Wachdienst für Käse und Co.
4.000 Kontrollen gibt es im Jahr. Die WZ war bei einem Einsatz dabei.
Düsseldorf. Wenn Alexa Schrey ein Restaurant betritt, kommt sie in der Regel nicht zum Essen. Sie ist bewaffnet mit Rollkoffer, Taschenlampe, Thermometer, Digitalkamera und Kittel- alles, was sie für ihren Job braucht. Gut ist auch, dass sie einen starken Magen hat. Denn Alexa Schrey ist Lebensmittelkontrolleurin und kein gern gesehener Gast. So ist ein Restaurantbesitzer in Wersten nicht gerade begeistert, als sie auf der Matte steht.
Schon nach dem ersten Blick in die Küche ist klar: Die Mängelliste wird lang. Der Putz kommt von den Wänden, Fliesen sind beschädigt. An der Besteckhalterung hat sich eine dicke Dreckkruste gebildet. Geschnittener Salat schwimmt in einer milchigen Wasserlake. "Das geht nicht", erklärt Schrey geduldig dem Chef. "Alle 20 Minuten bilden sich neue Keime. Das ist eine keimverseuchte Brühe."
Pro Jahr werden in Düsseldorf rund 4.000 der insgesamt 6.000 Lebensmittelbetriebe kontrolliert. Darunter Restaurants, Bistros, Supermärkte und Kantinen. Ein Fünftel der untersuchten Betriebe weist Defizite auf, davon sind 80 Prozent Hygienemängel.
Der Verbraucher bekommt von diesen Kontrollen häufig nichts mit. "Wegen Betriebsferien geschlossen", ist meist im Fenster von Restaurants zu lesen, wenn diese tatsächlich nach einer Prüfung geschlossen wurden.
Bei Alexa Schrey ist die Prüfung noch im vollen Gange. Als nächstes untersucht sie den Kühlschrank. Verrostete Metallböden, auf denen offen Fetakäse gelagert wird, fallen auf. Jetzt kommt die Taschenlampe zum Einsatz. Was die unter Regalen ans Licht bringt, liegt dort mehrere Monate. Eine Mitarbeiterin versichert: "Da hab ich gerade erst geputzt." Den Satz hört Schrey nicht zum ersten und sicher nicht zum letzten Mal.
Was nur wenige wissen: Das Amt für Verbraucherschutz gibt über seine Ergebnisse Auskunft. "Nicht im Detail, aber wir sagen, dass beispielsweise Hygienemissstände aufgefallen sind", sagt dessen Leiter Klaus Meyer. Der Verbraucher kann aber auch selbst Verdachtsfälle äußern und sogar Proben abgeben.
Rund 650 Beschwerden gehen im Jahr ein. "Die meisten beklagen Hygienemängel. Die fallen bei einem Blick in die Küche auf. Manchmal sind auch die Regale im Supermarkt verdreckt." Proben werden seltener abgegeben, 108 waren es im vergangenen Jahr. Darunter Fleischprodukte aus dem Supermarkt oder der Metzgerei. "Aus Restaurants erhalten wir nur wenig", sagt der Amtsleiter.
Schrey nimmt heute keine Proben. Sie hat schon viel Schlimmeres gesehen. Tote Mäuse und Ratten in Ölfässern zum Beispiel. "Das Ekelhafteste war eine Küche, die wie eine Tropfsteinhöhle aus Fett und Dreck aussah." Dann wird das Restaurant geschlossen. In Wersten hat der Besitzer Glück. Er bekommt lediglich die Auflage, alle Mängel in einer Woche zu beheben.
Die Kontrolleurin packt ihren Koffer und zieht zum Imbiss nebenan weiter - der nächste Einsatz steht an. Auf die Frage, ob sie denn selbst noch in Restaurants essen gehe, antwortet sie: "Viel seltener als vor meinem Job."