Wahrsagerin aus Rache attackiert?

Skurriler Auftakt des Prozesses um den versuchten Mord an Esmeralda. 68-Jährige erlitt einen Weinkrampf, der Angeklagte schweigt.

Zagorka J. mit ihrem Rechtsanwalt Wolfgang Steffen im Gerichtssaal.

Foto: dpa/si

Düsseldorf. Als Richter Rainer Drees von den düsteren Vorhersagen der Wahrsagerin Esmeralda berichtete, wurde es dunkel im Saal des Landgerichtes. Doch es war keine schwarze Magie am Werke, die am Freitag den Prozessauftakt um die Messerattacke auf Zagorka J. begleitete. Es handelte sich vielmehr um technische Probleme mit der Lichtanlage, die öfter mal auftreten. Äußerst skurril verlief die Vernehmung der 68-Jährigen, die wie ein Wasserfall redete, selten aber die Fragen des Richters beantwortete.

Am 26. Mai vorigen Jahres war Esmeralda in ihrer Wohnung an der Jahnstraße mit Messerstichen in Rücken, Brust und Bauch so schwer verletzt worden, dass sie in Lebensgefahr schwebte. Es soll ein Racheakt von Metin K. (44) gewesen sein. Die Wahrsagerin habe seiner Freundin geraten, ihn zu verlassen — was sie auch Tat.

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Der Anwalt des Angeklagten beantragte vergeblich, das Verfahren einzustellen. Ein fairer Prozess sei nicht mehr möglich, weil sich Zagorka J. schon mehrfach öffentlich geäußert hatte. So hatte die Wahrsagerin behauptet, der Täter werde auf der Flucht erschossen. Außerdem war Esmeralda sicher, dass Metin K. in dem Prozess seine gerechte Strafe erhalten werde.

Vor zwei Jahren suchte ein Kunde ihren Rat, der Liebeskummer hatte. Im Dezember 2013 legte Esmeralda dann auch Karten für die Dame, um die es ging: „Sie stand zwischen zwei Männern.“ Einer davon war Metin K., der die Aussage verweigerte. Zagorka J. erklärte, sie habe der jungen Dame nicht geraten, ihn zu verlassen. Aber sie habe für die Beziehungen zu beiden Herren „Negatives“ gesehen. „Da kommt ein ganz neuer Mann, aber es dauert“, las Esmeralda aus den Karten.

Sie will in der Sitzung noch etwas anderes über Metin K. erkannt haben: „Ich habe gesehen, dass er eine Frau umbringen werde. Aber ich habe nicht gewusst, dass ich das bin.“ Auch ungefragt schildert Zagorka J. allerlei Details, muss immer wieder vom Richter gebremst werden. „Wir haben hier mit Wahrsagen wenig Erfahrung. Sie müssen aber die Wahrheit sagen“, so Drees. Mehrfach sei die 68-Jährige von Metin K. bedroht worden. „Hör auf mit der Magie. Ich mach dich fertig“ oder „Du hast keine Zukunft mehr“ soll der 44-Jährige gesagt haben.

Dass er dann mit Kapuze und Brille vor der Tür stand, sei völlig überraschend gewesen. Als es darum geht, dass die Wahrsagerin ihre Verletzungen beschreiben soll, verliert die Vernehmung jede Komik. Weinend schildert Zagorka J., dass ihre Leber fast abgerissen war, dass sie tagelang im Koma lag. Die Verhandlung musste unterbrochen werden.