Stromausfall legt das halbe Gericht lahm

Seit einer Woche ist der Betrieb massiv gestört. Zum Teil wird im Dunkeln verhandelt.

Foto: Nanninga, Bernd (bn)

Düsseldorf. Vor vier Jahren wurde das neue Amts- und Landgericht in Oberbilk eröffnet. Nicht nur ein schmucker Bau, sondern auch technisch auf dem neusten Stand der Dinge. Daran muss man nun erhebliche Zweifel haben. Denn ein einfacher Stromausfall hat dafür gesorgt, dass der Betrieb in vielen Sälen lahmgelegt ist. Seit einer Woche gibt es dort kein Licht, die Rolladen können nicht hoch- und runtergefahren werden und - was für den ordentlichen Betrieb noch wichtiger ist: Die elektronischen Gerichtsrollen funktionieren nicht. Die Sitzungspläne müssen wie früher von Hand ausgedruckt und auf die Tafeln vor den Sälen geklebt werden.

Foto: si

Das ist wichtig, denn Gerichtsverhandlungen müssen grundsätzlich öffentlich sein. Doch das Ausdrucken der Sitzungspläne funktioniert nicht immer. So griff ein Amtsrichter am Mittwoch zu einem skurrilen Hilfsmittel: Er stellte einen Kleiderständer in die Tür, um die Öffentlichkeit herzustellen.

Rund 50 Minuten war am vergangenen Donnerstag im ganzen Stadtteil der Strom ausgefallen. Wie Landgerichtssprecher Ludwig Thönnissen erklärte, gab es eine „Überspannung“, als der Strom wieder eingeschaltet wurde. Dadurch wurden Transformatoren und einige sogenannte Steuerungselemente zerstört. Dies führte im Landgericht dazu, dass sechs von 15 Sälen nicht mehr funktionstüchtig sind, beim Amtsgericht sind es sogar 20 von 32 Sälen. Thönnissen: „Beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb hat man uns gesagt, dass Ersatzteile bestellt werden müssen.“ Angeblich soll am Donnerstag mit den Reparaturen begonnen werden.

Teilweise haben Gerichtsverhandlungen in völliger Dunkelheit stattgefunden. Denn die Rollladen können nicht mehr per Hand, sondern nur automatisch bedient werden. „Ob die gerade hoch- oder runtergefahren waren, ist offenbar Zufall gewesen“, sagt Mihael Pohar, Sprecher des Amtsgerichtes. So kann in einigen Sälen bei Tageslicht verhandelt werden, auch wenn das Licht nicht funktioniert.

Bisher mussten weder am Amts- noch am Landgericht Verhandlungen ausfallen. Die Prozesse wurden kurzfristig in funktionstüchtige Säle verlegt. Dabei wurde auch zwischen den beiden Gerichten „getauscht“, was sonst nicht üblich ist. Immerhin gelang es durch die Kooperation, dass keine Zeugen, Anwälte und andere Prozessbeteiligte unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt werden mussten. Wann die Schäden behoben sind, ist noch unklar.