Thema Kultur / Volksfeste: Tradition als Trumpf für die Zukunft
Freizeitforscher Ulrich Reinhardt gibt neuen Events keine großen Chancen.
Düsseldorf. Wie entwickeln sich Traditions-veranstaltungen wie die größte Kirmes an Rhein oder der Karneval in den nächsten zehn Jahren? Werden sie durch neue Angebote wie die "Sensation White" in der Arena abgelöst?
Freitzeitforscher Ulrich Reinhardt vom Hamburger Institut für Zukunftsfragen ist überzeugt, dass Volksfeste ihren festen Platz haben werden: "Das ist für die Menschen wie das kleine Stück vom Glück. Man entflieht für ein paar Stunden aus dem Alltag. Dafür verzichten sie eher auf den Urlaub oder das neue Auto."
Allerdings konkurrieren die Volksfeste auch heute schon mit einer Vielzahl von anderen Freizeit-Ange- boten, die es früher nicht gab. Dabei spielt die demographische Entwicklung eine Rolle. Die Besucher werden immer älter: "Darum ist es wichtig, dass es mehr Elemente für den passiven Besucher wie Shows und Paraden gibt."
Reinhardt rät zur Rückkehr zu den Wurzeln: "Früher gab es auf den Volksfesten auch Schauspiel und Akrobatik. Das sollte man wieder aufgreifen."
Für den Karneval blickt Reinhardt positiv in die Zukunft: "Das ist ein regionales Faszinosum. Und darin liegt auch die Stärke. So etwas kann man nicht einfach zu uns nach Hamburg verpflanzen." Das Winterbrauchtum verschaffe eine Ausnahmestellung, die auch den Tourismus beflügeln kann.
Er glaubt, dass sowohl der Straßen-Karneval als auch die Sitzungen zukunftsträchtig sind: "Es wird immer Leute geben, die sich vier oder fünf Stunden hinsetzen und Witze anhören. Zumindest in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren."
Skeptisch beurteilt der Experte dagegen neue Events wie die "Sensation White" in der Arena: "Das ist so etwas wie Karneval mit anderen Mitteln. Es gibt ein Thema und dazu verkleidet man sich. In drei oder vier Jahren gibt es dann einen neuen Trend." Ähnlich sei es mit neuen Veranstaltungs-Formen wie den aus dem Boden schießenden Krimi-Dinners. Auch diese seien eine vorübergehende Erscheinung.