Deutsche Erstaufführung in Düsseldorf Videokünstler produzieren Live-Bilder zu Bowies „Lazarus“

Wenn das Musical im Düsseldorfer Schauspielhaus aufgeführt wird, sind auch zwei Videodesigner auf der Bühne.

Foto: Peter Scharf/ WDR

Düsseldorf. Zwei große Leinwände und ein Paravent sind aufgestellt auf der Bühne des Schauspielhauses am Gustaf-Gründgens-Platz. Mehrere alte Röhrenfernseher stehen herum. Noch ist das Bühnenbild in der Entwicklung, aber die Projektionsflächen sollen eine Rolle spielen in der deutschen Erstaufführung von David Bowies (1947-2016) Musical „Lazarus“.

Zwei Videokünstler, Stephan Komitsch und Roman Kuskowski, befinden sich im Team um Regisseur Matthias Hartmann und Bühnenbildner Volker Hintermeier. Komitsch arbeitet schon seit vielen Jahren mit Hartmann zusammen, der häufig Videodesign in seine Inszenierungen integriert. Kuskowski stieß später dazu, war aber auch schon an mehreren Produktionen künstlerisch beteiligt.

Mit David Bowie beschäftige er sich erst seit dieser Arbeit intensiv, sagt Komitsch, und nun sei er überrascht von der künstlerischen Vielfalt, die der Popsänger zu bieten hatte. „David Bowie ist ein unerschöpfliches Reservoir“, sagt Komitsch. Andererseits lasse er sich nie richtig greifen. Die vielen Fernsehgeräte stünden auf der Bühne, weil Bowie in seinem Film „Der Mann, der vom Himmel fiel“ sehr häufig fernsieht.

Das Filmmaterial erscheint auf den großen Leinwänden. Es wird nur zum Teil vorproduziert. Das Wesentliche entsteht live. „Ich bewege mich während der Aufführung mit der Kamera auf der Bühne“, sagt Komitsch. Das sei ein zunächst ganz analoges Verfahren. Doch das Ergebnis werde dann digital verändert. „Dafür habe wir unsere Büchse der Pandora“, sagt Roman Kuskowski. „Da eröffnet sich ein Kosmos der Möglichkeiten, schwärmt der Videokünstler. „Davon sind wir oft selber ergriffen.“

Die Technik sei kompliziert und auch immer wieder für Überraschungen gut, erklärt Kuskowski. „Der Zauber des ersten Mals lässt sich von Natur aus nur schwer reproduzieren.“ Nun sind zwar ein paar Sequenzen, beispielsweise ein Set von Badezimmerutensilien inklusive schwebender Klorolle, schon fertig, auch die digitale Bearbeitung laufe während der Aufführungen größtenteils automatisiert ab, doch da die Live-Kamera nie ganz identische Bilder einfange und die Schauspieler sich nicht immer zu hundert Prozent gleich auf der Bühne bewegen, seien auch die Videos von Vorstellung zu Vorstellung immer mal wieder etwas anders.

„Man muss natürlich einen Plan entwerfen“, ergänzt Komitsch, der bereits am Bochumer Schauspielhaus an vielen Hartmann-Inszenierungen beteiligt war. Doch das Meiste entstehe während der Probenzeit. Aber auch das habe wiederum Grenzen. „Die Hälfte von dem, was auf der Probebühne funktioniert, klappt auf der Hauptbühne plötzlich nicht mehr so wie vorher.“ Jede einzelne Aufführung schaffe immer wieder etwas andere Rahmenbedingungen für das Videodesign. Komitsch: „Das ist wie ein lebender Organismus.“ Selbst eine statische Programmierung könne neues Leben in etwas hinein bringen.