Widerstand gegen Häuserbau: Bürger im Düsseldorfer Norden gehen auf die Barrikaden

Kalkum, Wittlaer: Vor allem fehlt ein Verkehrskonzept. Die Landwirte fürchten um ihre Existenz.

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Düsseldorf. Düsseldorf ist eine wachsende Stadt, doch es fehlt an großen freien Grundstücken, um neuen Wohnraum zu schaffen. Schon seit Jahren haben die Stadtplaner darum den Düsseldorfer Norden mit seinen landwirtschaftlichen Flächen im Visier. Der Sitzungssaal im Kaiserswerther Rathaus platzte aus allen Nähten, als in der Bezirksvertretung 5 (Kaiserswerth, Lohausen, Stockum, Kalkum, Wittlaer und Angermund) das neue Konzept für die Bebauung im Düsseldorfer Norden vorgestellt wurde. Viele Bürger verfolgten die Diskussion mehrere Stunden lang im Stehen. Sie befürchten nicht nur den Verlust vieler Grünflächen. Auch das Problem, wie der zusätzliche Verkehr bewältigt werden soll, ist noch weitgehend ungelöst.

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Zurzeit geht es vor allem um zwei große Projekte. Nördlich des Wasserwerksweges an der Duisburger Stadtgrenze sollen in Wittlaer 100 Wohneinheiten entstehen. Außerdem sollen nördlich der Kalkumer Schlossallee neben dem Fliedner-Gymnasium in naher Zukunft die Bagger anrollen.

In Wittlaer sind auf dem Gelände, das den Duisburger Stadtwerken gehört, Einzel- und Doppelhäuser geplant. Wie Birthe Meyer-Evert vom Planungsamt erklärte, sollen 20 Prozent davon öffentlich gefördert sein, weitere 20 Prozent sollen im Rahmen des Konzeptes „preisgedämpftes Wohnen“ realisiert werden. Allerdings: Bislang fehlt es an einem Verkehrskonzept.

„Es ist den Wittlaerer Bürgern nicht zuzumuten, dass auch dieser Verkehr über die Bockumer Straße abgewickelt wird“, monierte der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus-Dieter Horne. Tatsächlich verfügt der Stadtteil nur über eine einzige Hauptstraße, die schon jetzt völlig überlastet ist. „Das ist ein grundsätzliches Problem, wenn wir in Wittlaer weiterbauen“, machte Andreas Auler (CDU) deutlich.

Bevor die neue Siedlung auf den Weg gebracht wird, sollen neue Lösungen entwickelt werden. „Wir brauchen eine Anbindung an die alte B8, damit der Verkehr nicht über die Bockumer Straße führt“, fordert Ratsherr Christian Rütz. Außerdem müsse die Stadtbahnlinie U79 auf den Prüfstand, wenn viele Neubürger in den Norden ziehen.

Auf die Bremse getreten hat die Stadt bei den Plänen zur nördlichen Kalkumer Schlossallee. Ursprünglich waren dort einmal 1000 neue Wohneinheiten vorgesehen. Nachdem sich im Norden der Protest formierte, verschwand die Idee in der Schublade. Vorerst jedenfalls. Einig ist man sich inzwischen, dass in direkter Nachbarschaft des Fliedner-Gymnasiums eine Gesamtschule gebaut werden soll. Dazu soll es eine abrundende Wohnbebauung geben. Allerdings soll weiter nach dem Grundsatz verfahren werden, dass zunächst Lücken bebaut werden, bevor noch mehr freie Flächen verschwinden.

Landwirt Joachim von Holtum verfolgte die Sitzung mit viel Skepsis: „Wir Landwirte machen uns große Sorgen, weil immer mehr landwirtschaftliche Flächen bebaut werden. Das kann unsere Existenz bedrohen.“ Wichtig sei es, dass vor allem die Haupterwerbsbetriebe langfristig gesichert würden.

Deutlich positiver sieht Gabriele Lindenlaub die Entwicklung. „Es ist völlig klar, dass im Norden etwas passieren muss“, meint die Vorsitzende der Werbegemeinschaft Handwerk und Handel in Angermund. Gerade für die Geschäftsleute können die Neubürger wichtige Impulse bringen: „Aber das muss natürlich alles auch mit Augenmaß geschehen.“