlich ambitioniert wäre die Osttangente. Sie würde von Benrath über den Reisholzer S-Bahnhof und Hassels zur Haltestelle Vennhauser Allee verlaufen. Von dort würde die Trasse über die Vennhauser Allee zum Gerresheimer S-Bahnhof weitergeführt. Von dort gibt es bereits eine Strecke zum Staufenplatz, nach der die Strecke bis zum Flughafen geführt werden könnte.

Diskutiert werden unter anderem auch eine bessere Anbindung des Medienhafens, ein Abzweig von Wittlaer nach Angermund und eine Verlängerung vom Südpark zur Universität. Nicht alle Ideen sind neu.

Ein Vorschlag ist etwa eine Strecke durch das untere Gerresheim, die über Cranachstraße und Hellweg (Flingern) und weiter über Dreherstraße und Torfbruchstraße geführt werden könnte. Das Ampelbündnis aus SPD, Grünen und FDP hatte diese Idee bereits prüfen lassen, damals galt sie als nicht förderfähig. Grünen-Verkehrspolitiker Norbert Czerwinski hofft darauf, dass die aus seiner Sicht veralteten Förderkriterien von der neuen Bundesregierung angepasst werden, um die Realisierungschancen zu verbessern. An dieser Strecke würden sich die Neubaugebiete Quellenbusch und Glasmacherviertel befinden, entsprechend hoch könnte die Nachfrage sein.

Bis zu einem möglichen Bau von Strecken müssen noch viele Schritte folgen. Eine Realisierung könnte teilweise erst in mehr als zehn Jahren erfolgen. Die Vorarbeiten sollen aber Zeit sparen und ermöglichen, dass sich Düsseldorf schon um Fördermittel bewerben kann. Die neuen Verbindungen, die nach den ersten Betrachtungen übrig bleiben, sollen in den Nahverkehrsplan eingetragen werden. Das soll im Frühjahr erfolgen. Bevor Strecken umgesetzt werden, soll auch der wirtschaftliche Nutzen errechnet werden, da der Betrieb von Bahnen relativ teuer ist.

Neben den nun neu diskutierten Strecken gibt es solche, die bereits länger vorbereitet werden – und in einem Fall sogar bereits gebaut. Für die neue Linie U81 wird derzeit eine Strecke zwischen Freiligrathplatz und Flughafen gebaut. Der zweite Bauabschnitt soll das Linksrheinische an den Flughafen anbinden, dafür muss der Rhein überquert werden. Nach der Empfehlung von Experten rückt der Bau eines Tunnels näher. Der Tunnel soll auf Höhe der Arena unter dem Rhein ins Linksrheinische und dort unter Alt-Lörick entlang führen. Zu seinen Vorzügen gehören geringere Fahrzeit, weniger Eingriffe in die Landschaft und ein geringeres Klagerisiko als bei einer Brücke. Daneben steht die Messeumfahrung mit der Linie U80 im Raum und hat Rückhalt beim Ratsbündnis aus CDU und Grünen. Dabei würde eine neue, unterirdische Strecke zwischen Reeser Platz und Arena mit der Station Messe-Süd gebaut, außerdem soll der Tunnel unter dem Kennedydamm bis Reeser Platz verlängert werden.

Für das Glasmacherviertel soll derweil die Strecke der U73 vom S-Bahnhof Gerresheim bis zu der neuen Stration „Nach den Mauresköthen“ verlängert werden, außerdem steht im Raum, die Wehrhahn-Linie bis zur Uni-Klinik zu verlängern.

Nicht zuletzt wegen langer Bauzeit und hoher Kosten für die Schienenwege betont die Stadt allerdings auch, dass für eine Verkehrswende zusätzlich andere Technologien betrachtet werden sollen. Auch Seilbahn, Wassertaxi oder Lufttaxi könnten zum Einsatz kommen.