Verkehr Düsseldorf: Erste Umweltspuren werden in den Osterferien eingerichtet

Düsseldorf · Stadt startet an Merowinger- und Prinz-Georg-Straße die neue Fahrspur für E-Auto, Bus, Fahrrad und Taxi. Dafür müssen „normale“ Autos einen Fahrstreifen abgeben – was schon jetzt zu Protesten führt.

Unter anderem in Mannheim gibt es schon eine Umweltspur.

Foto: Stadt Mannheim/Thomas Tröster

Mit dem Beginn der Osterferien in gut drei Wochen werden in Düsseldorf die beiden ersten Umweltspuren eingerichtet. An der Merowinger Straße zwischen Südring und Bilker Bahnhof stadteinwärts sowie an der Prinz-Georg-Straße zwischen Moltke- und Bagelstraße in beiden Fahrtrichtungen werden die Sonderfahrstreifen auf den Asphalt gepinselt. Der genaue Starttag hängt davon ab, dass die Witterung trocken ist.

Geprüft wird noch die dritte und wichtigste Umweltspur, die sich quer von Süden nach Norden durch die City ziehen wird, vom Ende der A46 in Uni-Höhe über Witzel-, Corneliusstraße, Berliner Allee, durch den Kö-Borgen-Tunnel bis zur Kaiser- und  Fischerstraße. Auf dieser Strecke sei die Kreuzungslage recht kompliziert, sagte Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke. Generell ist die Umweltspur auf Kreuzungen stets unterbrochen, um Autos ein legales Abbiegen zu ermöglichen.

Oberbürgermeister Thomas Geisel betonte, man schlage so gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe, so leite die Düsseldorf den Vorrang für effizientere Verkehrsmittel ein und leiste einen Beitrag für bessere Luft, um das nach wie vor drohende Diesel-Fahrverbot abzuwenden. Angesichts der schon vorab vielfach geäußerten Bedenken und Befürchtungen vom Verkehrschaos bis zu gefährdeten Radfahrern sagte Geisel: „Nein, es handelt es sich hier nicht um ein Experiment, wir machen nichts, was nicht schon anderswo passiert wäre.“ Tatsächlich sind Umweltspuren längst in einigen deutschen und europäischen Großstädten etabliert.

Konkret ist folgendes auf den beiden ersten Routen vorgesehen: Der Sonderfahrstreifen wird zwischen 2,80 und 3,20 Meter breit sein und durch eine 25 Zentimeter breite Linie markiert. Auf der Spur zeigen Piktogramme, wer hier fahren darf: ÖPNV-Busse, Radfahrer, Taxis und E-Autos. Geprüft wird noch, ob auch „normale“ Autos mit mindestens vier Insassen dort verkehren können.

Die Stadt hofft, dass mit der verkehrsärmeren Zeit in den Osterferien ein einigermaßen stressfreier Einstieg für die Umweltspuren erfolgt. Dass es zu Staus kommen wird, ist freilich ziemlich klar, schließlich befahren die Merowingerstraße täglich im Schnitt etwa 25 000 Fahrzeuge (Prinz-Georg-Straße: 22 000). Die Stadt wird, zum Teil mit Hilfe externer Gutachten, die beiden Teststrecken umfassend evaluieren. So werden die Schadstoffemissionen regelmäßig gemessen und die verkehrlichen Auswirkungen analysiert, es werden Autos und Radfahrer gezählt, es wird geschaut, ob Autofahrer Ausweichrouten nehmen, ein Fachbüro prüft die Verkehrssicherheit für alle Beteiligten (vor allem die der Radler) .

Verstöße sollen sanktioniert werden, wobei die Polizei die Stadt durchaus schon auf ihre begrenzten Ressourcen hingewiesen hat. Wer unberechtigt auf die Umweltspur fährt, muss mit einem Verwarnungsgeld zwischen 15 und 35 Euro rechnen.

Auf die Frage, ob sie  Bammel vor der Einführung der neuen Spuren habe, sagte Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke: Nein, mulmig wäre mir, wenn wir jetzt nichts tun würden.“ Natürlich werde die Verknappung des Raums zunächst viele Autofahrer ärgern, „aber das alles ist alternativlos, wir müssen es jetzt machen“.

Das sehen die organisierten Handwerker allerdings ganz anders: „Die mit der Umweltspur einhergehende Streichung der zweiten Fahrspur für Autos ist ein ökologischer Unfug ersten Ranges“, meinen Kammerpräsident Andreas Ehlert und Kreishandwerksmeister Thomas Dopheide in einer gemeinsamen Stellungnahme, denn sie führe notwendig zu mehr und nicht weniger Stau, wodurch das Emissionsaufkommen sogar noch erhöht werde. Darüber hinaus entstehe ein Sicherheitsproblem, wenn sich Radler, Busse und Taxis eine Spur teilen müssten.

Die Stadtspitze lassen diese Einwände relativ kalt. Der Umbau zur autogerechten Stadt in den 50er-und 60er-Jahren sei der bei weitem riskantere Eingriff in die Verkehrsstruktur gewesen, findet Zuschke. Und Geisel verweist auf Berlin: „Dort ist  die zentrale Wilhelmstraße seit 2003 für Autos gesperrt, erst gab es einen Riesenaufschrei, doch mittlerweile ist es eine absolute Selbstverständlichkeit geworden.“