Keine Hassparolen geduldet Wie Düsseldorfer Schulen mit dem Krieg in Nahost umgehen
Düsseldorf · Für die Kollegien steht der Schulfrieden an oberster Stelle. Vor allem weiterführende Schulen wollen das Thema im Unterricht ansprechen.
Der Angriff der Hamas auf Israel und die mögliche weitere Eskalation des Konflikts sorgen in den Lehrerkollegien der Düsseldorfer Schulen nach Ende der Herbstferien für erhöhte Aufmerksamkeit. „Zum Schulstart gab es bislang keine offensichtlichen Konflikte. Dennoch bereitet uns die Situation erhebliches Kopfzerbrechen“, sagt Alexander Schrimpf, Leiter der Werner-von-Siemens-Realschule in Düsseltal. Eine Mail des Schulministeriums aus der letzten Ferienwoche hatte der Lehrer zum Schulbeginn um eine persönliche Stellungnahme ergänzt und an sein Kollegium weitergeleitet.
Die Marschrichtung des Schulleiters lautet: Zwar könne und dürfe es keine Neutralität gegenüber menschenverachtendem Terror und dem daraus resultierenden Leid der Menschen geben. Dennoch gelte in der Schule das Gebot der politischen Zurückhaltung. So seien für ihn beispielsweise Nationalflaggen Palästinas oder Israels auf dem Rücken von Schülern oder am Jackenarm in der aktuellen Situation ein „No-Go“. Erst recht dürfe es keine herablassenden, aggressiven oder herausfordernden Bemerkungen geben. „Als Leitungsteam haben wir empfohlen, das Thema Nahost-Konflikt in der Klassenstunde oder im Politik- und Geschichtsunterricht anzusprechen“, sagt Schrimpf. Das findet der Pädagoge wichtig, auch deshalb, „weil Schüler über die Sozialen Medien immer wieder auf einseitige Darstellungen stoßen, die der Propaganda und nicht der Aufklärung dienen“.
Etwas mehr als die Hälfte seiner Schüler hat Migrationshintergrund, ein Teil davon hat Wurzeln in muslimischen Ländern. „Und wir haben neben einigen wenigen Schülern jüdischen Glaubens eben auch Heranwachsende mit palästinensischem Hintergrund in den Klassen. Altersgerechte und an Fakten orientierte Gespräche sind deshalb wichtig“, betont der Schulleiter.
Auf die persönliche Ansprache setzen auch die Lehrer einer Gesamtschule, an der mehr als 70 Prozent der Heranwachsenden Migrationshintergrund haben. Mit Themen wie Rassismus und Antisemitismus beschäftigen sich die Schüler immer wieder, denn die Gesamtschule gehört zum Netzwerk „Schule ohne Rassismus“. „Bislang gab es trotz der angespannten Lage keine Auffälligkeiten“, betont eine Lehrerin. Dazu trage sicher bei, dass die Schule für viele Jugendliche ein geschützter Raum sei, den sie sich als solchen erhalten wollten. Wichtig für den Schulfrieden seien klare Regeln. Wer sich beispielsweise antisemitisch äußere, müsse wissen, dass das Folgen habe. Grundsätzlich setze das Kollegium auf intensive Kommunikation. „Sollte es zu Vorfällen kommen, wird immer der einzelne Fall und das einzelne Kind in den Blick genommen“, betont die Pädagogin.
Ganz ähnlich schätzt das Anke Bücker, Leiterin der katholischen Grundschule an der Höhenstraße in Oberbilk, ein. „Im Schulalltag spielt das Thema bislang keine Rolle. Auch Spannungen haben wir bei den Jungen und Mädchen nicht bemerkt. Solange das so ist, werden wir als Grundschule den Konflikt auch nicht pauschal für alle Klassen zum Unterrichtsthema machen.“ Eine Empfehlung, das Thema anzusprechen, hat dagegen Gerlinde Schulte-Kramm, kommissarische Leiterin der St. Benedikt-Hauptschule in Stadtmitte, gegeben. „Den meisten unserer Schüler muss der Konflikt überhaupt erst einmal erklärt werden“, sagt sie.