Düsseldorf Zoch-Absage 1990: Orkan Vivian führte zum Zoch im Mai
1990 fiel der Rosenmontagszug aus, zwölf Wochen später rollte er doch noch. Die damalige Venetia Dagmar erinnert sich.
Düsseldorf. Kein Zoch wegen eines Sturms: Das kennen die Düsseldorfer. Und viele erinnern sich auch noch gut an den 26. Februar 1990, als der Orkan Vivian für die Absage des Rosenmontagszuges sorgte. Dagmar Pagalies denkt nicht sehr gerne an den Tag zurück. Sie war damals die Venetia (mit Prinz Jürgen Kieruij): „Ich war wirklich sehr traurig, ja niedergeschlagen, weil mir der krönende Abschluss der Session geraubt wurde.“ Fünf Jahre lang war sie zuvor schon Begleiterin des Prinzenpaares gewesen, wusste also, was der Zoch für die närrischen Regenten bedeutet. „Wir waren schon im Rathaus in vollem Ornat, als die Absage kam. Aber sie war natürlich richtig, an dem Tag gab es Windböen von bis zu 160 Stundenkilometern in Düsseldorf“, erinnert sich die spätere Ehefrau des 2004 verstorbenen CC-Chefs Günther Pagalies.
Horst Weidemann war damals Mitglied der Zugleitung, er sagt: „Der Sturm war unglaublich. Ich bin mit dem ersten Schlepper zum Rhein runtergefahren, habe gesehen, wie der AVDK-Wagen fast zerfetzt wurde vom Wind.“
Nach der Zoch-Absage wurden die rund 50 Mottowagen zum Großteil in der alten Stadthalle an der Fischerstraße eingelagert. Wegen einer Schönheitsmesse dort mussten sie dann Anfang April in eine Halle an der Kölner Straße und in ein Zelt im Ehrenhof umziehen. Ja, und dann rollten sie doch noch durch die Innenstadt, beim „Rosensamstag im Mai“, dem nachgeholten Zoch am 19.Mai 1990. „Der damalige OB Klaus Bungert hatte die Idee“, erinnert sich Dagmar Pagalies: „Er fragte mich: Wann hast du Geburtstag, ich sagte: im April, darauf er: Da geht es nicht, aber dann machen wir den Rosenmontagszug im Mai.“
Eine Million Narren feierten dann bei Sonne und 21 Grad unter dem alten und neuen Motto „Von nix kütt nix“ den heißesten rheinischen Karneval aller Zeiten. Kostümiert waren zwar nicht viele Jecken, aber die Kamelle flog wie immer und die Tanzgruppen und -garden marschierten so leicht bekleidet wie nie mit. „Es war ein tolles Erlebnis“, sagt Horst Weidemann, der Einsatzleiter am Rathaus war, „wir hatten viel Publikum und sogar eine Tanzgarde aus Köln zu Gast.“ Dabei hatten die offiziellen Karnevalisten in Köln, die dem Orkan Vivian im Februar getrotzt hatten und einen reduzierten Zug laufenließen, zuvor die Nase über den Düsseldorfer Mai-Coup gerümpft und einen „Blümchen-Umzug“ empfohlen. Ein Volkskundler aus der Domstadt wählte gar den Vergleich „Ostereiersuchen zu Weihnachten“.
Dagmar Pagalies war zwar froh, im Mai als Venetia eine Million Besucher am Wegesrand grüßen zu können. Ein bisschen konnte sie die Kritik aber verstehen: „Der Mai-Zoch war ein Riesenerlebnis, aber es war kein Rosenmontag, die Verbindung zum Karneval, zur Session, die fehlte.“
Sie, Weidemann und alle anderen Karnevalisten hoffen noch, dass es diesmal anders kommt, der Orkan abdreht: „Gerade für Hanno und Sara, dieses tolle Prinzenpaar, würde es mir besonders leidtun“, sagt die Venetia von 1990.