Ranking Wirtschaft nimmt Fahrt auf - NRW ist nicht mehr Schlusslicht

Kein Wachstum - die Wirtschaftsbilanzen vom Frühjahr waren vernichtend für NRW. Jetzt zeichnet sich eine Aufwärtsentwicklung ab. Trotzdem sieht der Wirtschaftsminister jede Menge Baustellen.

In NRW sind erste Anzeichen für ein Wirtschaftswachstum erkennbar. (Aymbolbild)

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Düsseldorf. Nach Null-Wachstum im vergangenen Jahr gibt es jetzt in Nordrhein-Westfalen erste Anzeichen für einen Aufschwung. Im ersten Halbjahr 2016 wuchs die Wirtschaft im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 2,1 Prozent. Nach Zahlen des Statistischen Landesamts vom Montag liegt NRW damit jetzt im Ländervergleich auf Platz 8.

Im ersten Halbjahr 2015 hatte NRW mit einem Plus von bloß 0,3 Prozent die zweitschlechteste Wachstumsrate vor Sachsen-Anhalt. In der Jahresgesamtschau 2015 war es als einziges Land mit Null-Wachstum Schlusslicht. „Das ist ein Riesensprung“, kommentierte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) die Entwicklung. Die Statistiker weisen allerdings darauf hin, dass Halbjahresergebnisse mit größeren Unsicherheiten behaftet sind als Jahresergebnisse.

Im Bundesvergleich liegt das NRW-Wachstum 0,2 Prozentpunkte hinter dem Ergebnis für ganz Deutschland (2,3 Prozent). Damit sei der Abstand aber deutlich geschrumpft, unterstrich Duin. Zwischen 2008 und 2015 habe die jährliche Differenz noch bei durchschnittlich 0,6 Prozentpunkten gelegen. „Die Schlagzeilen vom Schlusslicht können geschreddert werden“, meinte der Minister. In der aktuellen Halbjahresbilanz verzeichnet das Saarland mit nur 1,5 Prozent Plus den niedrigsten Wachstumswert.

Dennoch sieht Duin viele Baustellen, um NRW weiter nach vorne zu bringen. Seine Hauptsorgen: Die Wachstumslücke zum Bundesdurchschnitt ist bei der Exportentwicklung noch weit größer als beim Bruttoinlandsprodukt. Während Deutschland hier insgesamt seit der Finanzkrise 2008 ein Plus von fast 21 Prozent verzeichnet habe, liege es in NRW nur bei knapp 6 Prozent. Alarmierend sei vor allem, dass NRW relativ wenig in technologisch fortgeschrittene Länder wie die USA, Japan, Korea oder Taiwan ausführe.

In den vergangenen Jahrzehnten habe sich NRW auf seine damals sehr wettbewerbsfähige Grundstoffindustrie verlassen können. Das habe sich geändert. Allein beim Stahl und beim Maschinenbau sei im ersten Halbjahr ein Export-Minus von jeweils einer Milliarde Euro zu verkraften, unterstrich Duin. Auch bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung hinke NRW dem Bund hinterher. Den größten Nachholbedarf sieht er darin, aus den vielen Patentanmeldungen auch attraktive Produkte zu schaffen.

Die CDU-Opposition beklagte in einer Mitteilung: „De-Industrialisierung und De-Investitionen setzen sich unter dieser rot-grünen Landesregierung fort - ohne wirtschaftspolitische Kehrtwende wird sich das nicht ändern.“

Während die Industrieproduktion in NRW ihren Sinkflug fortsetzt - allein im ersten Halbjahr um minus 1,7 Prozent - sorgt die Dienstleistungsbranche für Wachstumsschübe, vor allem bei Logistik, Informations- und Kommunikationstechnik. Regional ist die Entwicklung sehr unterschiedlich. Der Raum Düsseldorf/Mettmann sei die stärkste Wirtschaftsregion in NRW, berichtete Duin. Allerdings sei die Dynamik vor allem in Südwestfalen, Ostwestfalen-Lippe, aber auch dem Ruhrgebiet mit überdurchschnittlichen Wachstumszahlen höher - ausgehend von unterschiedlich hohem Niveau.

Am Dienstag soll das nordrhein-westfälische Kabinett den neuen Wirtschaftsbericht des Ministers beraten und beschließen. Anschließend will sich Duin zu den politischen Konsequenzen äußern. (dpa)