Düsseldorf-Mörsenbroich Zweite Flüchtlingsdemo: Stadt sucht neue Quartiere
Nach Garath jetzt auch Protest in Mörsenbroich. Dort leben viele Kranke und Schwangere. Sie drohten mit einem Hungerstreik.
Düsseldorf. Nachdem am Dienstag bereits Flüchtlinge in Garath gegen die Hitze in ihrer Unterkunft — einer Traglufthalle — demonstriert haben, folgten gestern die Bewohner der zweiten Traglufthalle in Düsseldorf. Diese steht an der Sankt-Franziskus-Straße in Mörsenbroich. Dort prangern die Flüchtlinge ähnliche Probleme an, einige drohten gestern sogar mit Hungerstreik. Auch viele Schwangere und Kranke leben dort. Die Stadt versprach gestern Abend, sie so bald wie möglich anderweitig unterzubringen.
„Die Luft im Zelt macht uns krank oder verschlimmert Krankheiten“, sagt Yaghoub Alboughobeish. Der Iraner hat gestern zu dem Protest aufgerufen. Einige der Flüchtlinge verbringen zurzeit Tage und Nächte lieber draußen. „Besser an der Straße schlafen als bei schlechter Luft im Zelt“, erklären junge Männer und Frauen gegenüber der WZ. „Gebt uns nicht auf“, steht auf den Schildern, die sie in der Umgebung befestigt haben.
Um die schlechten Zustände zu beweisen, legen mehrere der Flüchtlinge ärztliche Befunde vor, die eine andere Unterbringung für erforderlich halten. Viele Betroffene leiden demnach an Atemwegserkrankungen und brauchen dringend eine bessere Belüftung. Ähnliches gelte für Schwangere. „Wir warten seit Wochen darauf, dass diese umziehen können“, sagt Alboughobeish. „Aber wir werden immer nur vertröstet.“ Schon seit Monaten sei man unzufrieden mit der Unterbringung, die Hitze der letzten Tage habe die Lage nur verschärft.
Die gewünschte Aufmerksamkeit haben die Demonstranten schon mal erreicht. Ratsherr Pavle Madzirov und Karl Tauschke von der Bezirksvertretung 6 (beide CDU) machten sich vor Ort ein Bild von der Lage, Sozialamtsleiter Roland Buschhausen sprach ebenfalls mit den Flüchtlingen. „Auch wenn ich nicht viele Verbesserungen versprechen kann, der Hungerstreik ist abgewendet“, sagt Buschhausen gestern Abend. „Es ist klar, dass die Bedingungen in den Traglufthallen nicht gut sind“, erklärte er. „Das Problem sind fehlende Alternativen.“ Mit Hochdruck arbeite die Stadt daran, noch heute soll es weitere Informationen dazu geben.
„Auf Wunsch der Bewohner in der Sankt-Franziskus-Straße haben Schwangere und Kranke bei der Verlegung Vorrang“, erklärt Buschhausen. Die Malteser, die die Flüchtlinge in Mörsenbroich betreuen, sollen eine Namens-Liste erstellen.
Bis dahin sorgen Kühlgeräte für eine Abmilderung der Temperaturen. Ein wirksames Kühlsystem stellt die Stadt ebenfalls in Aussicht.