Tanzhaus Tänzer verwandeln sich in Fantasiegestalten
Düsseldorf · MichaelDouglas Kollektiv wird bei Uraufführung im Tanzhaus zu Formen und Aliens. Was für Gefühle löst das aus?
Die Tänzer des Kölner MichaelDouglas Kollektivs wollen verschwinden. Nicht in Rollen, sondern mit ihrem Körper, ihrer Präsenz, ihrem Tanz. In Trainingsklamotten sitzen sie auf der Studiobühne, schlüpfen in schwarze Hosen und Kapuzenshirts, stopfen sich nach und nach kleine bunte Kissen um die Beine, vor den Bauch, um die Arme, auf den Rücken. Ein Schutzpanzer? Eine Art Astronautenanzug? Die Ausrüstung von Kämpfern in einem Fantasyfilm?
Die Tänzerkörper verformen sich, erhalten extreme O-Beine, überdimensionale Bäuche, kantige Buckel. Sobald auch die Köpfe, Gesichter unter Kapuzen verschwinden, ist die Illusion perfekt. Das Menschliche hat sich aufgelöst, das Spiel mit den Formen, mit der Fantasie, mit Licht und Dunkelheit beginnt.
Gemeinsam mit den Künstlern Özlem Alkis und Jared Gradinger haben die Performer zum Thema „Wir wollen verschwinden“ experimentiert. Was bleibt, wenn die Tänzer mit ihrem Körper, ihrem Gesicht, nicht mehr zu sehen sind, sich hinter Dunkelheit und neuen Formen verstecken? Welche Gefühle löst das aus?
Die Künstler erschaffen ihren eigenen Zauber
Völlig neu ist die Grundidee nicht. Das Spiel mit der Dunkelheit, den Effekt, Theatermittel auf ein extremes Minimum zu reduzieren, um beim Publikum die Fantasie anzuregen, eigene Assoziationen zu wecken — das nutzen einige Künstler. Mit Sehgewohnheiten zu brechen, eine ungewohnte Ästhetik zu entwickeln, ist ebenfalls nichts Neues. Doch den Künstlern gelingt es auf wunderbare Weise, einen eigenen Zauber, eine fremde Welt zu erschaffen, in der alle Elemente ineinandergreifen.
Das kleine Studio eignet sich hervorragend für das Stück, für eine intensive, nahe gehende Theatererfahrung. Mit dem Klicken eines Schalters gehen zwei Scheinwerfer an, die die Tänzer nur oben beleuchten. Diese bewegen sich ins Licht, lassen Schemen, Formen, wabernde Fantasiegebilde entstehen. Sind es Wolken? Bakterien? Wasserwesen? Alles ist möglich. Ist es ein Ellbogen, ein Kopf, ein Buckel, und zu wem gehören sie?
Mit der Zeit werden Körper sichtbar, gesichtslose Köpfe, deren Schultern im Nichts verschwinden. Das Licht geht an, Figuren tippeln durch den Raum, wie Aliens oder Gestalten aus einer Kindersendung; unbeholfen, manchmal verzweifelt. Gewohnte Tanzbewegungen werden verfremdet, bis sich die Magie mit Abnehmen der Maske auflöst.