Schule Schuljahr 2020/2021 in Düsseldorf: Der Wettlauf um Wunschschule beginnt
Düsseldorf · Die Anmeldungen für die weiterführenden Schulen stehen an. Doch die Popularität der Gymnasien ist ein Problem. Gleichzeitig steigen die Anmeldezahlen an den Grundschulen.
In den kommenden Wochen öffnen die weiterführenden Schulen ihre Türen für Viertklässler. Rund 5300 Schüler stehen jetzt nämlich vor einer schwierigen Entscheidung: Welche Schule ist die richtige für mich? Eine Frage, die nicht nur die Kinder bewegt, sondern in der ganzen Familie, mit Freunden und Verwandten heiß diskutiert wird.
Eine erste Tendenz, in welche Richtung die Reise gehen kann, ergibt sich aus der Empfehlung der Grundschule, die mit dem Halbjahreszeugnis der Klasse 4 erteilt wird. „Dabei handelt es sich um eine reine Empfehlung. Die Eltern können davon unabhängig entscheiden, welche Schulform das Kind besuchen soll“, erläutert Dagmar Wandt, Leiterin des Schulverwaltungsamts. Dabei kann es neben der auf dem Zeugnis mitgeteilten Empfehlung auch eine zweite, allerdings eingeschränkte Empfehlung für eine andere Schulform geben. Beispiel: Die Grundschullehrerin empfiehlt die Realschule, unter Vorbehalt aber auch das Gymnasium. Dass die Eltern in diesem Fall das Gymnasium für ihr Kind vorziehen, verdeutlichen die Anmeldezahlen der vergangenen Jahre: Mehr als die Hälfte der Viertklässler werden Jahr für Jahr an einem Gymnasium angemeldet.
Damit landet die Schulform auf der Beliebtheitskala der Eltern noch immer ganz klar auf Platz eins. Dagmar Wandt sieht das kritisch: „Nicht immer ist das Gymnasium die beste Schulform“, sagt sie. „Es gibt Kinder, die brauchen einfach mehr Zeit, um sich zu entwickeln. Und da sind Haupt-, Real- oder Gesamtschule nun mal gute Alternativen.“ Das Kind nur auf ein Gymnasium zu schicken, weil die Schulform den bestmöglichen Abschluss verspricht, sei für das Selbstvertrauen der Kinder fatal. Denn oft bedeutet das: mit Nachhilfe durch die ersten Klassen quälen, bis dann doch der Schulwechsel ansteht. Dagmar Wandt empfiehlt den umgekehrten Weg: „Unser Bildungssystem ist durchlässig. Wenn ein Kind auf der Haupt- oder Realschule startet, kann es später immer noch Abitur machen.“
Obwohl das Gymnasium so beliebt bei den Düsseldorfern ist, musste bisher kein angemeldetes Kind aus Gründen fehlender Kapazitäten auf eine andere Schulform ausweichen. Die Wunschschule wird es aber nicht immer: Jedes Jahr muss eine dreistellige Zahl von Viertklässlern auf ein anderes Gymnasium gehen. Wer nicht auf die Wunschschule kommt, entscheidet dann das Los. Kriterien wie die Schulortnähe, wie im Anmeldeverfahren an Grundschulen, gelten nicht.
Anmeldeüberhänge gab es im letzten Schuljahr zum Beispiel an den besonders beliebten Gymnasien, Am Poth und Marie Curie oder Humboldt. Aufgenommen wurden die Kinder von den beiden Innenstadtschulen Görres- und Luisen-Gymnasium die jedes Jahr noch freie Kapazitäten haben.
An den Gesamtschulen fehlten im letzten Jahr 200 Plätze
Besonders viele Umberatungen gab es auch für Schüler, die sich an einer der städtischen Gesamtschulen anmeldeten. Im letzten Anmeldeverfahren fehlten insgesamt 200 Plätze, nur die Gesamtschule an der Stettiner Straße in Garath konnte noch 33 Kinder aufnehmen. Die anderen Kinder meldeten sich an den Realschulen und auch Hauptschulen an — letztere schwächeln seit Jahren, konnten aber wegen der Aufnahmen in der zweiten Anmelderunde zumindest eine Eingangsklasse zusammenbekommen. „Das ist oftmals eine Zitterpartie“, sagt Wandt.
Ein ähnliches Anmeldeverhalten der Eltern erwartet sie auch für das kommende Schuljahr. „Das Humboldt war Spitzenreiter und wird es mit Sicherheit auch bleiben“, sagt sie. Das Wim-Wenders-Gymnasium an der Schmiedestraße habe nach einem holprigen Start mittlerweile gut nachgezogen und werde zunehmend beliebter. Und auch die neue Toni-Turek-Realschule in Stockum werde wegen des modernen Neubaus sicherlich auf dem einen oder anderen Wunschzettel der Eltern landen.
Im Februar finden die Anmeldetage an den jeweiligen Wunschschulen statt. Die Zahl der Umberatungen macht deutlich, dass Eltern schon im Vorfeld auch Alternativen in den Blick nehmen sollten. Neben den Tagen der offenen Tür gibt es im November drei Infoveranstaltungen der Stadt, bei denen alle Schulformen und Anmeldeverfahren ausführlich vorgestellt werden.
Und dann heißt es Daumen drücken. Denn wenn Ende Februar Post im Briefkasten landet, ist das erst mal eine schlechte Nachricht: Es ist der Ablehnungsbescheid mit einer Liste Schulen, die noch freie Kapazitäten haben. Anfang bis Mitte März erfolgen dann die zweiten Anmeldetage, kurz darauf werden die Zusagen an alle Eltern verschickt.
An den Grundschulen gibt es steigende Anmeldezahlen
Im wachsenden Düsseldorf nimmt auch die Zahl der Schulkinder weiter zu. Im Grundschulbereich rechnet das Schulverwaltungsamt für das nächste Schuljahr 2020/21 mit rund 6000 Einschulungen, in diesem Sommer waren es knapp 5700. Bisher wurden an den städtischen Grundschulen 5317 Kinder (Vorjahr: 5152) angemeldet. Bei knapp 700 Kindern (Vorjahr 500) ist noch nicht bekannt, welche Grundschule sie besuchen werden. Diese Zahlen legt Schuldezernent Burkhard Hintzsche am Dienstag dem Schulausschuss vor.
Insgesamt elf Grundschulen haben die Kapazitäten für vier Züge in der Eingangsklasse, je zwei in Düsseltal und Flingern, je eine in Pempelfort, Lörick, Kaiserswerth, Wittlaer, Grafenberg, Gerresheim und Garath.
Im Prinzip entscheiden – im Rahmen der vom Rat festgelegten Zügigkeit der Schulen – die Schulleiterinnen und -leiter über die Aufnahme. Dabei hat jedes Kind Anspruch auf Aufnahme in die nächstgelegene Grundschule der gewünschten Schulart. Bei einem Anmeldeüberhang an einer Bekenntnisschule genießen die konfessionell entsprechenden Kinder einen Vorrang.
Übersteigt die Zahl der Anmeldungen die Aufnahmekapazität einer Schule, berücksichtigt die Schulleitung Härtefälle und entscheidet nach folgenden Kriterien für die Aufnahmeentscheidung: Geschwisterkinder, Schulwege, Besuch eines Kindergartens in der Nähe der Schule, ausgewogenes Verhältnis von Mädchen und Jungen, ausgewogenes Verhältnis von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Muttersprache.