Düsseldorf Tour-Auftakt: Zweite Etappe führt auf den Grafenberg

Die Strecken der beiden Etappen in Düsseldorf stehen fest, eine Million Besucher werden 2017 erwartet. Die Stadt sucht Sponsoren.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Am Morgen in der deutschen Botschaft in Paris, am Nachmittag vor 200 Gästen in der blau-weiß-rot illuminierten Stadthalle: Die Kampagne zum Start der Tour de France 2017 in Düsseldorf hat begonnen. „18 Monate Vorfreude“ empfahl Oberbürgermeister Thomas Geisel den Düsseldorfern. Er selbst ist schon jetzt ganz begeistert, von dem, was da Anfang Juli auf die Stadt zukommt: „Ein von vielen Düsseldorfern lang gehegter Traum wird wahr“, sagte er und erinnerte genau wie Tour-de-France-Chef Christian Prudhomme daran, dass sich schon sein Vorvorgänger Joachim Erwin 2006 um einen Tour-Auftakt bemüht hatte.

Nun, was Prudhomme am Donnerstag konkret zum Grand Départ am Rhein vorstellte, kommt Düsseldorf und seinen Wünschen (Geisel: „Natürlich wollen wir uns als Sport-, Shopping- Kultur- und Wirtschaftsstadt präsentieren“) schon sehr entgegen. Nach großem Training und der Teampräsentation am 29. und 30. Juni 2017 geht es am 1. Juli mit einem 13-Kilometer-Einzelzeitfahren los, das viele Postkarten-Seiten der Stadt fast idealtypisch in Szene setzen wird: Von der Messe rasen die Athleten am Rhein entlang bis zur Oberkasseler Brücke, dort über den Fluß, via Kniebrücke zurück ins Zentrum, am Ständehaus vorbei über Kö, Heine-Allee, Tonhalle wieder zum Rhein und zur Messe. „Wunderschöne Bilder Düsseldorfs von diesem Prolog werden um die ganze Welt gehen“, jubiliert Geisel.

Nun hatte sich die Stadt mit diesem Kurs bereits beworben. Überraschender ist, dass auch Etappe 2 am Tag danach reichlich durch Stadtgebiet führt. Diesmal geht es mit einem „neutraliserten Start“ am Burgplatz los, offiziell startet das Feld erst an der Kaiserstraße. Und dann radeln die 200 Profis über Klever- und Heinrichstraße auf den Grafenberg, und dieseer vergleichsweise läppische Anstieg gilt tatsächlich auch noch als erste Bergwertung der ganzen Tour. Von dort geht’s rüber nach Gerresheim, weiter nach Erkrath und ins weithin bekannte Neandertal, zurück gen Norden über Knittkuhl und Rath, Brehmstraße, Theodor-Heuß-Brücke zum Kaiser-Friedrich-Ring. 50 Kilometer sind dann geschafft, wie es von Niederkassel in Richtung Frankreich weitergeht, das bleibt noch bis Oktober geheim.

Allerdings beinhaltet das ganze Spektakel auch einen stolzen Preis von mindestens elf Millionen Euro für die Stadt. Geisel verhehlte das nicht, hielt jedoch gleich den „unglaublich hohen Werbewert“ und die Einnahmen, die die erwartete eine Million Zuschauer in die Stadt spülen werden, dagegen. Am Abend wurde zudem bei einem schicken Empfang im Ständehaus (K21) die Jagd auf Sponsoren fortgesetzt. Noch war sie nicht erfolgreich, allerdings ist der Zuschlag für die Stadt auch noch sehr frisch. Es gebe viele positive Signale aus der Wirtschaft, sagt der OB, Messe und Flughafen etwa würden gerne einsteigen, jetzt schnüre man verschiedene attraktive Sponsoring-Pakete. Unterm Strich, verspricht Geisel, werde man den finanziellen Aufwand für die Stadt „in einem geringen, angemessenen Umfang“ halten können. Zur Erinnerung: Wegen der Kostenfrage hatten CDU, FDP und Linke im November im Rat gegen die Tour-Bewerbung gestimmt, die deshalb nur mit hauchdünner Merheit und Hilfe von dubiosen Splittergruppen durchkam.

Und sicher ebenfalls wegen der hohen Kosten für die Ausrichterstadt hatte Düsseldorf offensichtlich gar keinen Konkurrenten, was das Lob von Christian Prudhomme für die tolle Bewerbung der Landeshauptstadt und den persönlichen Einsatz des OBs relativiert. Der andere Grund für eine verbreitete Tour-Skepsis ist das Doping-Problem. Hier macht Geisel eine erfreulich klare Ansage: „Es wird nicht nur nicht unter den Teppich gekehrt, sondern wir werden es im Rahmenprogramm dezidiert beleuchten. Denn nur ein sauberer Radsport wird eine Zukunft haben.“ Ansonsten werde es viel Kultur im Rahmenprogramm zu den vier tollen Tour-Tagen geben, Details werden in den nächsten Monaten erarbeitet. Frankreich-Bezüge werden garantiert so oft es irgend geht gezogen.