Düsseldorfs Traditionshäuser schließen Was nach Kaufhof und Karstadt kommt: Geisel wünscht sich „städtebaulich herausragenden Wurf“

Es gibt Hochhaus-Pläne am Wehrhahn – und womöglich noch eine Chance für Karstadt.

In Düsseldorf liegen Karstadt- und Kaufhof-Filiale einander gegenüber.

Foto: dpa/Martin Gerten

Der erste Schock ist verdaut, schon beginnt die Diskussion über das künftige Bild an Schadowstraße und Wehrhahn, wenn die zwei historischen Vollsortimenter weichen. Karstadt schließt mit Karstadt Sport, Galeria Kaufhof auch – ab Oktober stehen insgesamt etwa 58 000 Quadratmeter Einzelhandelsverkaufsfläche in guter Lage frei: Mit den Kaufhausgiganten geht die Hoffnung, dass sich ein Stück alte Bundesrepublik mit Vollsortimentern in bester Lage hinüber retten lassen in die neue Zeit. Die ist gekennzeichnet von schneller Erreichbarkeit eben nicht über fünf Stockwerke und doch von großer Auswahl, die vor allem im Internethandel geschätzt wird.

Diese Zeit beginnt im Oktober, wenn die rund 300 Mitarbeiter ihre Jobs in den Häusern verlieren. Was danach kommt, scheint weniger offen als zunächst angenommen: Es sollen von Seiten der österreichischen Signa Holding als Eigentümer des Galeria Kaufhof-Komplexes am Wehrhahn Pläne existieren, die an der Stelle des Kaufhofs ein gewaltiges Hochhaus vorsehen.

Anders als das Kaufhof-Gebäude sind das unter Denkmalschutz stehende, 1954 errichtete Karstadt-Warenhaus mit 33 600 Quadratmetern Einzelhandelsfläche auf fünf Ebenen und auch das 1993 fertig gestellte Karstadt-Sporthaus an der Schadowstraße mit 4000 Quadratmetern auf fünf Ebenen nicht in Besitz der Signa-Gruppe von Investor René Benko, sondern von CBRE-Global-Investors, einer sogenannten Kapitalsammelstelle.

Abel kann sich einen
Ikea-Flagship-Store vorstellen

Möglich, dass deshalb noch eine Chance für Karstadt besteht: Wie unsere Redaktion erfuhr soll Signa-Mann Benko das Haus an der Schadowstraße vor allem deshalb schließen wollen, weil ihm der Mietpreis deutlich zu hoch erschien. Womöglich wird nachverhandelt.

Marcel Abel, Immobilienexperte von Jones Lang LaSalle in Düsseldorf, hält das für wenig wahrscheinlich. Laut Abel wirke die Corona-Pandemie wie ein Brennglas. „Das ist ein Beschleuniger für Situationen, die uns sonst womöglich in Monaten ereilt hätten. Wichtig sind jetzt neben der guten Lage vor allem ein gutes Konzept und das richtige Timing“, sagt Abel, der sich eine Nachnutzung in erster Linie über Büros oder neuen Einzelhandel vorstellen könnte, etwa durch einen „Flagshipstore Ikea City“, wo man zuerst in einer Art Showroom die Ware besichtigen und später im Internet bestellen könne. Auch „atomisierte Baumärkte“ seien möglich, die als Konzept die passenden Handwerker gleich mitansiedeln.

Ähnlich sieht es Thomas Görner, Geschäftsführer von „Foto Koch“ und Sprecher des Cityrings Schadowstraße: „Das sind wichtige Ankerpunkte für die gerade sich verjüngende Schadowstraße, und es ist schon schade, wo im März 2021 die reine Fußgängerzone fertig ist und auch die Bahngleise erneuert werden.“ Aber: „Einzelhandel im vierten Stock“ hält er für grundsätzlich schwierig in heutiger Zeit, kann sich deshalb Mischungen aus „Einzelhandel, Büros und Mikroappartements“ vorstellen. Einen Kauf der Stadt mit Hilfe des Landes NRW, wie das OB-Kandidat Stefan Engstfeld als Plan gegen Leerstand vorschlägt, kommt nach Angaben der Stadt kaum infrage. Das scheine angesichts der zurzeit geforderten Preise am Immobilienmarkt „unrealistisch“. Womit auch die Frage geklärt wäre, die sich hartnäckig hält: Dass nämlich die Idee einer neuen Düsseldorfer Oper auf dem Galeria-Kaufhof-Gelände wohl unrealistisch ist.

Trotzdem meldet auch die Stadt Ansprüche an: Oberbürgermeister Thomas Geisel wünscht sich „auf jeden Fall eine Zwischennutzung, bis die Zukunft dieser Immobilie geklärt ist“ und hätte gerne „einen städtebaulich herausragenden Wurf an dieser prominenten Stelle der Innenstadt“. Görner sieht das ähnlich und empfiehlt der Stadt, Zwischennutzung unter dem Genehmigungsaspekten „einfacher zu gestalten für die Unternehmer“.

Fest steht: Die beiden Besitzer der jeweiligen Immobilien müssen für jede bauliche Veränderung bei der Stadt einen Bauantrag stellen. „Es gibt auch die Möglichkeit des Abschlusses eines städtebaulichen Vertrages, um von Seiten der Stadt Einfluss auf die Entwicklung eines Areals zu nehmen“, heißt es von der Stadt, die ihren Einfluss offenbar geltend machen will.