Düsseldorf Zentral und ruhig: Wohnen im Innenhof

Neubauten im Innenhof liegen im Trend. Doch von Nachbarn und aus der Politik kommen teilweise kritische Stimmen.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Erst vor kurzem ist in der Bezirksvertretung 2 eine kontroverse Diskussion zum Bauen im Hinterhof entstanden. Die CDU bezeichnete den geplanten Standort zwischen Birken- und Ackerstraße als unattraktiv angesichts der hohen umgebenden Bebauung. „Ich weiß nicht, wer da wohnen möchte“, äußerte sich Fraktionsmitglied Harald Neuhaus skeptisch.

Auch seine Kollegin Annelies Böcker hielt das Konzept mit dreistöckigen Reihenhäusern für „unverantwortlich“ und forderte stattdessen eine Begrünung an der Stelle. Matthias Köhne vom Bauamt sah das anders: „Es gibt eine Klientel in der Stadt, die solche Lagen sehr schätzt.“

Bauen im Innenhof ist in Düsseldorf ein großer Trend. Vor einigen Jahren hat die Stadt mit dem Innenhofatlas ein Programm aufgelegt, um in der wachsenden Stadt mit begrenzten Flächen Potenziale für neuen Wohnraum aufzutun (siehe Artikel unten). Das Programm läuft mit Erfolg — allerdings auch nicht ganz ohne Konflikte.

Denn nicht immer sind die Bewohner im Bestand glücklich über Neubauten vor ihrer Nase. So war es bei einem aktuellen Projekt in der Venloer Straße in Pempelfort. Dort entstehen 24 Wohnungen, wo einst die Opernwerkstatt war. In der Planungsphase schlugen erboste Nachbarn in der Bezirksvertretung 1 auf und beklagten zu geringe Abstände der geplanten Neubauten.

Laut dem Bauherr, der Firma Tecklenburg, haben sich die Konflikte aber gelöst. „Man findet immer eine Lösung“, sagt Mitarbeiter Wolfram Klein der WZ. Konkreter will er dazu aber nicht werden. Die Venloer Straße ist nicht das erste Hofprojekt von Tecklenburg, die „Schokoladenfabrik“ in Friedrichstadt ist seit dem Vorjahr fertig. Projektleiter Marco de Limèle spricht von 20 Prozent Wertzuwachs, welche die Immobilien seitdem erzielt hätten.

Einer der Bewohner ist Peter Kallweit, er hat sich mit seiner Frau eine Eigentumswohnung in einem Obergeschoss gekauft — und ist rundum zufrieden. „Es ist zentral, aber ruhig. Vom Straßenverkehr bekommt man nichts mit.“

Zwischen Tal- und Jahnstraße wurden alte Fabrikbauten abgerissen und damit Platz für 25 Wohneinheiten geschaffen, als Geschosswohnungen und Stadthäuser. Gepflasterte Wege führen durch die Minisiedlung, die Autos stehen in der Tiefgarage. Unter den Bewohnern sind viele Familien mit kleinen Kindern.

Peter Kallweit schätzt an der „Schokoladenfabrik“ nicht zuletzt die Atmosphäre zwischen den Bewohnern. Es sei schon eine Gemeinschaft entstanden: „Wir duzen uns, mit einigen haben wir Silvester zusammen gefeiert.“ Eine zentraler Punkt mit Sitzgelegenheiten habe sich zudem zum Treffpunkt entwickelt.

Kallweit und seine Frau hatten zuvor in Moers gewohnt, nun ist er froh über die kurzen Wege in der Düsseldorfer Innenstadt: „Wir haben ein Auto verkauft, ich mache jetzt alles mit dem Rad.“