Was bei der Wahl rauskommen kann

Ob Stadtrat- oder OB-Wahl: Entschieden ist noch nichts, vieles hängt von der Wahlbeteiligung ab.

Symbolbild

Foto: Ingel

Düsseldorf. Von Wittlaer bis Hellerhof, von Heerdt bis Hubbelrath: Bis Samstag Abend wird noch um jede Stimme gekämpft. Wer wird Oberbürgermeister? Wer hat im Stadtrat das Sagen? Wer in den zehn Bezirksvertretungen?

Die Umfrage von WZ und Express Anfang der Woche hat den Trend gezeigt — bei der OB-Wahl liegt Amtsinhaber Dirk Elbers vorne, fraglich ist, ob er die absolute Mehrheit schafft oder ob es am 15. Juni zur Stichwahl mit dem Zweitplatzierten (sehr wahrscheinlich Thomas Geisel von der SPD) kommt.

Bei der Wahl des Stadtrates führt die CDU, braucht jedoch einen Koalitionspartner. Die Lager Schwarz-Gelb und Rot-Rot-Grün liegen laut Umfrage Kopf an Kopf.

Das Rennen ist also offen, zumal viele Wahlberechtigte (24 Prozent bei der OB-, 38 % bei der Ratswahl) angaben, sich noch nicht entschieden zu haben. Der Wahlsonntag wird somit garantiert spannend. Zu befürchten ist allerdings, dass etwa die Hälfte der über 470 000 Wahlberechtigten das alles kalt lässt — die Wahlbeteiligung wird vermutlich nicht einmal die 50-Prozent-Marke knacken.

Das aber hat erheblichen Einfluss auf den Wahlausgang. In Düsseldorf gilt als Faustformel: Ist die Wahlbeteiligung schwach, leiden vor allem SPD und Linke. Denn deren Klientel neigt weit mehr zum Nichtwählen als die „bürgerlichen“ Düsseldorfer.

Auch unter diesem Vorzeichen stellen Kandidaten und Parteien seit Wochen ihre eigenen Rechenspiele an. Am liebsten solche, bei denen unterm Strich ein Sieg rauskommt. Im Lager von Dirk Elbers sieht das so aus: Miriam Koch von den Grünen bleibt unter zehn Prozent. Weil die SPD höchstens 30 % bekommt, schafft Geisel nicht mal die Ergebnisse seiner Vorgängerinnen Gudrun Hock (2004: 36,5 %) und Karin Kortmann (2008: 35,3 %). Und damals siegten Joachim Erwin und dann Elbers jeweils im ersten Wahlgang. Außerdem zieht diesmal kein FDP-Kandidat bürgerliche Stimmen ab.

Geisel wiederum ist klar, dass er wohl im ersten Wahlgang hinten liegt. Bei der Stichwahl aber glaubt er die Sache drehen zu können: Elbers gewinnt fast nichts dazu und bleibt unter 50 Prozent; er selbst aber kriegt genug neue Wähler, etwa von Grünen und Linken — und kommt über 50 Prozent.

Diese Rechnung freilich bezweifelt man in der CDU: Geisel habe die grüne Klientel verprellt (Stichwort Fracking). Weil die Grünen zudem auf ein Ratsbündnis mit der CDU schielen, geben sie keine Wahlempfehlung für Geisel. Was den wiederum nicht anficht: Wähler wählten nicht nach Vorgaben.

Womit wir beim Stadtrat wären. Hier gibt es keine Fünf-Prozent-Hürde, ein Sitz ist für etwa ein Prozent der Stimmen zu haben. Die spannendste Frage dürfte sein: Wer darf mit der CDU regieren? Denn dass sie die stärkste Fraktion bleibt, bezweifelt kaum jemand. Am liebsten wäre der CDU die FDP. Reichte es noch einmal dafür, hätte Schwarz-Gelb am Ende der Wahlperiode (2020) satte 21 (!) Jahre in Düsseldorf den Ton angegeben. Die Liberalen glauben daran, ihre Gleichung geht so: Wenn Elbers es in der ersten Runde schafft, reicht’s auch für Schwarz-Gelb.

Rechnerisch etwas wahrscheinlicher erscheint eine Erstauflage von Schwarz-Grün. Inhaltlich war das zwar bis vor kurzem fast undenkbar, doch die Grünen haben sich zuletzt merklich zur CDU (das gilt auch umgekehrt, aber weniger) hin bewegt. Sie haben nach 15 freudlosen Jahren die Nase voll von Opposition.

Bescheiden ist die SPD geworden. Beim Zusammenbruch 1999 wähnte sie sich mit 35,2 % schon auf dem Tiefpunkt. Doch danach ging der freie Fall erst richtig los — bis auf erbärmliche 23,3 % im Jahr 2009. Diesmal würde man schon jubeln, wenn es wenigstens (wie 2004) 30 % würden. Ein rot-rot-grünes Linksbündnis dürfte daraus aber kaum erwachsen — die Linke (2009: 5,4 %) winkt bereits ab, Grüne und SPD rümpfen ebenfalls die Nase. Eventuell werden gar die Freien Wähler oder die AfD zum Zünglein an der Waage. Zumal deren Abschneiden kaum vorherzusagen ist.