Zamek sucht einen Weg aus der Krise

Die Insolvenz ist der Höhepunkt eines langen Niedergangs. Ein Investor müsste auch eine neue Strategie mitbringen.

Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa

Düsseldorf. Viel schlechtere Erfahrungen als eine Insolvenz kann es für ein Unternehmen kaum geben — im Falle von Zamek war dies aber bei weitem nicht die einzige schlechte Nachricht der jüngeren Vergangenheit: plötzliche Führungswechsel, eine scheinbar endlos lähmende Tarifauseinandersetzung, die ihre Fortsetzung vor Gericht fand, Umzugsgerüchte Richtung Dresden oder gar Polen, Anteilseigner, die auf die Barrikaden gehen, Kündigungen, bei denen auch noch handwerkliche Fehler unterliefen. Bleibt die Frage: Was läuft da schief in Reisholz? Und was müsste sich ändern, damit Zamek vielleicht doch noch eine Zukunft hat?

Viele Hoffnungen ruhen in den vergangenen Wochen auf dem Auftritt eines großen Retters: ein Investor, eventuell, aber nicht zwingend aus der Nahrungsmittelbranche, der dem klammen Unternehmen finanziell auf die Beine hilft und Vertrauen wieder herstellt.

Gegenüber der Belegschaft hat Geschäftsführer Rolf-Rüdiger van der Fecht in dieser Frage jüngst Optimismus verbreitet: „Wir sind da auf einem guten Weg.“ Konkrete Ergebnisse hat er aber noch nicht vorgelegt, dem Vernehmen nach soll es zwei Interessenten geben. Auf WZ-Anfrage wollte von der Fecht sich jedoch nicht zum Thema äußern.

Doch auch wenn ein Investor gefunden wird, ist die Frage nach einer neuen Strategie für das Traditionsunternehmen nicht leicht zu beantworten. Ein Experte im Fachmagazin Wirtschaftsspiegel drückte das so aus: „Um die Marke Zamek nachhaltig zu stabilisieren, bedürfte es weitaus mehr als Zufuhr von Liquidität.“ Die Insolvenz zu Beginn des Jahres sei für Insider keine Überraschung gewesen.

Über den richtigen Weg gibt es freilich sehr unterschiedliche Ansichten: Die einen raten Zamek dazu, sich gesund zu schrumpfen, und verweisen zum Beispiel auf die große Produktpalette mit rund 500 verschiedenen Erzeugnissen. Andere vermissen im Gegensatz dazu eine Erweiterung der Palette und fragen, warum Zamek nicht längst auf aktuelle Trends reagiert und Bio- oder Fitnessprodukte anbietet.

Eins ist klar: Die Marke Zamek hat an Sichtbarkeit eingebüßt. Lange vorbei sind die Zeiten, als Fortunaspieler mit dem Firmenlogo auf der Brust in der 1. Liga kickten. Über Werbung ist Zamek praktisch nicht mehr sichtbar, aber auch über die Produkte nicht. Wer heute durch einen Supermarkt läuft, wird ebenfalls kaum auf den rot-weißen Schriftzug treffen. Stattdessen liefert Zamek inzwischen vor allem an die verarbeitende Industrie sowie an Discounter, welche die Produkte unter einem anderen Label vertreiben. Die Gewerkschaft NGG hält das für einen Fehler (siehe Interview unten)

Wichtig scheint zunächst, dass wieder Ruhe einkehrt. Das gescheiterte Insolvenzverfahren in Eigenregie, die Kündigungen und die Umzugsdiskussion haben dazu nicht beigetragen. Die Verlagerung der Produktion nach Polen scheint aber vom Tisch, allein schon, weil dafür das Geld nicht da ist. Auch Medienberichte über das Fehlen eines Sozialplans haben sich nicht bestätigt, der wurde bereits im Mai vereinbart.

Allerdings werden Abfindungen erst am Ende des Insolvenzverfahrens ausgezahlt, insofern ist bei den einstigen Mitarbeitern noch kein Geld angekommen. Zudem gab es für die Belegschaft zuletzt wieder schlechte Nachrichten. 124 Kollegen wurden im Mai gekündigt, laut Gewerkschaft sind nun weitere 24 Mitarbeiter freigestellt worden. Die Begründung des Unternehmens: Es könne momentan die Gehälter nicht zahlen. Die Gewerkschaft fürchtet weitere Entlassungen.