Wohnungen auf dem Kirchengrund

Zinsen von 500 000 Euro soll das Grundstück der Anna-Kirche jährlich durch Erbpacht einbringen.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Im letzten Juni wetterte die katholische Gemeinde aus Niederkassel gegen die Pläne des Kirchenvorstands, die Sankt Anna-Kirche abzureißen. Besonders taten sich dabei die CDU-Mitglieder Michael Schmittmann und Folkert Mindermann hervor. Es gelang ihnen jedoch nicht, die 50 Jahre alte Kirche zu erhalten. Inzwischen ist die Kirche entweiht, die Fenster sind herausgenommen. Der Auslobungstext für acht Investoren liegt jetzt vor. Dabei sind bis auf den Erhalt der Kirche alle Wünsche der Gemeinde erfüllt. Damit Nachbarn keine Klagen einreichen, gibt es einen neuen Bebauungsplan. Acht Teams aus Investoren, Architekten und Landschaftsarchitekten sind beauftragt, das Beste aus dem Grundstück zwischen Niederkasseler Straße, Kanalstraße, Alt-Niederkassel und Pastor-Zentis-Weg zu machen.

Der Komplex mit Kirche, Pfarramt, Kita und diversen Nebengebäuden wurde 1968 eingeweiht. Er gehört der Kirchengemeinde St. Antonius und Benediktus, die ihn nicht verkaufen, aber gewinnbringend über einen Erbbaurechtsvertrag vermarkten will. Ihre Zinserwartung liegt bei 500 000 Euro im Jahr, handelt es sich doch bei dem 7300 Quadratmeter großen Komplex in Rheinnähe um ein Filetstück in bester Wohnlage.

In einer Machbarkeitsstudie, die von einem Aachener Planungsbüro betreut wurde, sind die Vorgaben an die Investoren aufgelistet. Gedacht ist an 50 bis 100 Wohneinheiten, eine Kita mit vier Gruppen (statt bisher zwei Gruppen), und einen „kirchlichen Gebetsort“, der auch als Gedenkort gedacht ist, dies ein Wunsch der Schützen aus Niederkassel. Das wichtigste Anliegen aber der Bürger ist ein Platz als Treffpunkt. Er ist in einem Stadtteil ohne Infrastruktur überlebenswichtig. Er soll als „Ort der Identifikation“ auch tatsächlich wiedererwachen.

Die Anlieger waren sehr fuchsig, als es darum ging, etwa die schön gestalteten Fenster der Künstlerin Sigrid Kopfermann zu missachten. Sie sollen mitsamt dem barocken Hochaltar integriert werden, wobei der tatsächliche Standort noch nicht feststeht.

Die Pläne entstanden in enger Zusammenarbeit mit Planungsamtsleiterin Ruth Orzessek-Kruppa, die nun für ihre Praxisnähe und ihre guten Ratschläge vom Vorstand der Kirchengemeinde gelobt wird. Sie wird die Immobilie jedoch nicht übers Knie brechen, wie Anlieger fürchteten, sondern einen B-Plan entwickeln, der auch eine oder mehrere Tiefgaragen vorsieht. Denn es soll einzelne Erbbaugrundstücke geben, die für jeweils 99 Jahre vergeben werden und die bestens vermarktet werden sollen. Sogar an unterirdische Container, eine intensive Begrünung und den Erhalt von Bäumen ist gedacht.