Wohncontainer für Flüchtlinge auf NS-Lazarettgelände in Ludenberg
Düsseldorf. Die Suche nach geeigneten Unterkünften für die steigende Zahl an Flüchtlingen bringt NRW-Kommunen in Bedrängnis. Der Stadt Düsseldorf geht da es nicht anders. Aktuell werden ihr monatlich 300 Neuankömmlinge zugewiesen.
Die Idee, Wohncontainer für bis zu 300 Personen im Stadtteil Ludenberg aufzustellen, sorgt allerdings für viel Kritik. Auf dem Gelände befand sich ab 1940 ein Lazarett für französische und später auch sowjetische Kriegsgefangene. Viele von ihnen waren Zwangsarbeiter.
Erst kürzlich war die Stadt Schwerte in die Kritik geraten, weil sie Flüchtlinge in Baracken auf einem ehemaligen Außenlager des KZ Buchenwald untergebracht werden sollen. Das weltweite Medieninteresse war groß.
Die Düsseldorfer Entscheidung sei damit aber nicht zu vergleichen, sagt Bastian Fleermann, Historiker und Leiter der Mahn- und Gedenkstätten der Stadt. Das Gelände in Ludenberg sei kein KZ sondern ein Lazarett für Kriegsgefangene gewesen. „Es gibt in Düsseldorf über 400 solcher Orte“, sagt Fleermann. „Außerdem gab es fünf Außenlager des KZ Buchenwald und eins des KZ Sachsenhausen. Wenn man es so sieht, ist die ganze Stadt vorbelastet.“
Bei der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit habe Düsseldorf aber keinen Aufholbedarf. Im Gegenteil. „Die Stadt hat früher begonnen, sich damit zu beschäftigen, als viele andere Städte in Deutschland“, sagt Fleermann. Nahe der geplanten Flüchtlingsunterkunft in Ludenberg liegt der sowjetische Ehrenfriedhof für Kriegsgefangene, die in dem Lazarett gerstorben sind.
Ein Mahnmal auf dem Friedhof erinnert an diese Menschen. Die Baracken, in denen die Kriegsgefangenen untergebracht waren, gibt es heute nicht mehr. An dieser Stelle steht seit den 70er Jahren ein Altenheim, nebenan ist seit mehreren Jahrzehnten Wohnbebauung.
Trotz Kritik hält die Stadt an dem Plan fest. Es geht auch nicht anders, die Flüchtlinge müssen irgendwo hin. 2200 gibt es derzeit in der Stadt. Mit 3900 zusätzlichen Asylbewerbern rechnet Düsseldorf für 2015. „Wir versuchen, so viele wie möglich in Hotels oder Wohnungen unterzubringen. Auch in leerstehenden Schulgebäuden leben derzeit viele Menschen“, sagt Stadtsprecher Michael Bergmann.
Außerdem werde versucht, die Flüchtlinge über das ganze Stadtgebiet zu verteilen und nicht nur auf soziale Brennpunkte. Dazu wurden zuletzt Kooperationen mit der Wohnungswirtschaft geschlossen und ein „Runder Tisch Asyl“ eingerichtet. Es reicht trotzdem nicht. Elf neue Standorte, an denen sogenannte Wohnmodule für Flüchtlinge aufgestellt werden können, wurden geprüft und für gut befunden. „Ludenberg war einer von ihnen“, sagt Bergmann. Kein sozialer Brennpunkt, naturnah, ein fußläufig erreichbarer Supermarkt .
Auch Oberbürgermeister Thomas Geisel will bei dem Standort in Ludenberg bleiben. „Nun gilt es, aus einem einstigen Ort der Barbarei einen Ort der Menschlichkeit zu machen und Flüchtlingen eine menschenwürdige Unterkunft zu bieten“, sagte er.