Düssseldorf Vorlesen — das ist mehr, als ein paar Sätze zu sprechen

Viele Kindertagesstätten in Düsseldorf wünschen sich Vorlesepaten. Martina Biermann ist Vorsitzende von „Düsseldorf liest vor“ und erklärt, worauf es ankommt, eine Geschichte spannend zu vermitteln.

Martina Biermann ist Vorsitzende von „Düsseldorf liest vor“. Sie liest Kindern besonders gerne vor.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Was macht einen guten Vorleser aus?

Biermann: Zunächst einmal muss die Person natürlich selbst Spaß am Lesen haben und Bücher mögen. Und natürlich gerne mit Kindern zu tun haben — unsere ausgebildeten Vorlesepaten sind ja meist in Kitas unterwegs.

Sind Kinder ein dankbares Publikum?

Biermann: Immer mehr Kinder wünschen sich, dass ihnen vorgelesen wird. Sie merken aber auch sehr schnell, wenn der Vorleser sich mit dem Text, den er liest, gar nicht identifizieren kann. Deshalb sagen wir immer, dass man das Buch, das man vorliest, auch selbst mögen muss.

Sonst schreckt das die jungen Zuhörer ab?

Biermann: Natürlich. Wenn jemand etwas vorliest, was ihm selbst nicht gefällt, dann spüren die Zuhörer das. Wir hatten mal den Fall eines Vorlesers, der ein Märchen vorgelesen hat, das er selbst nicht kanne. Ihm gefiel die Aussage und die Art des Textes nicht — und hat das unterschwellig auch ausgestrahlt. Mit dem Ergebnis, dass die Kinder total unruhig wurden. Daher raten wir: Man sollte nur vorlesen, was einem selbst gefällt. Und den Text gut kennen. Am besten liest man ihn mehrere Male laut vor, gerne auch „Probezuhörern“. Ein Vorleser sollte nie unvorbereitet in eine ihm unbekannte Geschichte gehen, damit er nicht selbst von ihr überrascht wird.

Wie viele Vorlesepaten gibt es in Düsseldorf?

Biermann: Mit „Düsseldorf liest vor“ sind wird mit 209 ausgebildeten Vorlesepaten in mehr als 100 Kitas vertreten. Es melden sich aber immer mehr Kitas, die sich einen Vorleser wünschen. Daher suchen wird weitere Vorlesepaten und bieten regelmäßig Vorbereitungsseminare an. Wer sich dafür interessiert, sollte einfach auf unserer Internetseite nach aktuellen Terminen schauen oder uns anrufen.

Mit welchem Zeitaufwand müssen die Ehrenamtler rechnen?

Biermann: Man sollte schon regelmäßig ein bis zwei Stunden zeit haben, also einmal pro Woche oder alle 14 Tage in etwa. Und nicht ständig wegen langer Auslandsaufenthalte oder dergleichen ausfallen. Die Kinder brauchen Rituale und müssen sich darauf verlassen können, dass der Vorleser auch kommt. Die Ausbildung zum Vorlesepaten besteht aus einer Halbtagsschulung.

Ist ein besonderes stimmliches Talent vonnöten?

Biermann: Ich denke, dass man bei jedem die Vorlesekompetenz wachrütteln kann. Man muss kein Schauspieler sein, aber es natürlich gut, wenn man die unterschiedlichen Figuren einer Geschichte auch unterschiedlich vorliest — und zum Beispiel flüstert, wenn das die Figur in der Geschichte auch tut. Zumindest, wenn man Kindern vorliest.