Wohnungsnot bedroht auch den Mittelstand

Fast 50 Prozent aller Düsseldorfer haben Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein.

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In Düsseldorf fehlt es immer mehr an bezahlbarem Wohnraum. Das ist die Überzeugung der Caritas, die deshalb jetzt Alarm schlägt. Die Probleme sind vielschichtig: Die Zahl derer, die auf der Straße leben oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind, steigt sehr stark an. „Zunehmend betrifft es auch Menschen, die zur Mitte der Gesellschaft zählen. Familien, alte und einkommensschwache Menschen werden aus ihrem langjährigen Zuhause vertrieben. Und etwa 1000 Menschen leben hier auf der Straße“, sagt Henric Peeters, Vorstandsvorsitzender Caritasverband Düsseldorf.

Die Zahl der Sozialwohnungen ist zudem stark rückläufig. Gab es 2008 in der Landeshauptstadt noch 26 302 Wohnungen, waren es 2017 nur noch 15 878. „Für jede gebaute Sozialwohnung fallen derzeit drei aus der Mietpreisbindung. Zudem hat sich die Miete in den Ballungsgebieten in den vergangenen zehn Jahren um 36 Prozent erhöht. Etwa 20- bis 30 000 Sozialwohnungen fehlen zur Zeit allein in Düsseldorf“, erklärt Fachbereichsleiter René Trenz. Dass Düsseldorf reich und sexy sei, dem widerspricht er vehement. „Hätten sonst etwa 50 Prozent aller Düsseldorfer einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein? Legt man den Mindestlohn zugrunde, kommen viele Menschen nur auf ein Monatseinkommen von 1500,71 Euro.“

Polizisten, Verkäuferinnen, Erzieherinnen oder Krankenschwestern, auch immer mehr Menschen aus dem sogenannten Mittelstand sind betroffen. „Von der Planung bis zur Fertigstellung von Sozialwohnungen dauert es etwa drei bis vier Jahre. Von daher ist klar, dass es sehr lange dauern wird, bis man diesen Missstand beheben kann“, meint Johannes Böttgenbach von der Wohnungslosenhilfe.

Ein weiteres großes Problem ist das sogenannte Home Sharing, bei dem Privatleute ihre Wohnung zeitweise an Touristen vermieten. „Wir schätzen, dass dies etwa bei 6000 Wohnungen zutrifft. Deshalb fordern wir vom Stadtrat, dass er etwas gegen diese Zweckentfremdung unternimmt“, sagt Böttgenbach. Das Thema steht übrigens auch auf der Tagesordnung bei der heutigen Ratssitzung.