Zieht die Bücherei in den Kaufhof?
In der Zentralbibliothek herrscht Platzmangel, für das geplante Kaufhaus „The Rock“ fehlen Mieter — Eigner und Stadt haben schon Kontakt aufgenommen.
Düsseldorf. Fast 18 000 Quadratmeter werden Ende nächsten Jahres an der Berliner Allee/Ecke Graf-Adolf-Straße frei, wenn der Kaufhof auszieht. Ein paar hundert Meter weiter residiert die Zentralbibliothek und die hat seit Jahren ein massives Raumproblem. Könnten da nicht zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden?
Diese Frage stellte sich vor einigen Monaten nicht nur Bibliotheksleiter Norbert Kamp, sondern offenbar fast zeitgleich auch Bürgermeister Friedrich Conzen. Die Bücherei bekäme mehr Platz. Und die Stadt müsste keinen teuren Neubau finanzieren.
Kaum war im Juni das Ende des Kaufhofs angekündigt, präsentierte der Eigentümer ein Nachfolgeprojekt: ein Themenkaufhaus mit sportlichen Marken wie Adidas oder Quiksilver und Raum für Skaterrampen und mehr. Jedoch: Der Plan ist noch Theorie, kein Mietvertrag bisher unterschrieben.
Zurzeit weiß niemand, ob sich genügend Mieter finden, um die geplanten 20 000 Quadratmeter zu füllen — und eine angekündigte Investition von weit mehr als 100 Millionen Euro in das Gebäude zu rechtfertigen. Friedrich Conzen hat da Zweifel: „Es wird nicht so einfach sein, der Schwerpunkt des Einkaufens ist die nördliche Innenstadt.“
Deshalb hat er die Koerfer-Gruppe als Eigentümerin angesprochen und gefragt, was sie von der Idee hält. „Die müssen natürlich entscheiden. Aber eine große Bibliothek ist ein attraktiver Frequenzbringer“, gibt der CDU-Mann zu bedenken.
Die Bücherei zöge genau wie „The Rock“ junge Menschen an
Bodo Schmidt gehört zur Geschäftsleitung der Koerfer-Gruppe. Die Idee mit der Zentralbibliothek hält er auf WZ-Anfrage für vorstellbar. Die möge zwar eine geringere Rendite bringen als ein kommerzieller Mieter — aber eine sichere.
Die Bücherei würde „The Rock“ gut ergänzen, sie hat jährlich rund 700 000 Besucher, viele davon Jugendliche (siehe Kasten). Das ist genau die Zielgruppe des geplanten Kaufhauses. Die Bücherei hat zurzeit 4700 Quadratmeter Publikumsfläche, an der Berliner Allee wäre eine Vergrößerung denkbar.
Als Bibliotheksleiter Norbert Kamp im Juni von der Schließung des Kaufhofs erfuhr, fragte er sich sofort, ob das ein Standort für seine Zentralbibliothek sein könnte. Er ist dann auch hingefahren, hat sich das Gebäude angeschaut, die Entfernung zur U-Bahn-Station Steinstraße. „Es gehört zu meiner Aufgabe, große Gebäude in der Stadt im Auge zu haben.“
Ein klares Bekenntnis kommt ihm zwar nicht über die Lippen. Der jetzige Standort habe den Vorteil der sehr zentralen Lage am Hauptbahnhof und hervorragender ÖPNV-Anbindung. Andererseits spricht er auch die Nachteile der Nähe zum Hauptbahnhof an und stellt den Vorteil seines Hauses für einen Vermieter heraus: „Wir sind der größte städtische Frequenzbringer.“
In wenigen Monaten könnte sich ein klareres Bild ergeben, heißt es vom Eigentümer. „Bis dahin weiß ich, ob wir die Mieter zusammenbekommen“, sagt Bodo Schmidt. Wichtig seien die Ankermieter. „Aber die bewegen sich langsam“.