Mit Zelt oder Wohnmobil Warum immer mehr Camper nach Düsseldorf kommen

Düsseldorf · Immer mehr Reisende kommen mit Zelt oder Wohnmobil nach Düsseldorf. Ein Ortsbesuch in Lörick.

Elmar Lippegaus mit seinem umgebauten Polizeibus auf dem Campingplatz in Lörick.

Foto: Claudia Hötzendorfer

Ein Wohnmobil rollt auf den Campingplatz in Lörick. So weit, so normal. Auf dem Anhänger allerdings hat das Paar, das gerade bei Thomas Kürten eincheckt, einen Porsche dabei. „Wir haben hier Gäste aus der ganzen Welt, Koreaner, Japaner, Amerikaner, Neuseeländer, Holländer. Zu 70 Prozent haben wir Durchreisende, Städtetouristen, aber auch Stammgäste, Monteure und Wanderarbeiter, die für ein paar Tage hier Station machen“, zählt Kürten auf, der den Platz am Niederkasseler Deich 2015 vom Vater Jürgen Kürten übernommen hat.

Eher selten kämen Urlauber, „wie man sie vielleicht von Nord- oder Ostsee kennt.“ Trotzdem, es sind Sommerferien, und das merkt man auch auf dem Campingplatz, auf dem Menschen auch in Düsseldorf ihren Urlaub verbringen. Auch mal mit Porsche.

Camping liegt im Trend. Auch in Düsseldorf, neben Lörick am Unterbacher See. Auf Nachfrage bei der Düsseldorf Marketing GmbH verweist Sprecher Roman von der Wiesche auf eine Erhebung von „Wirtschaftsfaktor Tourismus“. Demnach waren es 2017 insgesamt 104 000 Übernachtungen von Touristik- und Dauercampern sowie Mobilisten in Düsseldorf. 30,10 Euro gab die Gruppe durchschnittlich am Tag aus und sorgte so für 3,2 Millionen Euro Umsatz in der Stadt. 2013 waren es dagegen nur 64 000 Aufenthaltstage, mit Tagesausgaben von 27,20 Euro und einem Umsatz von 1,7 Millionen Euro.

Thomas Kürten führt das Unternehmen in Lörick in der dritten Generation. Seit den 50er Jahren gibt es schon einen Campingplatz direkt neben dem Löricker Yachthafen. Mitte der 1980er übernahm die Familie Kürten das Grundstück. Seit der Platz einen Internetauftritt hat, steigen die Buchungszahlen kontinuierlich. „Wir leben hier eher ein ursprüngliches Camping, ohne Animation, aber mit Blick auf Nachhaltigkeit“, erklärt der 50-jährige, der einige Pläne hat: „Wir bauen unsere Sanitäranlagen und die Beleuchtung aus. Gerade haben wir neue Stromkästen aufgestellt.“

Es ziehen dunkle Wolken auf. Ein paar Meter entfernt kämpft ein junger Mann mit seinem Zelt. Der Aufbau wird sich noch etwas hinziehen. Aber er wird es schaffen, bevor der Himmel seine Schleusen öffnet.

Da kann schon mal ein Porsche auf dem Anhänger stehen

Neben den üblichen Wohnwagen und Caravans fällt ein Gefährt ins Auge, das ebenso aus dem üblichen Rahmen fällt, wie der Porsche auf dem Anhänger zuvor. Elmar Lippegaus hat mit Freunden einen alten Polizeibus umgebaut. Das Schätzchen ist Baujahr 1973 und hat schon einige Touren erlebt. Elmar Lippegaus kann sich nichts anderes vorstellen, als mit dem Oldie zu reisen.

Der Paderborner ist gerade dabei, Tisch und Stühle zusammenzuklappen und im Bus zu verstauen. Dann wirft er einen kritischen Blick auf seine Wetter-App: „In acht Minuten regnet es. Besser Sie kommen rein und wir unterhalten uns im Bus weiter“. Die spontane Einladung nimmt die Reporterin gerne an, denn die ersten dicken Tropfen fallen schon und in der Ferne ist Donnergrollen zu hören.

Drinnen ist es gemütlich. Ein Holztisch, dessen Seitenteile man abklappen kann, dominiert den Innenraum. Rechts und links bequeme Sofas. Der Bus bietet Platz für sechs bis acht Personen.

„80 PS hat der unter der Haube“, sagt der stolze Mitbesitzer. „Für mich fängt der Urlaub an, wenn ich mich hinter das Steuer setze“. Wenn mal was kaputtgeht, dann legt Lippegaus selbst Hand an. „Eine Werkstatt ist mit so einem alten Bus unbezahlbar.“ Inzwischen prasselt der Regen aufs Dach und Windböen beuteln das freistehende Gefährt.

Warum hat er denn mit seiner Lebensgefährtin in Düsseldorf Station gemacht? „Wir haben meine Tochter zum Flughafen gefahren und wollten noch ein paar Tage Urlaub dranhängen“, antwortet der zweifache Vater. Die Partnerin begleitet ihn zwar auf seinen Bustouren, ist aber auch gerne mal „all inclusive“ auf Reisen. Denn, das wird klar, Camping ist eine Urlaubsform, die bedeutet, sich auf Wesentliches zu reduzieren. „Dafür ist man aber frei, kann da bleiben, wo es gefällt“, sagt Elmar Lippegaus, der seine Touren nie wirklich plant. Er setzt sich einfach hinters Steuer und tuckert mit seinem Oldie los. „Nur die Richtung ist vorher klar“, lacht der Paderborner.

Auch Heiner Berkemeyer und Sandra Clausen genießen die Ungebundenheit und einen gewissen Minimalismus. Allerdings hat das Paar aus Oldenburg in Lörick seit Jahren einen Dauerplatz für ihren Wohnwagen gemietet. Regelmäßig tauschen die beiden ihr 1900 Quadratmeter großes Haus und Grundstück auf dem Land, mit ihrem Domizil in Lörick. „Bei uns auf dem Dorf ist einfach nichts los und wir sind in rund zweieinhalb Stunden Fahrzeit hier“, begründet der DJ das Leben auf dem Campingplatz. Die Ferien verbringen sie ebenso am Rhein, wie viele Wochenenden.

Immer mit dabei, ihr Hund Bruce. „Wir haben hier unsere Sachen, sind aber trotzdem ungebunden“, meint Sandra Clausen. Die beiden haben das Vorzelt mit Laminat ausgelegt. An der Wand hängt ein Flachbildschirm und ein kleiner Zaun trennt ihren Bereich von dem der Nachbarn. Mit denen ist man per du. „Ich mag den Zusammenhalt hier auf dem Platz und die familiäre Atmosphäre. Wir sind füreinander da“, zieht Heiner Berkemeyer positive Bilanz.

Was sich besonders bei Hochwasser auszahlt, wenn Vater Rhein dann auch den im Landschaftsschutzgebiet gelegenen Campingplatz unter Wasser setzt. Denn dann muss es schnell gehen und alle müssen mit anpacken, um die Wohnwagen in Sicherheit zu bringen. In zwei Tagen geht’s für das Paar zurück nach Hause. Dann brechen auch Elmar Lippegaus und seine Partnerin auf.

Die Saison auf dem Campingplatz geht noch bis Ende September. Dann bleiben nur noch die Dauercamper in Lörick.