Uni: 20 000 Bewerbungen mehr
Die Akten türmen sich in der Heine-Universität. Manche bewerben sich mehrfach.
Düsseldorf. Riesiger Andrang an der Heinrich-Heine-Universität: Zum kommenden Wintersemester türmen sich knapp 20 000 Studienplatz-Bewerbungen mehr in der Hochschulverwaltung, als noch im Vorjahr. Die Zahl der Verfahren stieg von 29 000 auf 48 000.
Gleiche Erfahrungen machen auch andere Hochschulen. Aufgrund von Doppeljahrgängen, also dem Zusammenfall zweier Abiturjahrgänge nach der verkürzten Gymnasialzeit, und der Abschaffung der Wehrpflicht steigen die Bewerberzahlen.
Es folgt ein Mehraufwand, der für die Verwaltungen schwer zu leisten ist. Hinzu kommt, dass kurz vor Beginn der Bewerbungsfrist ein neu eingeführtes Computersystem zur Studienplatzvergabe zurückgenommen wurde: Softwareprobleme.
Die Heine-Uni hat mit all dem offenbar keine Probleme. „Wir haben uns auf zwei Szenarien vorbereitet: die Studienplatzvergabe mit und ohne neuem System“, erklärt Julius Kohl aus der Stabstelle Kommunikation.
Die gewaltige Zahl von 48 000 Bewerbungen auf die zulassungsbeschränkten Fächer erklärt sich vor allem aus den so genannten Mehrfach-Bewerbungen.
Um ihre Chance auf einen Studienplatz zu erhöhen, bewerben sich viele Abiturienten an einer Uni für verschiedene Studiengänge, können letztlich aber nur einen Studienplatz belegen. Auch Julius Werner hält sich verschiedene Möglichkeiten offen.
Der 20-jährige Abiturient hat sich in Düsseldorf gleich für drei Fächer beworben: Biochemie, Biologie und Informatik. Gleichzeitig hat er es mit Biologie zusätzlich in Bonn und in Köln versucht. Wo es letztlich hingehen wird, ist unklar. „Sicher ist sicher“, meint er.
Konkret haben sich für das kommende Semester 32 099 Personen an der Heine-Uni beworben. Im Schnitt sind das knapp eineinhalb Bewerbungen pro Person. Das größte Interesse der Bewerber besteht an Fächern wie BWL (8575 Bewerber auf 220 Plätze) und Psychologie (7513 Bewerber auf 164 Plätze).
Folglich müssen viele Studieninteressierte mit einer Absage rechnen. Hoffnung besteht dennoch: Schließlich schlagen viele der zugelassenen Personen ihren Studienplatz aus, wählen ein anderes Fach oder gehen an eine andere Universität.
Das macht die Planungen innerhalb der Hochschulen höchst kompliziert und vage. So wurde im vergangenen Jahr 9297 Bewerbern ein Studienplatz in Düsseldorf zugesichert, obwohl nur 2245 Plätze für die Erstsemester zur Verfügung standen. Aufgrund von Erfahrungswerten rechnet man damit, dass nur knapp ein Viertel der zugelassenen Interessenten seinen Platz wirklich annimmt.
Eingeschrieben haben sich 2010 dann auch nur 1901 Personen. Die übrigen Plätze wurden durch das Nachrückverfahren vergeben. In diesem Jahr wurde 10 500 Bewerbern für 2556 vorhandene Studienplätze ein Zulassungsbescheid zugesendet. Kohl: „Diese Zahlen bilden wir aus Erfahrungen. Letztlich hat das Verfahren jedoch etwas von Pokern.“
Yasemin Akdemir, Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta) der HHU, weiß um das Problem des Bewerberansturms. „Das ist eine Katastrophe“, sagt die Studentenvertreterin. Denn die Hochschule habe mit einem Raumproblem zu kämpfen.
Akdemir fordert deshalb: „Die Betreuungsrelation darf sich nicht verschlechtern.“ Die Studenten müssten weiterhin Plätze in ihren Pflichtseminaren sowie Sprechstunden bei den Dozenten bekommen.