Düsseldorf Warum die Schausteller die Düsseldorfer City räumen müssen

Düsseldorf · Buden und Karussells können in die Stadtteile wechseln. Die ersten Standorte stehen fest. Die Entscheidung trifft auf ein geteiltes Echo.

 Oliver Wilmering, Vorsitzender des Schaustellerverbands.

Oliver Wilmering, Vorsitzender des Schaustellerverbands.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Ida ist kaum zu halten. „Da will ich drauf“, ruft sie ihrer Mutter zu und stürmt mit strahlendem Gesicht los. Das Karussell von Konstanze Schmelter vor dem Rathaus hat es der Dreijährigen angetan. „Wann immer es geht, kommen wir hierher“, sagt Mutter Annika Plöger. „Ohne die Schausteller hätte es in der Corona-Zeit für die Kinder noch weniger Abwechslung gegeben“, fügt sie noch an.

Was Plöger und die meisten anderen Passanten, die sich an diesem Dienstag zwischen Kö-Bogen und altem Rathaus eine Bratwurst, ein paar Mandeln oder eine Karussellfahrt für den Nachwuchs gönnen, nicht wissen: Die Schausteller müssen sich bis zum 31. August aus der Innenstadt zurückziehen. „Eine nochmalige Verlängerung, auf die manch einer möglicherweise gehofft hat, wird es nicht geben“, sagt Helma Wassenhoven, die sich im Büro des Oberbürgermeisters um Bürgerangelegenheiten kümmert. Damit endet nach fast 15 Monaten der Budenzauber in bester Lage, der den in ihrer Existenz bedrohten Schaustellern helfen soll, die vielen ausgefallenen Veranstaltungen und Termine wenigstens ein bisschen zu kompensieren. „Zu den Weihnachtsmärkten können alle wiederkommen, aber bis dahin sollen die Flächen offen sein für die eine oder Pop-up-Aktion, für Promotion-Angebote oder andere vergleichbare Aktivitäten“, sagt Wassenhoven.

„Wirklich schade“ findet Familienvater Dirk Brouwers den Rückzug. Mit Frau und Kindern gehört er zu den Stammkunden der rund 40 Schausteller, die nach gut einem Jahr noch mitmachen. Dass die Stadt den Unternehmern nun anbietet, ihre Angebote bis November in die Stadtteile zu verlagern, überzeugt ihn nicht ganz. „Ich finde das im Zentrum, wo alle irgendwann mal hinkommen, besser aufgehoben.“

Auch Konstanze Schmelter blickt mit gemischten Gefühlen auf den Wechsel in die Quartiere. „In meiner Not greife ich nach jedem Strohhalm und werde es deshalb machen. Aber ich fürchte, dass die Kundenfrequenz dann noch niedriger sein wird. Schon jetzt seien – auch im Schatten des Jan-Wellem-Denkmals – die Einnahmen gering. „Davon konnte ich mir Essen kaufen, aber keine Rechnungen begleichen.“ Dankbar ist sie für das Überbrückungsangebot der Stadt in den vergangenen Monaten.

Einnahme-Ausfälle sind kaum zu kompensieren

„Viele von uns wären sonst schon in die Insolvenz gegangen“, sagt auch Oliver Wilmering. Wie groß die Ausfälle im Vergleich zu normalen Jahren sind, bringt der Vorsitzende der Düsseldorfer Schausteller mit einer Zahl auf den Punkt: „An guten Tagen macht eine Mandelbude im besten Fall zehn Prozent des Umsatzes, der an einem Kirmestag üblich ist. Oft waren es auch nur drei oder vier Prozent.“ Trotzdem hält er die Initiative von Stadt und Oberbürgermeister „für vorbildlich“. Gerade im Vergleich mit anderen Kommunen. Für Enttäuschung gebe es deshalb nach der aktuellen Ansage, die Buden abbauen zu müssen, keinen Grund. Die Verlagerung in die Quartiere sieht Wilmering als „einen Probelauf mit offenem Ausgang“. Es bleibe abzuwarten, wie viele Kollegen den Weg am Ende mitgingen. Flächen wird es in einem ersten Schritt an folgenden Standorten geben: am Bertha-von-Suttner-Platz, im Rather Carré und am Abenteuerspielplatz an der Ulenbergstraße. „Die Gespräche laufen noch.“

Carsten Fritz, Chef des Steigenberger Parkhotels, begrüßt die Entscheidung der Stadt. „Wir sehen die Nöte der Schaustellerfamilien und fanden gut, dass das Rathaus die Branche mit unterstützt hat“, sagt der Manager. Allerdings seien die Rückmeldungen seiner Gäste doch sehr unterschiedlich gewesen. „Manches war vor allem zu Beginn sehr improvisiert und bot nicht immer einen schönen Anblick. Man hätte es ansprechender gestalten können – etwa im Stil des von der Kirmes her bekannten französischen Dorfs“, meint Fritz.

Wilmering, der 90 organisierte und mehr als 30 unorganisierte Anbieter vertritt, blickt nun nach vorne: „Wir wünschen uns, dass die Menschen den Weg in die Stadtteile finden und hoffen auf gut besuchte Weihnachtsmärkte.