Vom Bosporus an den Rhein: Diakonie holt Seniorin zurück

Nach 27 Jahren in Istanbul, lebt die gebürtige Deutsche Elke Tekin jetzt im Wichern-Haus.

Düsseldorf. Zu Hause ist dort, wo man seinen Hut ablegt, wo man Arbeit hat oder wo die Familie ist. Es gibt viele Ideen eines echten Zuhauses. Für Elke Tekin war es über 27 Jahre lang die Türkei, Istanbul.

Sie heiratete einen türkischen Mann und zog mit ihm an den Bosporus. Doch nach der Scheidung und einem Schlaganfall vereinsamte die Frau in der Millionenstadt. Auf Initiative der evangelischen Gemeinde Istanbul konnte die gebürtige Duisburgerin an das Düsseldorfer Wichern-Haus der Diakonie vermittelt werden.

„Dass sie hier gelandet ist, war Zufall, hier war ein Platz frei und die Kapazitäten waren gegeben“, erklärt Esther Möller Leiterin Sozialer Dienst im Wichern-Haus. Die Kosten für Tekins Aufenthalt trägt vorübergehend die Diakonie. Den Mitarbeitern ist Tekins bewegte Geschichte jedoch auch ein kleines Rätsel.

Die 64-Jährige spricht besser Türkisch als Deutsch, durch den Schlaganfall wurde außerdem ihr Sprachzentrum beeinträchtigt. Ihre Geschichte haben sie aus Akten, den Rest hat Tekin auch mit Händen und Füßen erzählt.

Sie war glücklich, das beteuert sie immer wieder mit einem Kopfnicken, als sie 1983 nach Istanbul ging. Sie hatte alles hinter sich gelassen: Freunde, Familie, Arbeit. Und doch kam bald die Scheidung.

Nach dem Schlaganfall 1995 zog sie sich immer mehr zurück, die Familie ihres Ex-Mannes wandte sich von ihr ab. Die evangelische Gemeinde in Istanbul kümmerte sich um Tekin, sie wurde in ein christliches Pflegeheim mitten in Istanbul eingeliefert.

Die Kosten dafür hatte die Türkei getragen, denn Tekin hatte durch die Heirat einen türkischen Personalausweis, nicht aber die Staatsbürgerschaft. Bei einer EDV-Umstellung bemerkten die Behörden ihre Identität und strichen Tekin die Unterstützung.

Das deutsche Generalkonsulat in Istanbul suchte zusammen mit der evangelischen Gemeinde schnellstmöglich nach einer Unterbringung in Deutschland. Das klappte reibungslos. „Für uns ist es der erste Fall dieser Art im Wichern-Haus, aber Frau Tekin hat sich bisher sehr gut eingelebt“, sagt Möller.

Langweilig wird es für die lebenslustige Frau mit dem Strohhut in ihrem neuen Zuhause nicht. Sie geht direkt auf die anderen Bewohner zu, nimmt an vielen Kursen teil. Als Möller von der Theatergruppe erzählt, horcht Tekin auf. „Ich kann alles verstehen“, beteuert sie.

In ihrer alten Heimatstadt Duisburg hat Tekin noch einen Bruder, über den Neffen konnte zumindest ein erster Kontakt aufgenommen werden. Eines kann sie aber kaum noch erwarten: „Endlich die Luft am Rhein schnuppern.“