Düsseldorf U-Bahn-Unfall: Ärztin kritisiert Krankenhaus
Zweifel an richtiger Versorgung des Opfers — Klinik weist das zurück.
Düsseldorf. Die dramatische Rettungsaktion im U-Bahnhof Nordstraße hat in den vergangenen Tagen für Aufregung gesorgt. Weiterhin gibt es keine Hinweise darauf, dass Helfer sich angesteckt haben könnten. Doch die an der Rettung beteiligte Ärztin Marianne Hagen lenkt den Blick auf den Mann, der verunglückt ist. Nach ihrer Überzeugung hätte er unbedingt stationär in einer Klinik aufgenommen werden müssen — was nicht geschah.
Marianne Hagen weiß das, weil sie am Morgen nach dem Unfall selbst im Marien-Hospital war, um sich untersuchen zu lassen. Dort erkundigte sie sich nach dem Mann, traf ihn schließlich zufällig auf dem Flur: „Er war in einem jämmerlichen Zustand“, so die Zusammenfassung der Ärztin.
Hagen spricht von Prellungen, Blutungen und Schmerzen des Mannes. Diese hätten sicher auch den Diabetesschock verstärkt, der wohl Auslöser des Sturzes gewesen war. Noch auf dem Bahnsteig hätten die Sanitäter den Blutzuckerwert gemessen, der laut Marianne Hagen über 400 lag. Trotzdem sei der Mann nicht aufgenommen worden, was für den Obdachlosen hieß, dass er auf die Straße zurückkehren musste. Hagen hat auch eine Erklärung dafür. Sie glaubt, dass der Mann nicht krankenversichert ist und deshalb nicht aufgenommen wurde.
Im Marien-Hospital äußert man sich zu dem Fall zurückhaltend, ein Sprecher verweist auf den Datenschutz. Angedeutet wird allerdings, dass der Patient selbst entschieden habe, die Klinik zu verlassen. Über die ärztliche Einschätzung macht das Krankenhaus keine Angaben.
Dass es grundsätzlich solche Probleme gibt, bestätigt Hubert Ostendorf vom Obdachlosen-Verein Fifty-Fifty: „Es kommt vor, dass Menschen ohne Versicherungskarte abgewiesen werden, wenn sie nicht in bar bezahlen können.“ Das sei mehrmals an der Notfallpraxis in Unterbilk geschehen, aber auch in Praxen. Dagegen habe Fifty-Fifty mit dem Marien-Hospital aber gute Erfahrungen gemacht. Ostendorf würde das Verfahren in Düsseldorf gern vereinfachen: „Hier muss man für jede kleinste Behandlung einen Antrag auf Sozialhilfe ausfüllen.“